Drei Jungen brutal getötet: Wie die Ermittler in der DDR einem Kindermörder auf die Spur kamen

Eberswalde/Leipzig - Die Leichen von drei Jungen sind in den Jahren 1969 und 1971 in Eberswalde (Brandenburg) gefunden worden - die Polizei stand auf der Suche nach dem Täter vor einem Rätsel. Wie ein Psychiater schon in der DDR bei der Aufklärung der mysteriösen Kindermorde half und welcher entscheidende Hinweis die Ermittler zu Erwin Hagedorn führte.

Erwin Hagedorn (1952-1972) wurde im Alter von 20 Jahren zum Tode verurteilt.
Erwin Hagedorn (1952-1972) wurde im Alter von 20 Jahren zum Tode verurteilt.  © privat

"Man kann sagen, Hans Szewczyk ist der bekannteste DDR-Gerichtspsychiater oder forensische Psychiater", so Forensiker Stefan Orlob in der aktuellen Folge des Magazins "MDR Umschau".

Der Fall Hagedorn begann am 31. Mai 1969. Die zwei Jungen Mario und Henry aus Eberswalde radelten zum Spielen in den Wald - doch die beiden Kinder sollten nie wieder nach Hause zurückkehren.

Erst am 13. Juni wurde Marios Körper gefunden - mit einer neun Zentimeter langen Schnittwunde am Hals. Henrys Körper wurde zwei Tage später entdeckt. Das Kind starb ebenfalls durch ein Messer.

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Aber wer steckte hinter den brutalen Morden? "Man kam natürlich auf die Hypothese, das könnte ein psychisch Kranker gewesen sein. Man hatte Kinder mit Stichverletzungen, mit Schnittverletzungen, aber es fehlten die eindeutigen Belege für ein sexuelles Motiv", beschreibt Orlob die Situation.

So baten die Ermittler Szewczyk um Hilfe. "Was ich weiß, ist, dass Hans Szewczyk die Täter-Hypothese sozusagen in Berlin vom Schreibtisch aus gemacht hat und dass man ihn gedrängt hat, das auch möglichst schnell zu machen", erklärt Orlob.

Durch das Analysieren von 6000 auf Lochkarten gespeicherten Fällen kam der Psychiater schließlich zu dem Schluss: Es ist ein Triebtäter - der wieder morden wird.

Das dritte Opfer: Ronald (†12) wird im Jahr 1971 umgebracht

Im Jahr 1972 wurde Erwin Hagedorn in der zentralen Hinrichtungsstätte der DDR in Leipzig durch einen Kopfschuss getötet.
Im Jahr 1972 wurde Erwin Hagedorn in der zentralen Hinrichtungsstätte der DDR in Leipzig durch einen Kopfschuss getötet.  © Hendrik Schmidt/dpa

Und tatsächlich: Zwei Jahre später, am 9. Oktober 1971, verschwand der damals zwölf Jahre alte Ronald. Die Leiche des Jungen wurde später mit 23 Messerstichen und einem Schnitt am Hals gefunden.

Erneut trat die Stasi an Szewczyk heran. Seine wegweisende Annahme: Der Täter ist ein sadistischer Lustmörder.

"Er hat insbesondere aus seinem Wissen über Sadismus dann geschlussfolgert, dass also der Täter in der Zeit zwischen '69 und '71 nicht inaktiv gewesen sein kann und das man da ansetzen müsste, durch die Befragung von Kindern", weiß Orlob.

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Eines dieser Kinder war Andreas Kittel. Er erzählte, dass er im Winter 1968/69 beim Skifahren im Wald von einem Mann angefasst und mit einem Messer bedroht wurde.

Kittel erinnert sich in der MDR-Sendung: "Mein Kumpel, der hat neben ihm gewohnt, der war in meiner Klasse und dadurch wusste ich, dass der auch in dem Haus wohnt. Dann bin ich zur Polizei und habe da Bescheid gesagt, dass der da wohnt" - der Nachbar war Erwin Hagedorn (damals 19).

Nach seiner Verhaftung gestand der junge Mann. Im Jahr 1972 wurde Hagedorn zum Tode verurteilt und in Leipzig durch einen Kopfschuss hingerichtet. Die ganze Folge gibt's in der ARD-Mediathek zum Streamen.

Titelfoto: privat

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