Auffahrunfall mit 150 km/h, Halswirbel-Fraktur nach Sturz: Wenn Patienten keine Hilfe suchen
Halle (Saale) - Am gestrigen Dienstagabend gewährte die "RTLZWEI"-Reportage "Mensch Retter" wieder einen Einblick in die Arbeit von Feuerwehr, Rettungsdienst und Co. Unterschiedlichste Fälle hielten auch das Team des Hallenser Klinikums Bergmannstrost wieder in Atem.
Bis zu 25 Rettungswagen würden täglich das Klinikum Bergmannstrost in Halle mit Notfällen beliefern, berichtet "Mensch Retter".
Zusammen mit den Einlieferungen der Helikopter ergebe das eine Summe von rund 35.000 Patienten im Jahr.
Ein Teil von ihnen sind Opfer von Verkehrsunfällen, die sich auf den naheliegenden Autobahnen und Bundesstraßen zutragen.
So auch eine Patientin, die bei einem Auffahrunfall auf der Bundesstraße B14 verletzt wurde.
Auch wenn äußerlich zwar keine Blessuren zu erkennen sind, bereiten die vorliegenden Informationen Unfallchirurg Dr. Christian Dumpies Sorgen.
"Die Patientin war Beifahrerin, war angeschnallt und wurde mit 150 km/h von einem anderen Pkw touchiert. Sie kam dann über den Standstreifen zum Stehen", erklärt der Leiter des Notfallzentrums. "Trotzdem war die Energie des Aufpralls so hoch, dass sich die Airbags geöffnet haben."
Ihr Zustand sei erstaunlich, aber angesichts des Alters der Betroffenen und der wirkenden Kräfte sei Vorsicht geboten. Dasselbe gelte auch für ihren Mann, den unverletzten Fahrer des Wagens. Aufgrund der Kosten seiner Privatversicherung wolle er sich aber nicht untersuchten lassen.
Trotz mehrerer Versuche können ihn die Mediziner nicht überzeugen, sodass ihnen nur noch übrig bleibt, das Beste für seine Frau zu tun.
Wenn die eigene Gesundheit Nebensache ist
Einen weiteren Patienten bringen die Rettungskräfte direkt von seinem Besuch beim Hausarzt.
Seit der 71-Jährige vor einer Woche mehrere Treppenstufen heruntergefallen war, klagt er über Schmerzen im Bereich der Halswirbelsäule.
"Ich bin der einzige, der Auto fahren kann. Ich dachte, bevor du ins Krankenhaus kommst, hab ich's sein lassen", rechtfertigt er sein Zögern.
"Sie haben richtiges Glück. Wenn Sie eine Vollbremsung gemacht hätten, wär's vielleicht durch und Sie wären querschnittsgelähmt", habe ihm sein Hausarzt gesagt.
Und auch Dr. Dumpies erstaunt es, dass es der Mann so lange mit den Schmerzen ausgehalten hat.
Um den Hals zu stabilisieren und weitere Schäden zu vermeiden, bekommt er eine Halskrause angelegt.
Nach 11 Jahren Arbeit im Klinikum Bergmannstrost sind Patienten, die mit schweren Verletzungen oder Erkrankungen warten, bis es nicht mehr geht oder sie von ihren Angehörigen ins Krankenhaus gebracht werden, nichts Neues für den Chirurgen:
"Das ist, Gott sei Dank, eher die Seltenheit, aber es kommt doch immer wieder vor", sagt er gegenüber "Mensch Retter".
Die komplette Folge "Mensch Retter" gibt es ab sofort auf RTL+ zu sehen.
Titelfoto: Hendrik Schmidt/dpa