Leipzig - Prinzipiell sind im Osten doch alle voreingenommen gegenüber Ausländern, die Menschen sind unfreundlich, verschlossen und generell zeigen die letzten Wahlen ja ganz deutlich, dass die Ossis einfach rechts sind - die Vorurteile, welche unter anderem durch die Presse verbreitet werden, halten sich wacker und das bereits über Jahrzehnte hinweg, wie der MDR in seiner Doku "Abgeschrieben? - Der Osten in den Medien" an einem Extrembeispiel zeigt.
Es ist Sommer im Jahr 1997, als ein schreckliches Unglück das ostdeutsche Örtchen Sebnitz erschüttert: Beim Baden in einem Freibad stirbt ein sechsjähriger Junge.
Mehr als drei Jahre später dann die Wendung: Die BILD-Zeitung rollt den Fall neu auf, berichtet, dass eine Gruppe bestehend aus 50 Neonazis das Kind ertränkt hat.
"Man hatte ein Bild vom Osten und fand es auf grausame Art und Weise bestätigt", resümiert der Journalist Sven Siebert. Er ist damals einer von vielen Medienschaffenden, die sich direkt auf den Weg nach Ostsachsen begeben.
In Sebnitz wimmelt es damals von Journalisten. Es ist eine Ausnahmesituation, welche die gesamte Stadt dominiert. Plötzlich werden unschuldige Passanten an den Pranger gestellt.
"Solange der Sender uns als Kriminelle hinstellt, haben sie hier nichts zu suchen", ärgert sich ein Bürger über den Presserummel und schlägt mit seinem Schirm nach der Kamera.
Dann kommt die Wahrheit ans Licht: "Es war ein tragischer Freibad-Sommer-Badeunfall"
Niemand scheint die Korrektheit der Nachricht zu hinterfragen. Die Vorurteile der Deutschen über den Osten scheinen zu gut mit der Tat übereinzustimmen.
"Es ist eine schreckliche Schande für die Menschheit, zu was ihr ostdeutschen Faschisten in der Lage seid", liest der Bürgermeister Ronald Kretzschmar aus dem damaligen Gästebuch vor.
Wenig später finden Ermittler die Wahrheit heraus. Die Geschichte: Erstunken und erlogen, und zwar von der Mutter des toten Jungen höchstpersönlich. In Wahrheit ist er an einem Herzinfarkt gestorben. "Es war ein tragischer Freibad-Sommer-Badeunfall", fasst Sven Siebert zusammen.
Es ist ein Extrembeispiel eines Phänomens, welches heutzutage noch stärker in den Medien vertreten ist, als damals. Das findet zumindest der Journalist Hajo Schumacher. "Man schreibt ab, ohne dass es jetzt allzu sehr nach Abschreiben aussieht."
Den kompletten Bericht mit vielen weiteren spannenden Aspekten könnt Ihr Euch jederzeit in der Mediathek ansehen.