Aus nach 58 Jahren: Das Deutsche Fernsehballett erklärt in Zahlen

Leipzig/Berlin - Es hat sich ausgetanzt! Mit 58 Jahren geht das Deutsche Fernsehballett in Rente. Zum Abschied gab es am Freitag noch eine Goldene Henne und mit einer opulenten Abschieds-Show im MDR sagte das Ensemble am Samstag 'Auf Wiedersehen'. Wir würdigen das Ende dieser Ära mit einem bunten Potpourri an Zahlen rund um die schillernde Tanzformation mit den längsten Beinen im Deutschen Fernsehen, die über viele Jahrzehnte Millionen Menschen begeisterte.

Bei der großen Abschiedsshow im MDR zeigte das Deutsche Fernsehballett gestern noch einmal sein ganzes Können, auch seinen berühmtesten Tanz, den "Can Can".
Bei der großen Abschiedsshow im MDR zeigte das Deutsche Fernsehballett gestern noch einmal sein ganzes Können, auch seinen berühmtesten Tanz, den "Can Can".  © MDR/Tom Schulze

1.4.1962

Im Auftrag des Deutschen Fernsehfunks gründete Ballettmeister Günter Jätzlau am 1. April 1962 das Deutsche Fernsehballett mit zunächst acht Tänzerinnen. Bis 1967 wächst das Ensemble auf 20 Mitglieder an, die in der Bevölkerung der DDR schnell Kultstatus erlangen - allen voran das Solistenpaar Emöke Pöstenyi und Susan Baker.

3 Millionen Mark

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In der DDR hatte das Fernsehballett keine Geldsorgen. Weil es sehr populär war, leistete sich der Staat den Luxus und finanzierte das Ensemble jedes Jahr mit drei Millionen Mark. Zum Vergleich: Zuletzt soll eine Fernsehshow des Fernsehballetts mit 18 Tänzern etwa 40.000 Euro gekostet haben.

250 Auftritte im Jahr

Das Staatsballett war natürlich ein fester Bestandteil im DDR-Fernsehen. So hatte es zum Beispiel regelmäßig Auftritte in "Ein Kessel Buntes". Bis zur Wende kam die Showformation so auf bis zu 250 Auftritte jedes Jahr. Nach der Wende sollten es im Schnitt nur noch 25 bis 35 Auftritte sein.

Ballett-Gründer Günter Jätzlau (2.v.r.) leitete viele Jahre lang das Ballett.
Ballett-Gründer Günter Jätzlau (2.v.r.) leitete viele Jahre lang das Ballett.  © picture-alliance/ZB

Auftritt in Deutschlands Kult-Märchenfilm

Bis zu sechsmal in der Woche wurde geprobt.
Bis zu sechsmal in der Woche wurde geprobt.  © imago images/Gueffroy

1973

feierte der besonders zur Weihnachtszeit beliebte Märchenfilm "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" Kino-Premiere. In der berühmten Ballszene performten Mitglieder des Fernsehballetts. Gedreht wurde die Szene in den Babelsberger Filmstudios in Potsdam.

140 Mio. Zuschauer

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Zum 55-jährigen Jubiläum verfolgten am 14. Oktober 2017 1,42 Millionen Zuschauer die große TV-Gala "Die große Show der langen Beine, Teil 2". Schon fünf Jahre zuvor wurden mit dem ersten Teil traumhafte Quoten erreicht. Hochgerechnet erreichte das Fernsehballett jedes Jahr etwa 140 Millionen Zuschauer vor den Fernsehern.

1400 Choreografien

Unglaublich! Mehr als 1400 Choreografien gehörten zum Repertoire des Showensembles. Der wohl bekannteste Tanz des Balletts war der "Can Can". Für einen Großteil zeichnete die ehemalige Solokünstlerin Emöke Pöstenyi verantwortlich, die bis 2002 Chef-Choreografin des Ensembles war.

Im Studio Babelsberg tanzte sich das Fernsehballett durch die Ballszene im "Aschenbrödel".
Im Studio Babelsberg tanzte sich das Fernsehballett durch die Ballszene im "Aschenbrödel".  © imago images/Joko

Strumpfhosen für 5000 Euro

Die Showformation war im DDR-Fernsehen omnipräsent - hier bei einem Auftritt mit Heinz Rennhack.
Die Showformation war im DDR-Fernsehen omnipräsent - hier bei einem Auftritt mit Heinz Rennhack.  © imago images/Gueffroy

425 Kinos

Nach 46 Jahren ergatterte das Fernsehballett wieder eine Kinorolle. So startete am 4. Juli 2019 der Film "Traumfabrik" mit dem Fernsehballett in 425 Kinos. Höhepunkt des Films ist der Kleopatra-Tanz von 18 Tänzerinnen mit Hauptdarstellerin Emilia Schüle. Aber auch vorangegangene Rollen im Tatort "Bei Auftritt Mord" sowie dem Dreiteiler "Tanz auf dem Vulkan" im Jahr 1996 sorgten für Aufsehen.

5000 Euro

Neben den Gagen verschlingen vor allem der Ballettsaal, Reisen und die Pflege des riesigen Kostümfundus viel Geld. So erzählte Medienmanager Peter Wolf, der das Deutsche Fernsehballett 2012 dem MDR abkaufte, in einem Interview, dass allein die Kosten für Strumpfhosen in manchem Monat 5000 Euro betrugen.

32 Tänzer*innen aus 18 Nationen

Das Showensemble umfasst derzeit 32 Tänzer und Tänzerinnen aus 18 Nationen. Im Durchschnitt ist die Tanztruppe etwa 24 Jahre jung. In der Vergangenheit sorgten einzelne Mitglieder aber auch immer wieder für Skandale. So sollen sich in den 1990er-Jahren osteuropäische Tänzerinnen als Escortdamen verdingt haben. Auch Drogen- und Alkoholmissbrauch soll es gegeben haben.

Solistin Angelika Honig in einem exotischen Kostüm.
Solistin Angelika Honig in einem exotischen Kostüm.  © imago images/Gueffroy

Auf Tour mit David Garrett

Das Tanzensemble begleitete Stargeiger David Garrett mehrmals bei seinen Tourneen.
Das Tanzensemble begleitete Stargeiger David Garrett mehrmals bei seinen Tourneen.  © Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/dpa

4 Tourneen

2008 geht das Fernsehballett anlässlich seines 45-jährigen Bestehens zum ersten Mal mit einer eigenen Showproduktion auf Tour. "World of Dance" macht Halt in 13 deutschen Städten, darunter Berlin, Dresden und Leipzig. Es folgen weitere Tourneen: 2009 "Tanzpalast", 2010 "STEPS – die Perfektion der Bewegung" und 2013 "50 Jahre Deutsches Fernsehballett". Die für 2021 geplante Abschieds-Tournee musste wegen Corona jedoch abgesagt werden.

Kategorie 1

Im Dezember 2013 setzte der Deutsche Kulturrat das Fernsehballett auf die Rote Liste Kultur. Die Kategorie 1 bezeichnete dabei den Status "von Schließung bedroht". Hintergrund: Im November wurde bekannt, dass das Ballett aufgelöst werden sollte. Prominente wie Hape Kerkeling und David Garrett meldeten ihre Unterstützung an. Schon einmal auf der Kippe stand die Institution mit der Wende. Damals, 1991, übernahm der MDR das Ensemble.

6 Mal

trat die Showformation beim Dresdner SemperOpernball auf - von 2006 bis 2010 jedes Jahr, dann erst 2020 wieder. Bereits 2017 und 2019 waren jedoch die Tänzer des Deutschen Fernsehballett in „Die lustige Witwe“ von Franz Léhar in der Semperoper zu sehen.

Titelfoto: picture-alliance/ZB

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