Die Mauer zerstörte ihre Familie: Maren Gilzer spricht erstmals über Familiendrama
Leipzig - Wir kennen sie als fröhliche Assistentin beim "Glücksrad", auch als Dschungelkönigin von 2015 ist Maren Gilzer (60) vielen in Erinnerung und natürlich ist ihre Rolle als Schwester Yvonne bei "In aller Freundschaft" unvergessen. Die Schauspielerin war jetzt im MDR-Riverboat zu Gast und erzählte plötzlich vom Mauer-Drama ihrer Familie - erstmals im TV überhaupt.
"Bei Maren Gilzer dachte ich immer, doch, die Maren die kenne ich, da weiß ich ein paar Eckdaten", sagte Moderatorin Kim Fisher (50). "Und dann telefoniert unsere Autorin vor der Sendung mit Dir und da ist was, worüber man noch nie mit Dir gesprochen hat. Und das erzählst du jetzt bei uns. Du hast eine richtige Mauerschicksalsgeschichte!" Gilzer selbst fand ihre Geschichte nie so dramatisch. Erst jetzt - Jahrzehnte später - wird ihr das Ausmaß richtig bewusst.
"Also, ich bin ja 1960 geboren und 1961 kam die Mauer. Meine Mutter war Grenzgängerin, lebte in Ost-Berlin, arbeitete in West-Berlin, und fragte meinen Vater: 'Komm, lass uns doch rüber gehen in den Westen, die machen hier bald dicht'", erzählte die Schauspielerin.
"Mein Vater wollte nicht. Meine Mutter hat mich dann einfach geschnappt und ist mit mir in den Westen gegangen. Ohne, dass mein Vater das wusste. Noch vor dem Mauerbau. Da konnte man noch rüber, aber nur mit einer Handtasche. Meine Oma, mein Opa und meine Tante sind uns dann auf einen Verwandtenbesuch gefolgt, nur mit dem, was sie auf dem Leib hatten. Dann waren wir ein Jahr in einem Lager und haben dann eine Wohnung im Wedding gefunden, mein Opa war dort Elektriker. Und so bin ich im Wedding aufgewachsen."
"Immer Briefe und Päckchen geschickt, aber es kam nie eine Resonanz"
Ihr Vater blieb im Osten, aber nicht allein. Gilzers Bruder musste bei seinem Vater bleiben.
"Meine Mutter wollte ihn auch rüberholen, aber er war bei den Großeltern väterlicherseits und die haben ihn nicht rausgerückt. So konnten wir ihn nicht rüberholen. Der war damals drei Jahre alt. Meine Mama und Oma haben immer Briefe und Päckchen geschickt, aber es kam nie eine Resonanz."
So lebte ein Teil der Familie im Wedding, der andere in Treptow, Ostberlin. "Meine Eltern haben sich über die Mauer hinweg scheiden lassen. Und 1986, nach vielen Versuchen, Kontakt aufzunehmen, schrieb mein Vater endlich und sagte: 'Nach all den vielen Jahren, endlich höre ich etwas von dir!' Und meine Mutter: 'Wie? Was ist mit all den ganzen Briefen?' Es war so, dass seine zweite Frau, von der er mittlerweile geschieden war, und seine Mutter, die mittlerweile gestorben war, die Post abgefangen haben. Und so wusste er nicht, dass wir Kontakt aufgenommen haben."
Erst 1986 sah sie ihren Vater wieder. "Meinen Vater habe ich nicht vermisst, weil ich ja meinen Opa hatte. 1986 habe ich dann meinen Vater und meinen Bruder das erste Mal besucht. Es war sehr rührselig mit vielen Tränen. Und ehe wir uns versehen haben, hat meine Mutter meinen Vater wieder geheiratet."
Allerdings hielt die der zweite Ehe-Versuch auch nicht lange. "Ich habe das gleich gesagt zu meiner Mutter: 'Ihr hattet euch damals schon nichts zu sagen. Der Ehe gebe ich drei Jahre, habe ich gesagt: ein Jahr geht es gut, ein Jahr geht es schlecht und ein Jahr braucht ihr, um euch zu trennen.'", erinnert sich Gilzer.
"Und genau so war es. Aber: Nach der zweiten Scheidung waren die beiden die besten Freunde. Da haben die sich wunderbar verstanden. Nur mit der Ehe, diesem täglichen Beisammensein, das hat nicht funktioniert."