Alleinerziehende Dreifach-Mama wollte nicht mehr leben: "Du lässt jetzt einfach das Lenkrad los"
Halle (Saale) - Alleinerziehende Eltern kennen es zur Genüge: Man dreht jeden Euro zweimal um und doch reicht das Geld oft hinten und vorne nicht. Die finanziellen Sorgen sind für viele jedoch nicht die einzige Belastung. Die ZDF-Doku "Armes reiches Deutschland - Alleinerziehend und abgehängt" hat unter anderem eine Mutter aus Halle durch ihren Alltag begleitet.
Madlen Fahrenbach (43) steht mit ihrem Sohn in einem Supermarkt und würde sich am liebsten eine Tüte Marshmallows gönnen, aber das geht nicht - die Tüte bleibt, wo sie ist, solche Extras sind derzeit nicht drin.
Die Hallenserin ist alleinerziehend, muss ihre drei Kinder Finja (16), Noric (13) und Phelan (12) seit elf Jahren allein durchbringen - und das nur mit einer 30-Stunden-Teilzeitstelle als Technische Zeichnerin, die ihr 1500 Euro netto einbringt.
Sicher, dazu kommen noch Kinder- und Wohngeld, doch der Vater der drei zahlt weniger Unterhalt, als er eigentlich sollte, und so ist Geld immer die größte Sorge, die die 43-Jährige hat.
"Manchmal möchte ich einfach einkaufen gehen, ohne darauf achten zu müssen, wie viel am Ende rauskommt", erzählt die Dreifach-Mama. Aber Lebensmitteleinkäufe müssen nach Angeboten geplant werden, Verzicht gehört zum Alltag der Familie.
Madlen gehört zu den 43 Prozent der Alleinerziehenden, die als arm gelten. Ihre Eltern würden ihr unter die Arme greifen, aber sie möchte es allein schaffen und: "Es ist ja auch eine gewisse Schamgrenze da."
Ihre eigenen Bedürfnisse stellt sie dabei oft zurück, ihr ist es am wichtigsten, dass es ihren Kindern gut geht. Vor allem ihr kleinster Sohn braucht wegen einer sozial-emotionalen Entwicklungsstörung mehr Aufmerksamkeit.
Armes reiches Deutschland: Ständige Sorgen belasten Körper und Geist
Doch dass die Alleinerziehende auch ein bisschen auf ihre eigene Gesundheit schauen muss, musste sie erst lernen. Vor 13 Jahren wurden bei ihr Depressionen diagnostiziert, für die Kinder hat sie sich aber immer durchgekämpft.
Dann erreichte sie allerdings einen Punkt in ihrem Leben, der sie wachrüttelte. Während sie mit dem Auto zur Arbeit gependelt sei, sei auf einmal dieses Gefühl da gewesen: "Eigentlich hast du keinen Bock mehr, du lässt jetzt einfach das Lenkrad los", erinnert sie sich.
Das hat sie glücklicherweise nicht getan, sich dafür im Beruf eine Pause gegönnt und professionelle Hilfe in Anspruch genommen. Noch heute braucht die 43-Jährige Medikamente und geht regelmäßig zur Therapie, hat ihre Krankheit jetzt im Griff.
In manchen Phasen sei es dennoch ein großer Kraftakt, überhaupt aus dem Bett zu kommen - doch sie tut es für ihre Kinder. Mittlerweile bewältigt sie den Weg zur Arbeit zu Fuß und genießt diese 30 Minuten Alleinsein am Tag sehr.
Dass Menschen über sie und ihre Entscheidungen urteilen, findet sie mehr als anmaßend. Es habe schon Leute gegeben, die ihr vorwarfen, dass sie ja selbst schuld sei, weil sie sich von ihrem Mann getrennt habe. Doch das hatte mit Sicherheit Gründe. "Ich hab mir nie gewünscht, alleinerziehend zu sein", erzählt sie.
Den ganzen Beitrag mit Madlen und zwei weiteren Alleinerziehenden, die mit diversen Problemen klarkommen müssen, seht Ihr am heutigen Sonntagabend um 18 Uhr im ZDF oder vorab in der Mediathek.
Titelfoto: Bildmontage: ZDF/Christian Efkemann/Docuvista Filmproduktion, Hendrik Schmidt/dpa