"Es geht richtig ab!": Bekommt die Tote von der A3 endlich einen Namen?
Neustadt (Wied) - Tragische Entdeckung auf der A3 zwischen Frankfurt/Main und Köln: Auf der Fahrbahn wird eine tote Frau gefunden, die mindestens einmal überrollt wurde. Mehr als 30 Jahre später ist der Fall noch immer nicht aufgeklärt und die Tote nicht identifiziert. Doch es gibt vielversprechende neue Hinweise!
ACHTUNG, NACHFOLGEND FOTOS DER TOTEN!
Mittwoch, der 7. August 1991: Ein Pärchen ist gegen 22 Uhr mit seinem Wagen unterwegs auf der Autobahn 3 in Rheinland-Pfalz. Auf Höhe des gegenüberliegenden Rastplatzes Fernthal, kurz vor der Anschlussstelle Neustadt (Wied), muss der Fahrer etwas auf dem rechten Fahrstreifen ausweichen.
Es ist eine leblose Frau zwischen 20 und 30 Jahren, die keine Ausweispapiere bei sich trägt, laut Rechtsmedizinern mindestens von einem Fahrzeug überrollt wurde und an ihren inneren Verletzungen gestorben ist.
Möglicherweise lag sie auch schon (tot) auf der Fahrbahn, als sie zum ersten Mal überrollt wurde. Wollte es jemand also vielleicht nur wie einen Unfall aussehen lassen, um die Tötung zu vertuschen? Doch auch ein Suizid kann nicht ausgeschlossen werden.
In ihrem Körper werden geringe Cannabis-Rückstände gefunden, sonst keinerlei Drogen oder Alkohol.
Das Video zum Fall von "Aktenzeichen XY":
Erste Hinweise bei Befragungen: Verkehrte die unbekannte Tote im Rotlicht-Milieu?
Bei den folgenden polizeilichen Befragungen gibt es die ersten Hinweise. So will eine Tankstellen-Mitarbeiterin des Rastplatzes Fernthal die Frau am Todestag bedient haben, die anschließend in den angrenzenden Coffee-Shop gegangen sei und sich dort bis zu drei Stunden aufgehalten haben soll.
Zudem wollen zwei Handwerker eine Frau, die auf die Beschreibung der Toten passt, aus einem Lastwagen aussteigen und zur Raststätte laufen gesehen haben.
Ein anderer Raststätten-Angestellter glaubt, die Unbekannte in Begleitung eines Mannes, der den Arm um sie gelegt habe, im Bereich der Toilettenanlage gesehen zu haben. Und zwar zwischen 21.30 und 22 Uhr - unmittelbar, bevor sie auf der Autobahn gefunden wurde.
Jahrzehntelang meldet sich niemand, der die Frau kennt oder vermisst. Auch eine erste Ausstrahlung bei "Aktenzeichen XY" im Januar 2005 bringt keinen Durchbruch.
Der folgt 28 Jahre später im Herbst 2019. Der ehemalige Wirt der Kölner Gaststätte "Brückeck" glaubt, dass die Unbekannte Anfang der 80er-Jahre ab und zu in seinem Frühlokal zugegen war - immer in männlicher Begleitung. Aufgrund des dort verkehrenden Klientels ist es nicht ausgeschlossen, dass sie im Rotlicht-Milieu tätig war.
Noch besser: Der Mann liefert ein Foto aus der Kneipe von 1983, auf dem sie zu sehen ist. Dass es sich tatsächlich um die Frau handelt, die acht Jahre später zu Tode kam, ist möglich, aber nicht sicher.
Vielversprechender Hinweis nach "Aktenzeichen XY"-Ausstrahlung
Stephan Bach von der Kripo Neuwied sagte am Mittwochabend bei "Aktenzeichen XY: "Das Foto ist aktuell unsere wichtigste Spur. Die junge Frau hat große Ähnlichkeit mit der Toten von der A3."
Auch die räumliche Nähe zwischen dem Kölner Lokal und dem Fundort spreche für einen Zusammenhang.
Während der Ausstrahlung gingen im Studio die ersten Anrufe ein. Dass es so viele Jahre später noch (neue) Hinweise gibt, "ist erstaunlich, ich habe nicht damit gerechnet. Es geht schon richtig ab", so Bach.
Stand Donnerstagmorgen gab es Anhaltspunkte zu den Narben der Toten. Zudem will ein Mann die Frau kurz vor ihrem Tod auf der A3 gesehen haben.
Informationen in Richtung der Schweiz sind besonders vielversprechend, da die Frau laut Isotopen-Gutachten wahrscheinlich von dort stammt.
Beschreibung der unbekannten Toten von der A3
- im Jahr 1991: 20 bis 30 Jahre alt und schlank
- 1,74 Meter groß, 65 Kilogramm schwer
- blaue Augen
- kirschkerngroße Knochenwucherung oberhalb des linken Ohres
- circa drei Zentimeter kurze, blonde Haare
- zahlreiche Narben an Armen und Beinen, darunter Impfnarben
- war mindestens einmal schwanger
- in der Todesnacht bekleidet mit beigefarbener Wollstrumpfhose (Marke MONDOR), weißem Sommerkleid mit rot-grünem Blumenmuster und Spaghettiträgern, sowie roten Flip-Flops und sie trug eine goldene Halskette mit Hollandschuh als Anhänger
Wisst Ihr, wer die Tote ist? Kennt Ihr die Frau aus der Gaststätte? Diese und weitere Hinweise erbittet die Kripo Neuwied unter der Telefonnummer 02631 / 87 80.
Wichtig: Sollte die Frau durch einen Unfall ums Leben gekommen sein, wäre eine mögliche unterlassene Hilfeleistung längst verjährt.
Die ganze XY-Sendung gibt es noch bis 23. März in der ZDF-Mediathek.
Normalerweise berichtet TAG24 nicht über versuchte Suizide oder mögliche Selbstverletzungen. Da die Polizei zu dem Vorfall aber öffentlich nach Hinweisen sucht, hat sich die Redaktion entschieden, es doch zu thematisieren.
Solltet Ihr selbst von Selbsttötungsgedanken betroffen sein, findet Ihr bei der Telefonseelsorge rund um die Uhr Ansprechpartner, natürlich auch anonym. Telefonseelsorge: 08001110111 oder 08001110222 oder 08001110116123.
Titelfoto: Bildmontage: ZDF, Kripo Neuwied