Chico zerfleischt Mutter und Sohn: "Man musste damit rechnen, dass er durchdreht"
Hannover - Dieser Fall sorgte für pures Entsetzen: 2018 beißt ein Kampfhund seine Halter (†27, †52) in einer Wohnung tot. Aus dem schrecklich vernachlässigten Rüden platzte wohl eines Tages das heraus, was er jahrelang ertragen musste.
Anfang April 2018 findet man Lezime K. und ihren Sohn Liridon K. blutüberströmt in der gemeinsamen Wohnung - totgebissen von ihrem eigenen Hund.
"Ich frage mich heute noch, wie so etwas passieren konnte", zeigt sich Nachrichtensprecher-Legende Jan Hofer (74) in der Kabel-Eins-Sendung "Deutschlands spektakulärste Kriminalfälle" entsetzt. Leider habe man aber damit rechnen müssen, "dass er irgendwann durchdreht".
Denn Chico, den der damals 19-jährige Liridon 2010 kauft, wird in einem Käfig auf dem Balkon gehalten. Große Gassirunden geht der kleinwüchsige und schwer kranke Mann mit dem Staffordshire-Terrier-Mix nicht. "Der Hund kam nie raus, ging auf den Balkon, verrichtete dort seine Geschäfte und ging dann wieder in den Käfig", erinnert sich Hofer.
Die Nachbarn beschweren sich immer wieder über den verhaltensauffälligen Vierbeiner, das Pflegepersonal der im Rollstuhl sitzenden Lezime traut sich irgendwann nicht mehr in die Wohnung.
2011 wird Hundetrainerin Wiltrud Remstedt eingeschaltet, die ein vernichtendes Urteil fällt: "Ich fand ihn damals schon eine Zeitbombe. Er war keine Sekunde davon abzubringen, sein Verhalten abzulegen."
Deutschlands spektakulärste Kriminalfälle (Kabel Eins): Tiertrainerin stellt hartes Urteil
Remstedt glaubt schon damals, dass Liridon K. den Hund im Ernstfall nicht bändigen könnte. "Er wäre hinter ihm hergeschlittert, als hätte er Rollschuhe an." In ihrem ausgestellten Gutachten empfiehlt sie, Chico an kurzer Leine und mit Maulkorb zu führen.
Daraufhin fordert das Veterinäramt die Halter mehrfach auf, Chico einem Wesenstest zu unterziehen. Das Mutter-Sohn-Gespann ignoriert dies, lebt sieben weitere Jahre mit dem Mischling - bis zur Katastrophe.
Nach der tödlichen Attacke solidarisieren sich Tierfreunde mit Chico, eine Petition sammelt 270.000 Unterschriften. Sogar einen Einbruchsversuch im Tierheim gibt es, bei dem der Kampfhund befreit werden soll - dieser scheitert aber.
Der damals zehnjährige Chico wird während einer OP an seinem Kiefer wegen schwerwiegender Verletzungen eingeschläfert.
2018 starten gegen zwei Mitarbeiter des Veterinäramts Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung, die wegen unzureichenden Tatverdachts eingestellt werden. Juristisch ist der Fall seitdem abgeschlossen.
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Titelfoto: Bildmontage: Holger Hollemann/dpa ; Christoph Soeder/dpa