Mit 14 war Marco schon Doppel-Killer: "200 Meter weiter wurde mein Sohn zu Tode gequält"

Leipzig - Es sind tragische Einzelfälle und doch geschieht das Unfassbare immer wieder, wie die jüngere Vergangenheit zeigt: Kinder töten Kinder. Einer dieser grausamen Fälle erschütterte schon vor mehr als 30 Jahren Leipzig – der Täter war gerade einmal 13 Jahre alt, als er das erste Mal mordete. In "Kripo live - Tätern auf der Spur" arbeitet der MDR die Hintergründe auf.

Erst sexuell missbraucht und dann erwürgt: Denny Dahl (†10, l.) und Manuel Kunze (†8) wurden Opfer der Gewaltfantasien eines Teenagers.
Erst sexuell missbraucht und dann erwürgt: Denny Dahl (†10, l.) und Manuel Kunze (†8) wurden Opfer der Gewaltfantasien eines Teenagers.  © Leipziger Morgenpost

Diese Taten erschütterten zwischen 1991 und 1992 ganz Deutschland: Zwei Jungen aus Leipzig verschwinden spurlos und können schließlich nur noch tot aufgefunden werden. Denny Dahl und Manuel Kunze wurden sexuell missbraucht und erwürgt.

Zwischen beiden Taten liegt fast ein Jahr. Marco F. ist 14 Jahre alt, als er die abscheulichen Taten kurz nach dem zweiten Mord bei der Polizei gesteht.

In der Doku "Wenn Kinder Kinder töten" kommt auch der Vater des getöteten Manuel zu Wort, der damals selbst als Kriminalbeamter gearbeitet hat.

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Uwe Kunze fällt es bis heute schwer zu beschreiben, was in ihm vorging, seit er vom Mord an seinem Jungen erfahren hat. Eins stehe aber fest: "Der Mörder hat am 14. Februar 1992 mein Leben und das meiner Familie zerstört", erzählt er in der Sendung. Auch Zeit könne keine Wunden heilen: "Das ist dummes Zeug."

Am Tag von Manuels Verschwinden haben er und seine Frau sich zunächst keine Sorgen gemacht, sie seien davon ausgegangen, dass ihr Sohn noch mit einem Klassenkameraden zu Hause oder auf dessen Hof spiele.

Für Vater ist es unvorstellbar, dass ein Kind der Mörder sein könnte

Der kleine Manuel wurde von seinem Peiniger zu einem Auto in einer Garage gelockt. Dort tötete der 14-Jährige das Kind. (Nachgestellte Szene)
Der kleine Manuel wurde von seinem Peiniger zu einem Auto in einer Garage gelockt. Dort tötete der 14-Jährige das Kind. (Nachgestellte Szene)  © MDR

Dass der Achtjährige vom Spielplatz in Sichtweite ihrer Wohnung verschwindet, können sie zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen. Auch nicht, dass es in der Südvorstadt – hier lebte die Familie – ein Kind gibt, das seine abartigen Fantasien an anderen Kindern auslebt. Und sogar schon einmal gemordet hat.

Knapp ein Jahr zuvor hatte man die Leiche des kleinen Denny gefunden. Für Polizist Uwe Kunze lag es damals außerhalb seiner Vorstellungskraft, dass ein Kind für die Tat verantwortlich sein könnte.

Er habe seinen Kindern nun noch mehr eingeschärft, bloß nie mit fremden Erwachsenen mitzugehen. Manuel geht auch nicht mit einem Erwachsenen mit, sondern mit einem Kind, das ihm in einer Garage ein tolles Auto zeigen will.

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"Ich weiß heute, dass die maximal im Abstand von zehn Minuten vor uns her gelaufen sind. Ich stand dort mit meiner Frau, hab banale Dinge gekauft, [während] vielleicht 200 Meter weiter mein Sohn gerade zu Tode gequält und ermordet wurde", kämpft Uwe Kunze mit seinen Erinnerungen.

Weil der Achtjährige nicht wie verabredet bei Einbruch der Dunkelheit heimkommt, ist sein Vater erst wütend auf ihn. Doch dann sei die Angst gekommen, der Gedanke, dass etwas Schlimmes geschehen sein muss.

Mörder soll "furchtbare Qualen" leiden

Marco F. war selbst noch ein Kind, als er die Taten beging. Bis heute durfte er den Hochsicherheitstrakt einer Psychiatrie nicht verlassen.
Marco F. war selbst noch ein Kind, als er die Taten beging. Bis heute durfte er den Hochsicherheitstrakt einer Psychiatrie nicht verlassen.  © Leipziger Morgenpost

Uwe Kunze geht zur Polizei, eine tagelange Suche startet. Als seine Kollegen ihm kurze Zeit später Manuels Anorak zeigen, mit dem Marco und seine Mutter auf die Wache gekommen sind, verliert er jegliche Hoffnung.

"Ich kann mich ab da wirklich an nichts erinnern, außer dass ich zu dem Zeitpunkt gedacht hab, der Manuel ist tot." Wenig später führt Marco die Ermittler zur Leiche des Jungen.

Später erfahren die Eltern, dass "unser Kind oral und anal missbraucht wurde, dass er geweint hat, um sein Leben gebettelt hat. Und dass er irgendwann geäußert hat: Das sage ich meinem Vati, der ist bei der Polizei". Das war Manuels Todesurteil, Marco F. wollte sein Opfer zum Schweigen bringen.

Bis heute hat der damals 14-Jährige die im November 1992 verhängte Haftstrafe von siebeneinhalb Jahren nicht angetreten, sitzt seit 32 Jahren in der Psychiatrie und wird diese vermutlich auch nicht mehr verlassen. Zu groß ist die Gefahr, die offenbar noch immer von ihm ausgeht.

Obwohl er weiß, dass er seinen Manuel dadurch nicht zurückbekommt, wünscht sich Uwe Kunze, dass sein Mörder "irgendwann zugrunde geht und zwar unter furchtbaren Qualen. Das ist das Einzige, was mir irgendwo eine Genugtuung bringen würde."

Die ganze Sendung könnt Ihr in der ARD-Mediathek anschauen.

Titelfoto: Bildmontage: Leipziger Morgenpost ; MDR

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