Brigittes (75) Badezimmer wurde altersgerecht umgebaut, doch genau das ist das Problem
Wilkau-Haßlau - Ein Wohnblock im sächsischen Wilkau-Haßlau bei Zwickau ist vor knapp eineinhalb Jahren altersgerecht umgebaut worden. Nachdem Brigitte Förster (75) dort eingezogen ist, gab es aber genau deshalb Probleme.
Die Rentnerin ist im Frühjahr 2020 mit ihrem Lebensgefährten Dieter Gernhardt in das vierstöckige Mehrfamilienhaus eingezogen.
Kurz zuvor hatte die Wohnungsbaugenossenschaft (WBG) Zwickau-Land den Block mit barrierefreien und großzügigen Bädern, darunter einer ebenerdigen Dusche und einer flachen Badewanne für den leichteren Ein- und Ausstieg, umgebaut.
Frau Förster freute sich über die Möglichkeiten, die auf sie zukommen, sollte sie in Zukunft in ihrer Bewegung eingeschränkter sein. In dem Bad ist es mühelos möglich, mit einem Rollstuhl auch unter das Waschbecken zu fahren.
Doch das Schicksal spielte nicht mit.
Ihre Ärztin diagnostizierte eine schwere Nervenkrankheit bei der Seniorin. Diese verläuft in Schüben und verursacht starke Muskelschmerzen. Zur Linderung wurden ihr Vollbäder zur Muskelentspannung nahegelegt.
Und genau jetzt kommt der Haken! Weil die 75-Jährige nicht mehr ohne fremde Hilfe in eine Badewanne steigen kann, benötigt sie einen Wannenlifter. Ihre Krankenkasse genehmigte diesen anstandslos.
Doch die WBG stellt sich quer!
Vermieter verhindert Umbau! Brigitte Förster: "Ich fühle mich diskriminiert!"
Dumm nur, dass die Genossenschaft extra altersgerecht flache Wannen einbauen ließ, die der Sächsin aber nichts nützen, da sie mit 25 Zentimetern Höhe bis zum Überlauf zu niedrig für Vollbäder sind. Sie bräuchte eine doppelt so hohe Wanne. Auch für den Einsatz des Lifters ist das notwendig. "Ich würde ein Luftbad, aber kein Wasserbad machen können", beschreibt sie.
Frau Förster ist bereit, die Umbaukosten hin zu einer höheren Badewanne in Höhe von etwa 3500 Euro und bei Notwendigkeit auch den Rückbau zur flachen Wanne zu bezahlen. Ihr fehlt nur noch die Zustimmung des Vermieters.
Doch der sträubt sich.
Es seien "nicht unerhebliche" Fördermittel geflossen, deren Bedingung der Einbau flacher Wannen gewesen sei. Deshalb dürfen sie nicht entfernt werden. "Bei Nichterfüllung riskieren wir, sie zurückzahlen zu müssen", schrieb die WBG.
Neun Monate Schriftverkehr zogen ins Land - ohne Übereinkunft. Irgendwann wurde die Genossenschaft deutlich, schrieb: "Die Anzahl der Schreiben ändert am Sachverhalt nichts."
MDR-Team erhält Genehmigung, Brigitte Förster bekommt sogar einen Zuschuss
Brigitte Förster fühle sich "diskriminiert als Mensch und als Behinderter. Ich hätte von einer Genossenschaft mehr Verständnis erwartet".
Helge Hinsenkamp vom MDR-Verbrauchersendung "Voss & Team" griff helfend ein, fragte bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) an, die die Fördermittel vergeben hatte.
Sprecherin Alia Begisheva machte Frau Förster Hoffnung: "Es ist ja am Ende das förderpolitische Ziel, das dahintersteht, dass Menschen möglichst lange in ihren vier Wänden bleiben können."
Heißt: Ein Umbau hin zu einer höheren Wanne würde nicht bedeuten, dass die WBG Gelder zurückzahlen müsste. "Unser Programm schließt keine Umbauten aus, solange unsere Bedingungen einhalten werden."
Und noch besser: Frau Förster kann für ihre eigens bezahlten Maßnahmen sogar einen KfW-Zuschuss erhalten!
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Titelfoto: Screenshot/MDR-Mediathek