32-Jähriger tötet Elias (†6) und Mohamed (†4) und lebt wochenlang mit einer Leiche im Zimmer
Potsdam - 2015 erschütterten die Morde an zwei kleinen Jungen Berlin, Potsdam und ganz Deutschland. Mohamed (†4) und Elias (†6) wurden von einem 32-jährigen Mann entführt, missbraucht und getötet. Mit einer der Kinderleichen lebte er sogar wochenlang zusammen - in einem Zimmer!
"Dieser Fall war der schwerste und umfangreichste aus meiner ganzen polizeilichen Karriere", sagt Ulf Brünsing von der Kripo Potsdam in einer neuen Folge der ZDF-Serie "XY gelöst".
Am 8. Juli 2015 ereignete sich die erste Tat. Der kleine Elias spielte im Innenhof einer Plattenbausiedlung in Potsdam-Schlaatz. Gegen 18.40 Uhr will ihn seine Mutter zum Abendessen in die Wohnung holen, doch der Sechsjährige ist verschwunden, wie in der Sendung rekonstruiert wird.
"Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass hier ein Kind verschwindet", sagt Moderator Sven Voss (47) angesichts der Tatsache, dass viele Anwohner der im rechten Winkel errichteten fünfstöckigen Mehrfamilienhäuser einen freien Blick auf den Spielplatz haben.
Es beginnt eine großangelegte Suche, an der sich über mehrere Tage auch zahlreiche Nachbarn beteiligen. "Die Kollegen waren in jedem Keller", weiß Brünsing zudem über die Polizeiarbeit. Weder Suche noch Anwohnerbefragungen bringen die Ermittler aber weiter.
Am 17. Juli schlägt ein Leichenspürhund am nahegelegenem Fluss Nuthe an, der anschließend künstlich abgesenkt und mit Baggern durchsucht wird - vergebens. 18 Tage nach Elias' Verschwinden wird die Suche nach ihm von den freiwilligen Helfern eingestellt.
XY gelöst (ZDF): Kondolenzschreiben an Elias' Mutter sorgt für Verwirrung
Kurz darauf erhält ein Bestattungsunternehmen einen Brief, der eigentlich an Elias' Mutter gehen sollte, jedoch nicht zugestellt wurde und an den angegebenen Absender - den Bestatter - "zurück" ging. Der Inhalt: Eine Trauerbekundung für Elias, der in der Nacht zum 12. Juli durch Ersticken verstorben sei.
Zu diesem Zeitpunkt ist sein Schicksal allerdings noch unklar. Später stellt sich heraus: Der Täter hatte den Brief geschrieben und einen Teil-Fingerabdruck hinterlassen.
Monate ohne neue Ermittlungsansätze vergehen. Dafür folgt die nächste Tat. Am 1. Oktober 2015 stehen Dutzende Migranten vor dem Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) in Berlin-Moabit. Auch Aldiana J. mischt sich unter sie, um ihre Sozialleistungen abzuholen. Die Bosnierin lebt mit ihren drei Kindern in einer Berliner Flüchtlingsunterkunft.
Während die Mutter mit ihrem Baby ins Gebäude geht, bleiben ihre beiden ältesten Kinder zum Spielen davor. Irgendwann ist ihr Mohamed verschwunden. Auch hier beginnt eine Suche. Doch auch Mohameds Familie gerät in den Fokus. War die Entführung nur inszeniert, um einer Abschiebung zu entgehen? Dies soll sich nicht bewahrheiten.
Eine Woche später zeigen Aufnahmen einer Überwachungskamera, wie der Vierjährige an der Hand eines fremden Mannes läuft. Leider ist die Bildqualität zu schlecht, um ihn zu erkennen. Allerdings wird der Unbekannte weitere zweieinhalb Wochen später auf anderen Aufzeichnungen entdeckt, die vom Tag von Mohameds Verschwinden stammen.
XY gelöst (ZDF): "Wir fanden in 50 Zentimetern Tiefe einen Karton mit zwei Plastiksäcken"
Eine Öffentlichkeitsfahndung startet. Und ausgerechnet die Eltern des Tatverdächtigen entdecken ihren gesuchten Sohn in einer Tageszeitung. Am 29. Oktober, fast einen Monat nach der Entführung, ruft seine Mutter bei der Polizei an.
Silvio S. wird festgenommen. Und gesteht, Mohamed und Elias entführt, missbraucht und getötet zu haben. Mohameds Leiche versteckte er wochenlang in seinem Zimmer und zuletzt im Kofferraum seines Autos. Elias verbuddelte er in einem eigens angemieteten Schrebergarten in Luckenwalde.
"Wir fanden in 50 Zentimetern Tiefe einen Karton mit zwei Plastiksäcken - in einem war die Kleidung, in dem anderen das Kind", berichtet Rechtsmediziner Dr. Sven Hartwig über Elias' Auffinden.
Silvio S., das ergeben die Ermittlungen, hatte wohl weitere Kindesentführungen geplant.
Im Sommer 2016 verurteilt ihn das Landgericht Potsdam wegen sexuellen Missbrauchs und zweifachen Mordes zu lebenslanger Haft mit besonderer Schwere der Schuld. Für die folgenden 25 Jahre wird er dadurch keine Möglichkeit einer vorzeitigen Haftentlassung haben.
Anschließend wurde eine vorbehaltliche Sicherungsverwahrung angeordnet, über die kurz vor Ablauf der Haftstrafe entschieden wird. Möglicherweise wird S. also nie wieder in Freiheit leben können.
Den gesamten Fall seht Ihr bei "XY gelöst" am 22. Mai (20.15 Uhr) im ZDF oder schon jetzt in der ZDF-Mediathek.
Titelfoto: Bildmontage: Polizei Berlin ; John MacDougall/dpa