Ein Maßband hilft Antje, den Tod ihres Mannes zu verarbeiten: "Er ist immer präsent"
Köthen - Manche sagen, der Tod gehört zum Leben. Das mag sein, doch trotzdem ist es für die Hinterbliebenen die schmerzlichste Erfahrung, einen geliebten Menschen zu verlieren. Drei Betroffene erzählen in der MDR-Dokumentation "Verwitwet – Wie das Leben weitergeht", wie sie nun ohne den wichtigsten Menschen in ihrem Leben zurechtkommen müssen.
Man geht mit ihm durch dick und dünn, schmiedet Pläne, hat gemeinsame Träume – die mit einem Mal wie Seifenblasen zerplatzen. Wenn der Lebenspartner stirbt, bricht für jeden Menschen eine Welt zusammen.
Eine von ihnen ist Antje Kabus aus Köthen in Sachsen-Anhalt. Ihr Mann Hendrik wurde nur 60 Jahre alt, kämpfte ein Jahr lang vergeblich gegen eine Krebserkrankung. Antje war stets an seiner Seite, sah ihn sterben.
Als Hendrik noch lebte, betrieb er zusammen mit seiner Frau ein Lebensmittelgeschäft und eine Kantine, war außerdem Musiker und bei den Bürgern in Köthen kein Unbekannter. Gemeinsam haben sie einen Sohn, Hendrik außerdem zwei Kinder aus früheren Beziehungen.
Jeder Mensch geht anders mit einer solchen Situation um. Die einen stürzen sich in die Arbeit, um Ablenkung zu finden, andere verkriechen sich in ihrem Schmerz. Eines haben sie alle gemeinsam: Sie fragen sich, ob sie jemals wieder glücklich werden können.
Obwohl die Familie eigentlich wusste, was sie erwartet, war Hendriks Tod ein absoluter Schock, denn von Jetzt auf Gleich war der geliebte Mann und Vater auf einmal nicht mehr da. "Erstmal hat der Mensch in unserem Familienbild, im Haus, einfach unendlich gefehlt", erzählt Antje stockend. Es dauere eine ganze Weile, bis man das wirklich realisiert.
Die erste Handlung nach dem Tod war der Anruf beim Arbeitsamt
Ihre erste Handlung nach dem Verlust sei der Anruf beim Arbeitsamt gewesen, um sich Unterstützung zu holen. "Ich wusste ja nicht, was mit mir passiert, wie es mir geht, wie die weiteren Wochen sich gestalten werden."
Eine gute Entscheidung, denn das gemeinsame Unternehmen konnte Antje nicht halten, betrieb jedoch noch eine ganze Weile die Kantine. Erst viel später wurde Antje bewusst, dass sie sich auch endlich Zeit für sich selbst nehmen muss.
Doch allem Schmerz zum Trotz mussten Antje und ihr Sohn Moritz, der musikalisch seinem Vater hinterher eifert, lernen ohne den geliebten Mann und Vater weiterzuleben. Ein Maßband, das sie in ihrer Küche angebracht haben, soll dabei helfen.
Jeder Tag, der seit Hendriks Tod vergangen ist, wurde abgestrichen – Bilder erinnern an ihn. Es soll ihnen bewusst machen, wie viele Tage sie schon ohne ihn gemeistert haben, auch wenn es schwerfällt. "Er ist immer präsent."
Doch was hilft dabei, die Trauer aufzuarbeiten? In Antjes Fall – und es klingt ein wenig makaber – eine Ausbildung zur Sterbebegleiterin. Das sei schmerzhaft, aber dadurch spüre sie noch immer eine starke Verbindung zu Hendrik.
Wie es dazu kam und welche Erfahrungen andere Betroffene gemacht haben, erfahrt Ihr im kompletten Beitrag in der MDR-Mediathek.
Titelfoto: Bildmontage/Screenshot/MDR-Mediathek