Thorsten will nicht Vollzeit arbeiten: "Wissen, wie man mit Ämtern umgeht"
Erfurt - Thorsten (41) und Manuela (43) haben ihre ganz eigenen Tricks, um die höchstmöglichen Leistungen vom Arbeitsamt zu bekommen. Für seine gehbehinderte Partnerin fungiert der Thüringer als eingetragener Pfleger. Und auch Manuelas Mutter zieht bei dem Pärchen ein, auch hier wird Thorsten zum Pfleger - aus finanziell lukrativen Gründen!
1254 Euro haben Thorsten und Manuela zusammen zum Leben, erzählen sie in der RTL2-Sendung "Armes Deutschland".
Der 41-Jährige ist gelernter Koch, stand aber seit 15 Jahren nicht mehr in einer Küche. Sein derzeitiger Job: Pfleger seiner Partnerin und der Schwiegermutter Rosie und dreimal wöchentlich Zeitung austragen für sechs bis sieben Stunden. Letzteres bringt 400 bis 600 Euro monatlich und damit gerade so viel, dass die Wohnungsmiete vom Amt übernommen wird.
Frührentnerin Manuela pflegt er seit drei Jahren, auch Rosie hat mit Pflegestufe 2 laut Definition "erhebliche Beeinträchtigungen der Selbstständigkeit". Drei Stunden täglich pro Person geht für die Unterstützung drauf. "Wenn ich mal Freizeit habe, spiele ich an der Playstation", sagt Thorsten.
Einen Vollzeitjob hatte der 41-Jährige schon seit vielen Jahren nicht mehr. "Aber uns fehlt es auch an nichts", behauptet Manuela. Thorsten ergänzt: "Man muss nur wissen, wie man mit den Ämtern umgeht und wie man mit seinem Geld wirtschaftet."
Eine Ausrede, nicht arbeiten gehen zu müssen, hat er parat. "Wenn ich arbeiten würde... Wer würde die beiden dann versorgen? Die lassen keinen anderen ran." Ein passender Job, der in Einklang mit der Pflege der Partnerin und Schwiegermutter vereinbar ist, gibt es sowieso nicht. "Den Job gibt es nicht. Dann leg mir einen Job her, wo ich 2400 Euro ausbezahlt bekomme, dann gehe ich arbeiten." Wird als gelernter Koch in Thüringen wohl eher schwierig...
Thorsten hat zwei Kinder, mehrere Zehntausend Euro Schulden - und plötzlich eine zweite Wohnung
Zu seinen zwei Kindern hat Thorsten keinen Kontakt. 25.000 bis 30.000 Euro Schulden hat er durch den Unterhaltsvorschuss bereits angehäuft.
Würde er Vollzeit arbeiten, könnte bzw. müsste er zwar den Unterhaltsvorschuss zurückzahlen, hätte aber unter dem Strich genauso viel Geld zum Leben wie jetzt. "Vielleicht sogar ein bisschen weniger", vermutet er: "Um aus dem Schuldenberg rauszukommen, müsstest du en masse verdienen, um da wieder Fuß zu fassen."
Manuela, die Thorsten nach zwei gescheiterten Ehen nicht heiraten möchte, würde ihren Partner auf jeden Fall unterstützen, sollte er wieder 40 Stunden pro Woche arbeiten würde: "Ich würde ihm keine Steine in den Weg legen. Verhungern würde ich auch nicht, 'ne Suppe kann jeder kochen oder Spiegeleier in die Pfanne hauen."
Plötzlich überschlagen sich die Ereignisse im Erfurter Neubauviertel.
Rosie zieht mit ihrem Schwiegersohn in eine andere Wohnung im Nachbar-Hochhaus, Manuela bleibt allein in ihren vier Wänden. Aber warum bleibt das Wohnverhältnis nicht wie bisher? "Uns geht da Geld verloren, weil es als eheähnliches Verhältnis zählt." Tatsächlich bekommen Singles etwa 10 Prozent mehr Leistungen als Paare. Laut Thorsten würde auch der Hartz-IV-Satz gekürzt werden. Grund genug für eine neue Wohnung - natürlich auf Kosten des Staates.
Dass nicht alle solche Methoden anwenden, kann Thorsten nicht verstehen. Auf die Frage, welche Meinung er über Menschen hat, die 40 Stunden pro Woche arbeiten und sich die Playstation nicht leisten können? "Da hat er was falsch gemacht!"
Und wieder wendet sich der Fall. Ein paar Wochen nach dem Einzug in die neue Wohnung verlässt Rosie Erfurt und kommt bei Bekannten in Wolfsburg unter. Dort unterschreibt sie einen eigenen Mietvertrag. "Meine Mutti hat uns im Stich gelassen", ist Manuela fassungslos. "Was sie uns angetan hat... Da sollte sie sich als Mutter schämen, richtig schämen."
Übrigens: Die Protagonisten von "Armes Deutschland" erhalten 200 Euro Aufwandsentschädigung für die Dreharbeiten. Die gesamte letzte Folge könnt Ihr Euch >>>hier bei TVNOW nochmals anschauen.
Titelfoto: RTLZWEI