"Tagesschau"-Sprecherin klärt auf: Darum wurde "Meine Damen und Herren" gestrichen
Bremen - Es war Zeit für Veränderungen! "Tagesschau"-Sprecherin Julia-Niharika Sen (57) und ihre Kollegen mussten sich ab dem 21. November 2024 umstellen. Die Begrüßung wurde angepasst, folglich hieß es nur noch: "Guten Abend, ich begrüße Sie zur Tagesschau." Wie Sen den Wechsel fand, erklärte sie in der NDR-Talkshow "3nach9".
Moderator Giovanni di Lorenzo (65) redete nicht lange um den heißen Brei herum. Laut eigenen Aussagen gehört er zu den Zuschauern, die sich nur schwer an die veränderte Begrüßung gewöhnen konnten. Im Gespräch mit Sen erfuhr der 65-Jährige, wie es letztlich überhaupt der Veränderung kam.
Wie die Nachrichtensprecherin erklärte, war eine Zuschauer-Befragung schuld daran. Mit der Streichung von "Damen und Herren" sollte die "Tagesschau" nahbarer gemacht werden, so Sen, die seit vier Jahren zum festen Sprecherteam gehört. Also wurde die Sprache angepasst.
"Wenn du zum Bäcker gehst, dann sagst du jetzt auch nicht 'Guten Tag, mein Herr, meine Dame'", erklärte Sen. Daher heißt es seit Mitte November nur noch "Guten Abend, ich begrüße Sie zur Tagesschau".
Die Nachrichtensendung wolle mit der Änderung alle Menschen ins Boot holen. "Damit sich alle angesprochen fühlen und man nicht das Gefühl hat, jetzt ist hier das abendliche Hochamt, das ist sehr weit von mir entfernt und von meiner Lebensrealität", sagte die 57-Jährige.
"Tagesschau"-Moderatorin Julia-Niharika Sen hat Judith Rakers viel zu verdanken
Sen lüftete in der Sendung noch ein weiteres Geheimnis. Eigentlich wollte sie nie zum Fernsehen gehen, sondern Lehrerin werden. Doch ihre Mutter warnte sie vor dem "supercoolen Job" - bis zum ersten Schul-Praktika. "Das hat mich die letzten Nerven gekostet und ich hatte das erste Mal Kopfschmerzen in meinem Leben", gestand die Journalistin. "Danach wusste ich: Das ist nicht mein Job und Mama hatte recht."
Also studierte sie Anglistik und Romanistik. Allerdings dauerte es bis zu ihrem 39. Lebensjahr bis sie ihre erste Sendung im Regionalfernsehen moderierte. Die "Tagesschau" folgte erst mit über 50 Jahren. Ausgerechnet "3nach9"-Moderatorin Judith Rakers (49) erleichterte ihr den Einstieg. "Judith hat mir ein ganz warmes Gefühl gegeben am Anfang. Sie umarmt einen innerlich und äußerlich", erklärte Sen. "Das war so schön. Als sie gegangen ist, musste ich alleine auf dieser Slackline weitergehen. Das war gar nicht so einfach."
Viel Schwieriger sei für sie aber das Lesen der Texte, die andere geschrieben haben, gewesen. "Wenn Judith oder Susanne die 20-Uhr-Tagesschau präsentieren, hat man immer das Gefühl, die leben diesen Text", beschrieb Sen. "Die haben den eigentlich geschrieben. Und das so zu präsentieren, mit jedem Halbsatz, der sich noch Sekunden vor der Livesendung ändern kann, das finde ich eine Herausforderung."
Mittlerweile ist eines zum anderen kommen, neben der "Tagesschau" moderiert die 57-Jährige auch die "Tagesthemen". "Ich hätte mir früher nie vorstellen können, vor einer Kamera zu stehen", gestand sie. Zum Glück hat sie ihre Meinung geändert.
Titelfoto: Screenshot/ARD-Mediathek