Alleinerziehender Michel will arbeiten, braucht aber ein Auto und kritisiert den Staat
Klötze - Es vergeht kein Tag, an dem Michel (39) nicht aufs Geld schauen muss. Der alleinerziehende Papa aus Klötze (Sachsen-Anhalt) würde gern arbeiten, muss seinen Sohn aber aktuell daheim pflegen. Und jetzt ist auch noch der TÜV seines 15 Jahre alten Fords abgelaufen. Er braucht einen neuen Wagen. Nicht so leicht mit Hartz IV.
Der gelernte Koch lebt mit seinem Sohn Jaydan (3) in einer 58 Quadratmeter großen Wohnung in der 10.000-Einwohner-Stadt Klötze nordöstlich von Wolfsburg. Die Arbeitslosenquote hier beträgt 7,3 Prozent und liegt damit höher als der Bundesdurchschnitt (rund sechs Prozent).
Michel und Jaydan müssen mit 760 Euro Hartz IV, Kindergeld und Unterhaltsvorschuss auskommen. Nach Abzug aller Fixkosten bleiben 300 Euro. Kontakt zur Kindsmutter gibt es nicht mehr. Sie verließ ihre Familie, als der Junge anderthalb Jahre alt war.
Der 39-Jährige ist derzeit arbeitslos. "Das will ich aber ganz schnell ändern, weil ich meinem Sohn eine bessere Kindheit ermöglichen möchte", sagte er in der RTLZWEI-Sozialdoku "Armes Deutschland".
Der alleinerziehende Vater selbst sei in einem Heim aufgewachsen, sagt er. "Ich hatte keine schöne Kindheit. Ich versuche alles, dass es Jaydan besser geht und er so was nicht erleben muss."
Zurzeit betreut Michel seinen Sohn daheim, weil sich der Kleine den Zeigefinger kompliziert in der Autotür gebrochen hatte.
Armes Deutschland: Michel bekommt kein Geld mehr für seinen schrottreifen Ford
Michels Ford Ka ist schon 15 Jahre alt. Finanziell war ein hochwertigeres Auto nicht möglich. Gerade in der ländlichen Gegend ist der 39-Jährige aber auf fahrbaren Untersatz angewiesen. Arbeit gibt es in Klötze kaum, die nächstgrößere Stadt Gardelegen liegt knapp 25 Kilometer entfernt.
Sein Auto, bei dem kürzlich der TÜV abgelaufen ist, muss er nun auf Vordermann bringen, um ihn möglicherweise in Zahlung zu geben. "Ich brauch' ein Auto, ansonsten bleibe ich weiter zu Hause sitzen, und das möchte ich nicht."
Bei einer Kfz-Werkstatt hofft er auf positive Resonanz, doch der Inhaber sagt nach kurzer Inspektion des teilweise durchgerosteten Wagens: "Eine Verschrottung wäre angebrachter, die kostet 50 Euro."
Michel kann es nicht glauben. Er hatte so sehr auf ein wenig Geld gehofft. Jetzt muss er sogar draufzahlen. "Das ist Deutschland: Du kämpfst und kämpfst und kämpfst und wenn du mal Hilfe brauchst, nein, warum denn, Sie haben doch alles."
Aufgeben kommt für den 39-Jährigen aber nicht infrage: "Das ist für Jaydan ganz wichtig und für meine Zukunft."
Es gibt aber doch noch ein Happy End: Ein Autohaus akzeptiert eine Anzahlung in Höhe von nur 150 Euro für ein neues Fahrzeug, den Rest wolle Michel nachzahlen, wenn er die Sozialleistungen auf dem Konto hat. Und das Auto danach monatlich abbezahlen.
Die "Armes Deutschland"-Folge mit Michel und Jaydan gibt's auf Abruf bei TVNOW.
Titelfoto: RTLZWEI