Grausame Transporte: Verletzte Tiere zum Schlachter, damit Bauer "wenigstens noch Geld bekommt"
Oldenburg - Ein Rastplatz auf der A1 in Niedersachsen. Polizei und Veterinäramt kontrollieren südlich von Bremen Tiertransporte, die täglich zu Tausenden auf Deutschlands Straßen unterwegs sind. Auch diesmal sind schwarze Schafe der Branche dabei, die teils tote Lebewesen geladen haben.
Mittlerweile werden Rinder- und Schweinetransporte weitaus weniger beanstandet als die von Geflügel. Allerdings sind viel mehr Lastwagen mit Hühnern und Puten unterwegs.
Bei einem mit Masthähnchen beladenen Lkw werden im Rahmen der Dreharbeiten zur ARD-Doku "Achtung Tiertransport" mehrere verendete und einige schwer verletzte Tiere gefunden. Für Einsatzleiterin Dagny Schwan steht fest: Hier muss es Fehler bei der Verladung oder beim Transport gegeben haben.
Auch blutige Verletzung bei einem weiteren mit Puten beladenen Transport sind nicht hinnehmbar. Das 20 Kilogramm schwere Geflügel mit der voluminös gezüchteten Brust, von dem 30 Millionen Exemplare jährlich in Deutschland geschlachtet werden, hat sich diese teilweise schon beim Landwirt zugezogen.
Mit Anzeigen und Repression wird dem entgegengewirkt. "Damit sie merken, dass was passiert und es nicht egal ist", sagt Schwan. Jedes zu beanstandende Tier sei für die Behörde ein Erfolg, weil es Teil der Prävention sei.
Tiertransport-Kontrolle: "Der Laie würde oft davon ausgehen, dass da zu wenig Platzangebot ist"
"Bei solchen Transporten geht's logischerweise um wirtschaftliche Interessen", weiß Dagny Schwan. "Wenn der Landwirt ein Tier in seinem Bestand hat, was krank ist oder lahm geht, hat er häufig ein Interesse daran, dass das Tier geschlachtet wird und er aber auch noch den Schlachtpreis erzielt. Dann wird eben gern probiert, diese Tiere mit auf den Transport zu schicken, damit es auf dem Schlachthof ankommt und er wenigstens noch Geld bekommt."
Erschwerend hinzu kommt, dass viele Transporteure vom Bauern unter Druck gesetzt werden, auch kranke Tiere mitzunehmen. Andernfalls würde er beim nächsten Mal eine andere Spedition beauftragen. "Dem können wir nur durch Kontrollen entgegenwirken, dass die dem Tierwohl nicht entgegenstehen."
Bei den Kontrollen werde neben dem Allgemeinzustand der Tiere auch auf vorhandenen Platz geachtet. Die Experten müssen einschätzen: Ist zu wenig Platz da oder ist der vorhandene gerade noch ausreichend. Polizistin Schwan: "Der Laie würde in viele Tiertransporte schauen und automatisch davon ausgehen, dass da zu wenig Platzangebot ist."
Am Ende des Tages sind mehr als die Hälfte der kontrollierten Transporte nicht in Ordnung. Leider (noch) die Regel. Eine neue EU-Transportverordnung befindet sich auf dem Weg und auch eine Verbesserung des deutschen Tierschutzgesetzes soll her. Letzteres ist zumindest vorerst durch das Ende der Ampelkoalition gescheitert.
Die Doku "Achtung Tiertransport - Lange Wege auf den Teller" zeigt das Erste am Montag (13. Januar) ab 23.35 Uhr. In der Mediathek gibt es den 45-minütigen Film vorab.
Titelfoto: Bildmontage: MDR/Manfred Karremann