Bekannt aus MDR-Doku: Alkoholkranker Sigi aus Leipzig ist tot
Leipzig - Traurige Nachrichten aus Leipzig: Siegfried, der in der Obdachlosen-Szene als "Sigi" bekannt war, ist tot. Nach einem Zusammenbruch ist der 53-Jährige vor zwei Wochen an seinem jahrelangen Alkoholmissbrauch verstorben.
Sigi war gleich der erste Betroffene, der 2018 in der MDR-Doku "Betteln, Saufen, Sterben" gezeigt wurde.
Am Leipziger Hauptbahnhof bettelte der damals 47-Jährige mit einem Plastik-Bierbecher um "ein paar Groschen" und Zigaretten.
Mit gerade einmal rund 100 Euro musste der gelernte, aber seit Jahren arbeitslose Bahnbetriebsschlosser auskommen. Weil er einen Minijob schmiss, wurden ihm die Jobcenter-Bezüge auf nur noch 36 Euro gekürzt, hinzu kamen etwa 60 Euro Lebensmittel-Gutscheine.
Der zweifache Vater erbte kurz darauf von seinem verstorbenen Vater 16.000 Quadratmeter Fläche in mehreren Orten seiner Lausitzer Heimat. Weil sein Bruder das Erbe ausschlug, war Sigi sogar alleiniger Besitzer.
Bei einem dortigen Besuch mit MDR-Reporter Thomas Kasper stellte sich aber heraus, dass das frühere Wohnhaus seiner Großeltern und das Grundstück total verwahrlost waren.
Da das Arbeitsamt erfuhr, dass Sigi aufgrund des Erbes "vermögend" ist, hatte er keinen Anspruch mehr auf Sozialleistungen. Allerdings erbte er vor allem Schulden.
Sigi bricht zwei Tage nach letztem MDR-Besuch zusammen und stirbt
Der bis dato weiter Obdachlose bekam im Winter eine Plattenbauwohnung, aus der er wegen Lärmbelästigung zwangsgeräumt wurde - am damals kältesten Tag des Winters. Ohne Dach über dem Kopf ging es zurück in eine Brache am Hauptbahnhof.
An einem seiner Geburtstage entschied er sich plötzlich, Schluss mit dem Alkohol zu machen. "Ich wollte nicht mehr, ich konnte nicht mehr. Ich hab' früh mein Bier gesoffen und ausgekotzt", berichtete er in einer der MDR-Dokus.
In der bis jetzt letzten Folge erzählte er dann aber, wieder "richtig dolle abgerutscht" zu sein - der Rückfall nach dem kalten Entzug.
Wenige Tage vor seinem Tod traf sich Thomas Kasper mit Sigi am Lindenauer Markt. Er hatte Wasser in Beinen und Bauch, plante aber, noch einmal in die Lausitz zu fahren.
Zwei Tage später bricht er zusammen, liegt mehrere Tage im Uniklinikum im Koma, wo ihn der MDR-Reporter nach seinem Aufwachen ein letztes Mal ohne Kamera besucht. Am 26. Juni stirbt Sigi im Alter von 53 Jahren.
"Sigi ist eine Legende für Leipzig", sagt Doreen, die ihn vom Saufen am Lindenauer Markt kannte. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass er hier nicht mehr herkommt."
Seine gute Bekannte Nadine, selbst seit fünf Jahren trocken, räumte seine Wohnung auf, damit der Verstorbene beim Vermieter einen guten Eindruck hinterlässt.
Seinen Nachruf seht Ihr in der MDR-Mediathek.
Titelfoto: MDR/Thomas Kasper