Prostituierten-Morde bei "Aktenzeichen XY": Ermittler jagen Serientäter
Cuxhaven/Bremerhaven - Die Polizei hat am Mittwochabend in "Aktenzeichen XY ... ungelöst" den neusten Ermittlungsstand im Fall von zwei vor fast 30 Jahren getöteten Frauen aus Bremerhaven vorgestellt. Vermutlich war es ein Serientäter. Jetzt hoffen die Ermittler auf weitere Hinweise aus der Bevölkerung.
Im September 1992 wurde die damals 22 Jahre alte Vanessa Wardelmann getötet, im Mai 1993 die 26-jährige Anja Witt. Beide haben als Prostituierte auf dem Straßenstrich in der Van-Heukelum-Straße in Bremerhaven gearbeitet und wurden erdrosselt. Bis jetzt konnten die Morde nicht aufgeklärt werden.
Die Polizeiinspektion Cuxhaven hat deswegen eine Ermittlungsgruppe "Cold Case" gebildet. "Wir geben nicht auf", sagte deren Leiter, Kriminalhauptkommissar Rainer Brenner, nach Ausstrahlung der TV-Sendung.
"Wir werden jede Möglichkeit in Erwägung ziehen, um die Fälle aufzuklären. Wir suchen nur noch das fehlende Puzzleteil, um den Täter zu identifizieren."
An den Fundorten der beiden Leichen konnten die Ermittler DNA-Spuren sicherstellen. "Daraus ergibt sich eine große Chance, zwei Mordfälle aufzuklären", sagte Brenner. Der Kommissar hofft, dass den Angehörigen endlich Gewissheit geben zu können, wer für die grausamen Taten verantwortlich war.
Vielleicht helfen die jetzt veröffentlichten Details dabei. Dazu zeigen die Ermittler erstmals Fotos aller Tatmittel. Darauf sind eine Nylonschnur, Kabelbinder, fünf Zentimeter breites Leukoplast und eine Plastiktüte mit der Aufschrift "erst zu rk real-kauf ihr einkaufszentrum" (Anm. d. Red.: Schreibweise im Original) zu sehen.
Diese Gegenstände benutzte der Mörder
Täter stellte Mordwerkzeug selbst her
"Das Drosselungsseil hat der Täter extra für die Tötung der Frauen hergestellt." Die Ermittler hoffen, Zeugen zu finden, die sich an einen Mann erinnern, der alle diese Gegenstände im Auto oder in seiner Wohnung aufbewahrt hat.
Außerdem suchen sie Personen, die zwischen 1990 und 1995 auf dem Straßenstrich in Bremerhaven, insbesondere in der Van-Heukelum-Straße und in der Lessingstraße sowie in Bremen unterwegs gewesen sind.
Möglicherweise erinnert sich eine Frau an einen Freier, der mit "speziellen, grenzüberschreitenden sexuellen Wünschen aufgefallen" ist. Als Beispiele nennen die Ermittler Würgen, Fesseln oder Knebeln.
Bislang gab es zwei Ermittlungsansätze, von denen einer inzwischen unwahrscheinlich erscheint: eine Verbindung des Täters ins Drogenmilieu.
Hat der Mörder noch mehr Menschen auf dem Gewissen?
Die Beamten haben eine Vielzahl von Personen ermittelt und überprüft, danach gab es keine Anhaltspunkte mehr für diese These. "Damalige Tatverdächtige konnten wir hierbei entlasten", sagte der Leiter der Ermittlungsgruppe. Daher wird nun eher von einem Serienmörder ausgegangen.
"Der Täter ist schwer zu lokalisieren." Es sei nicht auszuschließen, dass er gar nicht im Bundesland Bremen oder Niedersachsen lebt oder gelebt hatte oder sogar für andere Tötungsdelikte infrage komme.
Neben den oben genannten Detailfragen könnte der Täter auch dadurch aufgefallen sein, dass er sich auffallend für die Berichterstattung und die polizeilichen Ermittlungen interessiert hat.
Nach Ausstrahlung des Falls bei "Aktenzeichen XY ... ungelöst" gingen bis zum Donnerstagmittag 40 Hinweise bei der Polizei ein. "Viele beziehen sich allgemein auf die Tatmittel und es wurde von Mordfällen berichtet, die mit unseren Fällen in Verbindung stehen könnten", sagte ein Polizeisprecher. Nur wenige Hinweise seien konkret in Bezug auf Personen eingegangen. Bislang habe keiner davon ein sofortiges Handeln erfordert, daher werden sie jetzt zeitnah bewertet und überprüft.
Hinweise zu dem Fall nimmt die Polizei Cuxhaven unter der Telefonnummer 04721 573-200 oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.
Ursprungstext um 6.53 Uhr veröffentlicht. Aktualisiert: 14.03 Uhr
Titelfoto: Montage: Polizeiinspektion Cuxhaven, Sina Schuldt/dpa