Christine (34) bekommt endlich neue Zähne: "Du siehst scheiße aus!"
Stendal - Christine aus Stendal (Sachsen-Anhalt) hat in ihrem ganzen Leben nie länger als acht Wochen am Stück gearbeitet. Die 34-Jährige hatte jahrelang vor allem mit ihren schlechten Zähnen zu kämpfen, die sie sich aber jetzt größtenteils ziehen und ein neues Gebiss anfertigen ließ. Bis zu 1,74 Millionen Zuschauer verfolgten dies im TV.
Nur einmal war Christine bisher beim Zahnarzt. Das war als kleines Kind. "Da wurden mir die falschen Zähne gezogen, seitdem hab ich panische Angst gehabt", erzählt die Hartz-IV-Empfängerin in der RTLZWEI-Sendung "Armes Deutschland - Stempeln oder abrackern".
Dass nun seit vielen Jahren wieder der Gang zum Zahnarzt ansteht und sie danach endlich wieder mit viel Selbstvertrauen lächeln kann, werde ihr ganzes Leben schlagartig verändern, erzählt sie. Sie wolle es besser machen als Ehemann René (42), der mit vielen (langen) Unterbrechungen insgesamt nur "zwei, drei Jahre" gearbeitet hat.
Im Gegensatz zu seiner Frau hat es der gelernte Schlosser nicht so mit Ehrgeiz und dem unbedingten Willen, endlich wieder einen festen Job zu finden. Zocken bis spät in die Nacht, ausschlafen und nachmittags seine Hühner füttern: So sieht Renés Tagesablauf aus - gewollt.
Christines Aufforderung im Wohnzimmer, endlich nach einem Job zu suchen, kommt der 42-Jährige nur sehr ungern nach. "Mach ich jetzt nicht, jetzt um die Mittagszeit sowieso nicht, weil jetzt die Relaxphase ist", hat er eine passende Antwort parat. "Wenn ich auf einen Job keinen Bock habe, dann mach ich den halt auch nicht. Das müssen sie auch akzeptieren."
Dass man das Ehepaar überhaupt wieder in einer Wohnung zusammen sieht, ist ungewöhnlich. Eigentlich hatte sich Christine getrennt, wollte sich gar scheiden lassen. Doch sie kam nach zwei Tagen zurück. Angst vor einer Trennung hatte René nicht. "Die sagt so oft: 'Ich lass mich scheiden', aber tun tut sie es nicht."
Christine übersteht schmerzhafte Zahn-OP
Von 671,23 Euro Hartz IV leben Christine und René im Monat. Miete für die Wohnung haben sie noch nie gezahlt, die hat der Staat von Anfang an übernommen.
In zwei geliebten Schrebergärten halten die zwei mehr oder weniger Verliebten zahlreiche Tiere. Doch damit ist jetzt Schluss. Um die wichtige Zahn-Operation seiner Ehefrau finanzieren zu können, entschließt sich René, seinen eigenen Garten samt Inventar zu verkaufen. 800 Euro bringt das. Das hätte er der Agentur für Arbeit melden müssen.
"Kann doch jeder seinen Garten verkaufen, wenn er will", ist er sich sicher. "Das ist ja kein Schwarzgeld oder so. Und vom Jobcenter wird da nichts abgezogen, soweit ich weiß." Doch sämtliche Einnahmen von Hartz-IV-Empfängern über 160 Euro müssen angegeben werden.
Bei einer saftigen Fertig-Frikadelle aus der Plastikpackung wird klar, wie schlimm es um Christines Mundhygiene bestellt ist. Sie kann das Fleisch kaum abbeißen. "Das Essen macht mir schon gar keinen Spaß mehr, ich möchte gern mal wieder ein Steak essen ohne Schmerzen. Es beeinflusst sehr meine Jobsuche und mein Selbstbewusstsein, weil ich halt nicht mehr lachen und die Zähne so zeigen kann. Ich habe Angst, dass ich ausgelacht werde."
Der gewohnt konterstarke René antwortet: "Da muss man aber vielleicht mal die Schokolade weglassen, die ja hart und sausüß ist." Doch seine Ehefrau hat schnell eine Ausrede parat: "Schokolade kann man aber lutschen, bis sie weich ist."
René hat endlich einen Job
Der 42-Jährige sollte Christine auf ihren Wunsch am nächsten Tag zum Zahnarzt begleiten. Doch weil er drei Stunden später ein Vorstellungsgespräch hat, lässt er sie allein gehen.
Schon nach einer Stunde ist der Eingriff beendet, Christine geht sichtlich mitgenommen und mit schmerzverzerrtem Gesicht nach Hause. Reden kann sie vorerst nicht.
Daheim wird sie in Empfang genommen. "Die sah ziemlich scheiße aus. Als ob man sie ausgeschissen hat", beschreibt René den Anblick seiner Liebsten, die sich gewünscht hätte, "dass er mich in den Arm nimmt, als zu sagen: 'Du siehst ja scheiße aus.'"
Mittlerweile hat René einen Job als Hilfsarbeiter im örtlichen Milchwerk bekommen. Wir drücken die Daumen, dass dieser Bestand hat.
Die letzte "Armes Deutschland"-Folge gibt es >>>hier noch einmal zum Anschauen.
Titelfoto: RTLZWEI, TMG, Odeon Entertainment