Top-Serie "Chernobyl": Heftige Kritik aus Russland
Dresden - "Chernobyl" ist momentan in aller Munde - und schon wieder Geschichte! Eine zweite Staffel wird es vermutlich nicht geben. Dafür hagelt es Kritik aus Russland.
Denn mit der von HBO und Sky in internationaler Co-Produktion erschaffenen Serie soll Russland laut der regierungskritischen Zeitung "Moscow Times" überhaupt nicht einverstanden sein.
Regierungstreue Medien nähmen jedes Detail auseinander und stürzten sich auf jede Schwäche, heißt es weiter.
Der Staatssender NTW soll bereits an einer eigenen Version arbeiten, deren Story sich auf eine Verschwörungstheorie stützt: Ein CIA-Agent habe sich in Tschernobyl eingeschleust und die Katastrophe eingeleitet.
Für diesen zweifelhaften Ansatz gibt es allerdings keinerlei historische Fakten, es scheint sich also um eine reine Propaganda-Story zu handeln.
Ob diese an die Qualität der US-Produktion heranreichen kann, darf allerdings stark bezweifelt werden.
Beim Filmportal "IMDb" hat die Serie nach 226.417 Bewertungen einen Durchschnittswert von 9,6 von 10 möglichen Punkten erreicht - und liegt damit noch vor "Game of Thrones" und "Breaking Bad"!
Das macht "Chernobyl" so stark
Wer sich die Serie angeschaut hat, wird wissen, warum sie so gut ankommt. Obwohl es sich nicht um eine Dokumentation handelt, es kleinere Abweichungen gibt und einige Sachen komprimiert wurden, verfügt "Chernobyl" über ein hohes Maß an Authentizität.
In den fünf Folgen wird eine unfassbare, aber weitestgehend wahre Katastrophen-Geschichte behandelt, die durch ihre realitätsnahe Inszenierung zu packen weiß.
Durch den klugen Schnitt, der die Spannungskurve von Anfang bis Ende hochzuhalten vermag, entsteht eine zusätzliche Dynamik, zu der auch die grandiosen Kostüme, Frisuren und das aufwendige Make-up ihren Teil beitragen.
Besonders stark ist zudem die Charakterdarstellung und -entwicklung, dank derer sich das Publikum mit den Figuren identifizieren und ihre Beweggründe nachvollziehen kann.
Das wiederum erzeugt eine hypnotische Sogwirkung, durch die man die gesamte Serie gebannt und fasziniert verfolgt. Dafür sorgt auch die tiefe und akkurate Recherche der Macher. Dadurch können sie viele unglaublich erscheinende Fakten einbauen und den gesamten Ablauf der Katastrophe minutiös aufarbeiten.
"Chernobyl" erzählt eine brisante und aktuelle Katastrophengeschichte
Da es noch immer viele Atomkraftwerke auf der ganzen Welt gibt und nie zu einhundert Prozent ausgeschlossen werden kann, dass erneut ein Reaktor explodiert und ein Gebiet für viele Jahrhunderte verseucht und verstrahlt, besitzt die Serie auch ein hohes Maß an Brisanz und Aktualität.
Die Auswirkungen einer solchen Katastrophe zeigt die Serie schonungslos auf. Sie gewährt den Bergarbeitern, die in mehreren Schichten bei unfassbarer Hitze rund um die Uhr schufteten, um eine Kernschmelze zu verhindern, ebenso denkwürdige Auftritte, wie den mächtigen russischen Politikern wie Michail Gorbatschow.
Auch diese Ausgewogenheit macht "Chernobyl" in Verbindung mit der fantastischen Kameraführung, den atmosphärischen Locations und der treibenden Musikuntermalung zu einem Fernseherlebnis auf höchstem Niveau.
Dafür sorgen auch die überragenden schauspielerischen Leistungen der namhaften Darsteller-Riege. Ob Stellan Skarsgard ("Thor), Jared Harris ("Sherlock Holmes - Spiel im Schatten"), Emily Watson ("Roter Drache") oder die zwölf Schauspieler aus "Game of Thrones": Sie liefern erstklassige Arbeit ab.
Wer diese brisante und aktuelle Ausnahme-Serie bislang noch nicht gesehen hat, sollte das schleunigst nachholen. Bei "Sky" sind die fünf Folgen noch 28 Tage auf Abruf verfügbar.