Telmo Pires: Dieser Mann kommt auf der Bühne ins Schwitzen - sein Publikum auch!
Berlin/Essen - Als Telmo Pires (50) sein aktuelles Album "Através do Fado" im Februar 2020 gerade veröffentlicht hatte, blieb keine Zeit mehr, um das neue Werk live vorzustellen: Kaum zwei Wochen später hatte das Coronavirus die Welt stillgelegt. Nun kommt der gebürtige Portugiese, der im Ruhrgebiet aufgewachsen ist, für zwei exklusive Konzerte endlich wieder nach Deutschland.
"Als Amália Rodrigues (†79), die bekannteste aller Fadistas, 1999 starb, wurde Weiblichkeit fast zur zwingenden Voraussetzung für den Erfolg im portugiesischen Musikgenre", sagt Telmo Pires.
Nicht nur in Portugal werde sie als "Übermutter" verehrt, denn sie revolutionierte die Präsentation, Interpretation und den Inhalt des Fado. Das Bild des Mannes hingegen ist in diesem Genre weiterhin eher konservativ bis verstaubt.
Telmo Pires hat eine andere "Schule" hinter sich. Der Künstler, dessen Eltern nach Deutschland auswanderten, als er selbst noch ein Kind war, vereint die Energie eines Rockstars und die Sensibilität eines Kammerspiel-Darstellers.
Ihn auf der Bühne sehen, hören und erleben ist ein besonderes Erlebnis: Seine Stimme macht Gänsehaut. Mal durch Kraft, mal durch Wärme, immer voller gewaltiger Emotionen. Wenn Pires singt, übersetzt sein Körper die Texte, die der Zuschauer auf diese Weise nahezu fühlen kann.
Wenn er spricht, baut Pires Nähe auf. Und für jedes einzelne seiner Lieder kreiert er mit wenigen Worten die Kulisse.
Ohne Klischees und Schnörkel
Auf der Bühne steht Telmo Pires in schlichtem Shirt und ebenso schlichter Hose. Am Ende wird es durchgeschwitzt sein. Und das Publikum hat nicht nur Fado gehört, sondern erlebt, den der 50-Jährige mit aller Kraft und aller Zerbrechlichkeit präsentiert.
"Ohne Klischee und ohne Berührungsängste. Musik, die up to date ist, indem sie unbefangen ihre Wurzeln offenlegt", erklärt er seinen Stil.
Und ganz wichtig: Ohne Schnörkel! Was den Fado von Telmo Pires - gerade wegen seiner Authentizität - aktuell und neu klingen lässt.
Der in Essen aufgewachsene Portugiese kehrte später über Berlin, wo er noch einige Jahre lebte, an die Wiege des Fado zurück: nach Lissabon. Dort hat man erkannt, dass da jemand ein neues Kapitel eröffnet in Sachen Bühnenpräsenz und Authentizität.
Nach fast drei Jahren tritt der Fadista, Poet und Komponist wieder in Deutschland auf: Am 23. September um 20 Uhr im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie. Sowie am 25. September um 19 Uhr im RWE Pavillon der Philharmonie. Tickets für Berlin gibt es über die Berliner Philharmoniker, für Essen über Kultur in Essen. Außerdem bei allen bekannten Vorverkaufsstellen.
Titelfoto: Paula Cabeçadasdas, Michael Wudick