Mörder Manuel ist Dauer-Knasti: "Da knallt mir der Stift raus und ich produziere Opfer!"

Bruchsal - Wer hierherkommt, hat Schlimmes getan: Mehr als 400 Männer sitzen ihre Haftstrafe im Hochsicherheitsgefängnis Bruchsal (Baden-Württemberg) ab. Sie haben geraubt, gestohlen, mit Drogen gehandelt und andere Menschen verletzt oder gar getötet. Einige erzählen ihre Geschichte.

1848 wurde das Hochsicherheitsgefängnis Bruchsal in Baden-Württemberg gebaut.
1848 wurde das Hochsicherheitsgefängnis Bruchsal in Baden-Württemberg gebaut.  © ZDF/Patrick Penkert

Es ist 6 Uhr am Morgen, Zeit aufzustehen. Marcus Bornhäuser geht begleitet von der ZDF-Doku "Knast in Deutschland - Mehr als lebenslänglich" von Zelle zu Zelle, sperrt die Türen auf, führt eine Lebendkontrolle durch. Dass alles unauffällig ist, ist zwar die Regel. Doch der seit 22 Jahren als Justizvollzugsbeamter arbeitende Wärter hat auch schon anderes erlebt.

Wenn die Haftzeit zu lang oder die Situation für jemanden zu schlimm ist, kommt es auch zu Suizidfällen im geschlossenen Vollzug.

"Ich hatte einmal die Situation, wo ich dazugekommen bin und er sich schon so stranguliert hat, dass man nichts mehr machen konnte. Das ist ein Schock, weil man sich abends noch verabschiedet hat und dann schließt man morgens auf und er liegt drin", so Bornhäuser. 79 Häftlinge beendeten 2023 ihr eigenes Leben hinter deutschen Gittern.

Menschliche Kacke als Dünger? "Spätestens hier hat das nichts mehr mit Scheiße zu tun"
Dokumentationen Menschliche Kacke als Dünger? "Spätestens hier hat das nichts mehr mit Scheiße zu tun"

Wer lebenslang einsitzt, ist im Durchschnitt für 18 Jahre eingesperrt. Denn erst nach 15 Jahren kann ein lebenslang verurteilter Mensch einen Antrag auf vorzeitige Haftentlassung stellen.

In Bruchsal sitzen Hunderte Männer wegen Drogenhandels, Körperverletzung, sexuellem Missbrauch, Mord oder Betrug. So auch Manuel* (34), dessen Name für die Doku geändert wurde.

Der Justizvollzugsbeamte Marcus Bornhäuser (r.) kontrolliert einen Insassen, der wegen Mordes einsitzt.
Der Justizvollzugsbeamte Marcus Bornhäuser (r.) kontrolliert einen Insassen, der wegen Mordes einsitzt.  © ZDF/Patrick Penkert

Manuel* ist Intensivtäter: "Ich bin mit 17 rein, mit 18 raus und mit 19 wieder rein"

Manuel (34, r., Name geändert), ist Gewalt- und Intensivtäter.
Manuel (34, r., Name geändert), ist Gewalt- und Intensivtäter.  © ZDF/Patrick Penkert

Neben dem normalen Regelvollzug wird in Bruchsal auch Sozialtherapie in Wohngruppen angeboten. Diese nimmt auch Manuel in Anspruch, der acht Jahre und anschließende Sicherungsverwahrung unter anderem wegen Raubes erhalten hat.

Er ist das dritte - und wie er hofft letzte - Mal im Knast. 15 seiner 34 Lebensjahre verbrachte er im Gefängnis. Und erzählt von seinen Anfängen: "Ich bin mit 17 rein, mit 18 raus und mit 19 wieder rein. Da habe ich neun Jahre bekommen, da ging es um ein Tötungsdelikt", erzählt der Häftling, der von "Mord" spricht.

"Ich bin Gewalttäter. Wenn ich einen Jähzorn bekomme, werde ich gefährlich. Das in Kombination mit Alkohol, da knallt mir der Stift raus, ich verursache Schäden und produziere Opfer", beschreibt sich der 34-Jährige selbst.

Mandy bleibt bei Alkoholiker-Papa und lässt verprügelte Mutti gehen
Dokumentationen Mandy bleibt bei Alkoholiker-Papa und lässt verprügelte Mutti gehen

In Bruchsal macht der wegen seines Hangs zu schweren Straftaten mit Sicherheitsverwahrung belegte Manuel eine mehrjährige intensive Sozialtherapie. Erst danach kann ihm möglicherweise eine günstige Prognose gestellt werden.

Mehr als 400 Männer sind in Bruchsal inhaftiert.
Mehr als 400 Männer sind in Bruchsal inhaftiert.  © ZDF/Patrick Penkert

Die Doku "Knast in Deutschland - Mehr als lebenslänglich" seht Ihr am Montag (25. März) ab 20.15 Uhr auf ZDFinfo oder bereits jetzt in der ZDF-Mediathek.

Titelfoto: Bildmontage: ZDF/Patrick Penkert

Mehr zum Thema Dokumentationen: