Terra-X-"Welten-Saga" geht in eine neue Runde: Was Christopher Clark besonders beeindruckt hat

Berlin/Dresden - Er ist Australier, lehrt an der Universität im englischen Cambridge Neuere Europäische Geschichte und ist Experte für Deutschlands Historie: Christopher Clark (63) kennt sich in der Welt(-Geschichte) also bestens aus. Nun nimmt er die ZDF-Zuschauer in seiner Terra-X-Reihe "Welten-Saga" wieder auf seinen Reisen mit, beginnend im italienischen Neapel. Im Interview mit TAG24-Redakteurin Saskia Hotek erzählt er, welche Erlebnisse ihn besonders geprägt haben und auf welche Einladung er noch wartet.

Christopher Clark (63) ist für seine Terra-X-Reihe um die Welt gereist.
Christopher Clark (63) ist für seine Terra-X-Reihe um die Welt gereist.  © ZDF/Sebastian Richter

TAG24: Müssen Sie jetzt zu Hause auch immer Pizza backen?

Christopher Clark: Nach der Reise nach Neapel habe ich schon ein paar Pizzen gebacken. Es hat Spaß gemacht.

TAG24: Neben Neapel: Welche Ziele haben Sie in der neuen Staffel noch bereist?

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Christopher Clark: Nordafrika, Naher Osten mit der Halbinsel Sinai, Jerusalem und dem Toten Meer, Japan, Südeuropa, Südamerika, die Türkei und Griechenland.

TAG24: Wie lange waren Sie für den Dreh unterwegs?

Christopher Clark: Genau zusammengerechnet habe ich die Zeit nie und ich möchte es ungern machen, weil ich sonst in eine Art zeitliche Klaustrophobie komme (lacht).

Diese Sendungen nehmen schon wahnsinnig viel Zeit in Anspruch. Wenn wir die Termine für das kommende Jahr ausmachen, habe ich das Gefühl, das ganze Jahr ist vom ZDF aufgefressen worden (lacht). Dabei lehre ich ja auch noch als Professor in England und schreibe Bücher.

Aber man braucht die Zeit, wenn man tiefgründig werden will. Man kann nicht einfach Stippvisiten hier und dort machen. Man muss mit den Menschen vor Ort auch ins Gespräch kommen.

Ein Meister der Schwertschmiedekunst hat Clark Einblicke in sein Handwerk gegeben.
Ein Meister der Schwertschmiedekunst hat Clark Einblicke in sein Handwerk gegeben.  © ZDF/Sebastian Richter

TAG24: Das ist auch das Besondere an Ihren Dokumentationen.

Christopher Clark: Die Orte sind fabelhaft, doch es sind die Menschen, die sie zum Leben erwecken. Was mir während der Dreharbeiten immer wieder aufgefallen ist: Wenn ein Fernsehteam mit Kameras und Lichtern auftaucht, benehmen sich die Menschen anders und wollen mitteilen, was ihnen wichtig ist.

Davon profitieren wir natürlich. Als normaler Tourist wäre das nicht möglich.

TAG24: Welches Reiseziel hat Sie am meisten beeindruckt und warum?

Christopher Clark: Ich habe nie das Gefühl gehabt, ein Reiseziel fällt besonders langweilig aus.

Alle Ziele sind bisher interessant gewesen. Wenn ich das Ziel benennen müsste, wo ich die meisten Neuentdeckungen gemacht habe, wäre das Marokko, wo wir zu den Kasbah (Burg-/Festungsanlagen der Berberfürsten, Anm. d. R.) gefahren sind.

Dort haben wir mit Berberfamilien gesprochen und da hat sich für mich eine ganz neue Welt aufgetan, die ich bisher noch nicht kannte. Sie haben eine eigene Sprache, nämlich Tamazight, und einen anderen Blick auf die Welt.

Aber auch das Gespräch mit einem Schwertschmied in Japan, den ich gefragt habe: "Woran denken Sie, wenn Sie diese Arbeit machen?"

Er hat antwortet: "Manchmal denke ich, ich bin der Schwertschmied und klopfe auf das heiße Metall. Und manchmal denke ich, ich bin das heiße Metall und auf mich wird geklopft." Und das war für mich ein völlig neuer Gedanke, eine komplett andere Sichtweise.

Nicht die erste Zusammenarbeit mit Regisseur Gero von Boehm

Regisseur Gero von Boehm (69, v.l.), Kameramann Alexander Hein und der Geschichtsprofessor sind ein eingespieltes Team.In Japan hat der Historiker mit einem buddhistischen Zen-Meister meditiert.
Regisseur Gero von Boehm (69, v.l.), Kameramann Alexander Hein und der Geschichtsprofessor sind ein eingespieltes Team.In Japan hat der Historiker mit einem buddhistischen Zen-Meister meditiert.  © ZDF/Sebastian Richter

TAG24: Sie arbeiten nicht zum ersten Mal mit Regisseur Gero von Boehm (69) zusammen. Was schätzen Sie an der Zusammenarbeit?

Christopher Clark: Er ist einfach ein toller Mensch: lustig, klug und easy-going, hat ein sehr angenehmes Wesen. Es ist immer eine Freude, mit ihm zu arbeiten und zu reisen.

Sein Gefühl für die Bilder - und das hat er gemein mit unserem Kameramann Alexander Hein, sie sind quasi telepathisch miteinander verbunden (lacht) - sind auffallend gut und erfindungsreich.

Wie er die Orte und Menschen filmt, ist sehr raffiniert. Dazu kommt, dass bei Gero von Boehm immer eine größere Logik der Bewegung dabei ist. Man steckt nie an einem Ort fest, sondern hat das Gefühl, man schwebt über Landschaften und Kontinente.

Das Gefühl der nie aufhörenden Bewegung, wie bei einem Road-Movie, ist genial.

TAG24: Das klingt ja fast so, als ob Sie in Zukunft noch öfter zusammenarbeiten werden.

Christopher Clark: Das würde ich sehr gerne. Man wartet ja auf eine Einladung (lacht). Ich will mich nicht vordrängeln. Diese Reisen sind eine so bereichernde Erfahrung, die ich keinen Moment bereue.

Von Queen Elizabeth zum Ritter geschlagen

Queen Elizabeth (†96) hat den Historiker 2015 zum Ritter geschlagen.
Queen Elizabeth (†96) hat den Historiker 2015 zum Ritter geschlagen.  © dpa/PA Wire/Joe Giddens

TAG24: Sie wurden von Queen Elizabeth (†96) zum Ritter geschlagen (2015), mit der Karlsmedaille und dem Großen Bundesverdienstkreuz (beides 2022) geehrt. Was bedeuten Ihnen solche Auszeichnungen?

Christopher Clark: Gleichsam viel und wenig. Viel, weil man dankbar ist für die Anerkennung. Denn es gehört immer eine gewisse Großzügigkeit dazu, wenn jemand anerkannt wird. Es ist wie ein Geschenk zu bekommen, also große Freude.

Man bekommt dadurch aber nicht das Gefühl, dass man ein besserer Mensch ist. Wenn man das wirklich glauben würde, führe es dem Wahnsinn entgegen (lacht).

In Japan hat der Historiker mit einem buddhistischen Zen-Meister meditiert.
In Japan hat der Historiker mit einem buddhistischen Zen-Meister meditiert.  © ZDF/Sebastian Richter

TAG24: Sie denken trotz der Ehrungen also nicht ans Aufhören?

Christopher Clark: Nein. Wir überlegen stattdessen, eine Reihe über die Weltreligionen zu machen. Auch sie sind ein unglaublich spannendes Thema. Dabei denken wir nicht nur an die "Big Three", also Judentum, Christentum und Islam, sondern auch Buddhismus, Hinduismus und andere, zum Teil global vernetzte Religionsgemeinschaften. Die Geschichte dieser Gemeinschaften in ihrer gegenseitigen Verbundenheit wäre sehr interessant.

TAG24: Es scheint, als lägen vor Ihnen wieder zahlreiche, weitere Reisen. Verreisen Sie eigentlich auch noch im Urlaub?

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Christopher Clark: Das ist eine wirklich gute Frage. Wenn ich sehr viel unterwegs war, dann ist mein Lieblingsurlaubsort mein Zuhause. Ein paar Wochen nirgendwo hinfahren, im Garten arbeiten, schwimmen gehen - es gibt in Cambridge ein sehr schönes, städtisches Schwimmbad - , auf dem Land spazieren - das ist dann für mich Urlaub.

Die zweite Staffel der "Welten-Saga" startet am kommenden Sonntag, um 19.30 Uhr, im ZDF. Ab morgigen Mittwoch ist die erste Folge bereits in der ZDF-Mediathek abrufbar.

Titelfoto: ZDF/Sebastian Richter

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