Titanic-Ausstellung enthüllt: So unrealistisch ist diese berühmte Filmszene
Hamburg - Genau heute vor 113 Jahren ist in der Nacht auf den 15. April 1912 die "RMS Titanic" nach der Kollision mit einem Eisberg untergegangen. An Bord 2200 Menschen, nur 712 von ihnen überlebten. Ein Unglück, das bis heute die Menschheit fasziniert – nicht zuletzt durch den gleichnamigen Kinofilm von James Cameron (70). Viele Szenen spielen allerdings fernab der damaligen Realität, wie die Ausstellung "Titanic – Eine immersive Reise" zeigt.

Bereits seit Anfang Februar können Besuchende in Köln die Reise des einst größten Passagierschiffs erleben – nun eröffnet am Donnerstag auch in Hamburg ein zweiter Standort der größten Titanic-Ausstellung, die laut Geschäftsführer Oliver Foster jemals auf europäischem Boden gebaut wurde.
In einer extra dafür angefertigten Expo-Halle im Rathausviertel soll die Geschichte der Titanic mit 360-Grad-Projektionen, detailgetreuen Rekonstruktionen und 300 Original-Artefakten auf eine "ganz neue Art" erlebbar gemacht werden.
"Die Ausstellung erzählt die wahre Geschichte der Titanic – würdevoll und ergreifend. Sie ist keine reine Spaßveranstaltung, sondern soll die Menschen emotional berühren. Wenn das gelingt, haben wir alles richtig gemacht", so Malte Fiebing-Petersen (40) gegenüber TAG24.
Als Vorsitzender des "Deutschen Titanic-Vereins 1997" hat der Experte die Ausstellung aus wissenschaftlicher Sicht begleitet. "Wir präsentieren hier die aktuellsten Erkenntnisse der Titanic-Forschung!" Dabei geht es auch darum, mit jenen Mythen aufzuräumen, die sich seit dem Untergang 1912 und auch dem Kinofilm tief in den Köpfen der Menschen verankert haben.
Zum Beispiel können Jack und Rose in der berühmten "Ich fliege"-Szene gar nicht am Bug gestanden haben: "Das oberste Deck war Sperrzone für alle Passagiere, egal aus welcher Klasse", weiß Fiebing-Petersen.Vermutlich wären sich die beiden aufgrund des an Bord geltenden amerikanischen Seuchenschutzgesetzes nicht einmal begegnet. Dieses untersagte die Begegnungen zwischen der ersten und der dritten Klasse. Und auch die viel diskutierte Tür am Ende des Films ist eigentlich ein Trümmerteil der Wandvertäfelung, das James Cameron 1994 bei einer Ausstellung in Kanada gesehen hat.






Die Titanic gab es eigentlich dreimal

Der größte Mythos mit der die Ausstellung aufräumt, ist für Malte Fiebing-Petersen jedoch, dass die Menschen der dritten Klasse nicht durch Gittertore am Zugang zu den Rettungsbooten gehindert worden sind.
Vielmehr wollten viele aus familiären Gründen nicht einsteigen: "Tatsächlich galt die Regel 'Frauen und Kinder zuerst' schon ab 12 Jahren für die Jungs an Bord. Viele Familien wollten verständlicherweise nicht ohne ihre Kinder ins Rettungsboot steigen."
Ein weiterer Irrglaube des kollektiven Gedächtnisses ist, dass die Jungfernfahrt der Titanic ein großes mediales Ereignis war. "Sie wurde es erst durch den Untergang", so Malte Fiebing-Petersen.
Denn eigentlich gab es die Titanic sogar dreimal: Ihre Schwesterschiffe Olympic und Britannic waren bis auf ein paar Details komplett baugleich. Ein Vorteil für die Titanic-Forschung: "Die Olympic zum Beispiel war genauso ausgestattet und aus ihr haben wir sehr viele Räume nachbauen können."
Lediglich aufgrund von ein paar noch luxuriöser ausgestatteten Kabinen war die Titanic schwerer und durfte sich deswegen "größtes Schiff der Welt" nennen. Ein Titel der zusätzlich zur Faszination beigetragen hat, denkt der Experte.
"Wenn man sich die Geschichte nochmal vorstellt: das größte, sicherste und luxuriöseste Schiff der Welt – Hochpunkt der Technik. Die Menschen sind davon überzeugt, dass das Schiff praktisch unsinkbar ist und dann kommt so etwas Profanes wie ein oller Eisberg daher und die Hybris wird dadurch offensichtlich: Der Mensch erlebt hautnah, dass er doch nicht der Herr über die Naturgewalten ist."
"Titanic – Eine immersive Reise" eröffnet am 17. April in Hamburg. Tickets gibt es hier.
Titelfoto: Montage: TAG24/Madita Eggers, ExHub