Luca (12) verliert geliebte Mama nach langem Kampf an den Krebs: "Fühle mich zerstört, aber auch fröhlich"

Landsberg/Halle (Saale) - Es ist der absolute Albtraum aller Eltern – zu wissen, dass sie ihr Kind vielleicht nicht mehr weiter aufwachsen sehen können. So erging es auch Katrin Krause (†50) aus Sachsen-Anhalt, die seit vielen Jahren an Krebs litt und ihren Sohn Luca (12) auf ein Leben ohne sie vorbereiten musste. Die MDR-Doku "Mama muss sterben – Wenn Kinder ein Elternteil verlieren" erzählt ihre Geschichte.

Luca (12) hat zehn Jahre lang mit angesehen, wie seine Mutter Katrin (†50) gegen den Krebs kämpfte und war immer an ihrer Seite.
Luca (12) hat zehn Jahre lang mit angesehen, wie seine Mutter Katrin (†50) gegen den Krebs kämpfte und war immer an ihrer Seite.  © MDR/Werkblende

Es ist ein Bild, das ans Herz geht: Der elfjährige Luca liegt zusammen mit seiner Mutter Katrin in einem Krankenhausbett. Doch nicht der Junge ist krank, sondern seine sichtlich geschwächte Mama – sie liegt auf der Palliativstation des Krankenhauses Martha-Maria in Dölau, einem Stadtteil von Halle.

Er lacht und redet mit ihr, scheint ausgelassen – Luca ist eigentlich ein ganz normaler Junge, liest gerne, macht Karate, spielt Gitarre, liebt Tiere. Doch die Krankheit seiner Mama gehört genauso zu seinem Leben wie zu ihrem. "Ich hätte schon gerne mehr Zeit mit Mama gehabt, aber ihr wird es jetzt wahrscheinlich viel besser gehen", so Luca tapfer, in dem Wissen, dass sie bald sterben wird.

Die 50-Jährige hat die Diagnose Brustkrebs bekommen, als ihr Sohn gerade zwei Jahre alt war und obwohl sie so viele Jahre dagegen angekämpft hat, hat Luca seine Mutter nie gesund erlebt.

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Er habe es sich noch nicht vorgestellt, wie es wäre, aber er wünscht sich, "dass Mama zum Beispiel wieder Fahrrad fahren kann, dass sie ihre linke Seite wieder bewegen kann, wenn der Tumor irgendwann mal besiegt ist. Aber ich glaube, das wird nicht passieren", erzählt der Gymnasiast.

Mutter und Sohn reden viel über den Krebs und wie er sich von ihrer Brust zu ihrem Gehirn vorgearbeitet hat. "Ich möchte schon, dass er darüber Bescheid weiß, warum es mir nicht so gut geht oder warum ich dies und das nicht mehr tun kann oder warum mir die Haare ausfallen", so Katrin.

Nur über den Tod fällt es beiden schwer zu reden, Luca versucht das Thema zu vermeiden. Beiden ist bewusst, wie schnell die gemeinsame Zeit vorbei sein könnte, weshalb sie gemeinsame Rituale besonders genießen und sich an den kleinen Dingen im Leben erfreuen.

Ein letzte gemeinsame Reise an die Ostsee

Der Junge hat seine Mama in dieser Zeit unterstützt, wo es nur möglich war, begeisterte sich nebenher für Karate und das Gitarrespielen.
Der Junge hat seine Mama in dieser Zeit unterstützt, wo es nur möglich war, begeisterte sich nebenher für Karate und das Gitarrespielen.  © MDR/Werkblende

Als der MDR im Juni 2021 begann, die Familie aus dem Landsberger Ortsteil Gollma im Saalekreis zu begleiten, gaben die Ärzte Katrin noch wenige Wochen, maximal ein paar Monate zu leben. Damals lebte Katrin noch mit im Mehrgenerationenhaus, wurde jedoch in einer Tagespflege betreut, während Luca in der Schule war.

Ob beim Anziehen, Wäsche waschen oder Stallarbeiten – Luca half seiner Mutter, wo er nur konnte, das machte ihm nichts aus. "Hauptsache Mama gehts gut", so der damals Elfjährige, der zum Teil schon so erwachsen wirkte.

Luca ist Katrins Nachzügler, drei erwachsene Kinder sind schon längst aus dem Haus. "Er ist mein Ein und Alles, mein größter Halt", schwärmt sie von ihrem Nesthäkchen.

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Gemeinsam machten sie im vergangenen August noch ein paar Tage Urlaub an der Ostsee. Diese Ferien erfüllten Katrins letzten großen Traum – an das, was kommen könnte, versuchten beide nicht zu denken. "Hier sind wir endlich mal glücklich, müssen nicht über Zuhause nachdenken und das ist unheimlich viel wert."

Lucas größter Wunsch zu dieser Zeit war eigentlich ein sehr bescheidener: "Mama soll nicht mehr krank sein. Und mehr eigentlich auch nicht. Ich möchte einfach nur, dass Mama nicht mehr krank ist und dass die ganzen Narben halt verschwinden", erklärt er, als beide zusammen in einem Strandkorb sitzen, und legt seinen Arm um ihre Schultern.

Selbst als Zuschauer kann man die Liebe der beiden füreinander regelrecht spüren.

Katrin verliert den Kampf gegen den Krebs

Einen letzten gemeinsamen Urlaub verbrachten die zwei im vergangenen August an der Ostsee.
Einen letzten gemeinsamen Urlaub verbrachten die zwei im vergangenen August an der Ostsee.  © MDR/Werkblende

Schon wenige Wochen nach diesem wunderbaren Erlebnis hat sich Katrins Situation deutlich verschlechtert – weitere Metastasen haben sich an Lunge, Leber und Rippen gebildet, wieder muss sie zur Chemotherapie. Mutter und Sohn kommen um das Thema Tod so langsam nicht mehr herum.

"Wir müssen jetzt wirklich mal über die nächsten Wochen und Monate reden, weil es durchaus sein kann, dass ich es nicht schaffe bis zu deiner Jugendweihe", so Katrin zu Luca. Sie hofft, Weihnachten noch bei ihm sein zu können, doch ihre Zweifel sind ihr anzusehen.

Wieder reagiert der Junge für einen Elfjährigen zu erwachsen: "Ich fühle mich gerade zerstört, aber auch ein bisschen fröhlich, weil du erlöst wirst von deinen Schmerzen."

Nachdem Ende Oktober die Chemo abgesetzt werden musste, weil ihr Körper zu schwach dafür war, hat Katrin am 6. Dezember vergangenen Jahres, noch vor dem erhofften Weihnachtsfest, den Kampf gegen den Krebs verloren.

Luca lebt weiter bei seiner Schwester, hat regelmäßigen Kontakt zu seinem Vater. Und trauert auf seine Weise. Über seine Mama zu sprechen, erst recht vor der Kamera, fällt dem inzwischen Zwölfjährigen nicht mehr so leicht wie noch vor ein paar Monaten, doch er tut es zumindest kurz und aus einem bestimmten Grund: "Damit ich anderen Kindern auf der Welt, denen es genauso geht wie mir, Mut mache!"

Damit ist Katrins letzter großer Wunsch in Erfüllung gegangen. Wenige Monate später ist sie gestorben.
Damit ist Katrins letzter großer Wunsch in Erfüllung gegangen. Wenige Monate später ist sie gestorben.  © MDR/Werkblende

Den ganzen Beitrag über die starke Bindung zwischen Luca und seiner Mama Katrin sowie über seine Art des Verarbeitens seht Ihr in der MDR-Mediathek.

Titelfoto: Bildmontage: MDR/Werkblende

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