"How to Become a Tyrant" auf Netflix: Wie Hitler, Stalin und Co. zu Diktatoren wurden
Deutschland - Adolf Hitler, Josef Stalin, Saddam Hussein: Über Jahrzehnte hinweg haben sie ihre eigene Bevölkerung terrorisiert und ihre Feinde brutal ausgelöscht. Die Doku-Serie "How To Become A Tyrant", die seit dem 9. Juli auf Netflix läuft, beleuchtet Aufstieg und Fall der berüchtigtsten Tyrannen der Geschichte – und will gleichzeitig die Frage beantworten, wie diese Männer es überhaupt so weit bringen konnten.
Jede der sechs Episoden ist einer historischen Person gewidmet: Mit dabei sind Adolf Hitler, Josef Stalin, der irakische Präsident Saddam Hussein, das libysche Staatsoberhaupt Muammar al-Gaddafi, der Ur-Vater der nordkoreanischen Kim-Dynastie Kim Il-sung und Militäroffizier Idi Amin aus Uganda.
Alle sechs eint, dass sie zum einen bereits tot sind und zum anderen ihr Land in Eigenregie in die Diktatur trieben.
Anhand der Buchvorlage "The Dictator's Handbook" ("Das Handbuch des Diktators") beleuchtet die Doku-Serie den Werdegang von Hitler und Co. und will dabei der - nicht ganz ernst gemeinten - Frage nachgehen, wie man ein erfolgreicher Tyrann wird.
In mehreren Lektionen erfährt der Zuschauer, wie die Diktatoren sich systematisch ihrem Ziel nähern konnten - der uneingeschränkten Alleinherrschaft.
So legen ein gemeinsames Feindbild und der richtige Zeitpunkt den Grundstein.
Das reicht aber längst nicht aus, um sich langfristig an der Macht zu halten: Neben einem loyalen Umfeld, das aus gegebenem Anlass auch schnell wieder ausgewechselt werden kann, brutalen Foltermethoden und Unterdrückung einer freien Presse zählt vor allem eins: Ein würdiger Diktator muss sich gut in Szene setzten können.
Original-Trailer zu "How to Become a Tyrant" auf Netflix mit Peter Dinklage
"How to Become a Tyrant" auf Netflix setzt auf Sarkasmus und schwarzen Humor
Im Gegensatz zu vielen Geschichtsdokumentationen, die oft recht spröde daherkommen, geht "How to Become a Tyrant" einen anderen Weg und setzt ab der ersten Minute auf eine Menge schwarzen Humor.
"Game of Thrones"-Star Peter Dinklage (52), der im englischen Original die Erzählerrolle einnimmt, erklärt mit Wortwitz und Sarkasmus, welche "Qualifikationen" es bedarf, um es als erfolgreicher Despot ganz nach oben zu schaffen.
So wird in der ersten Episode erläutert, wie Adolf Hitler unter anderem dank einer ausgeklügelten Marketingstrategie samt Hakenkreuz und Uniform die Mehrheit des Volkes auf seine Seite brachte.
Für große Teile des Humors liefern die Diktatoren allerdings selbst die perfekte Vorlage.
So ließ Kim Il-sung beispielsweise Gerüchte streuen, er müsse nie auf Toilette gehen und sei für die Erfindung des Hamburgers verantwortlich.
Illustriert werden die Folgen nicht nur durch historische Aufnahmen, sondern auch durch Animationen. Diese fügen sich trotz ihres comicartigen Stils erstaunlich gut ein und wirken nie überfrachtet.
"How to Become a Tyrant" auf Netflix fehlen Bezüge zu aktuellem Zeitgeschehen
Eingeordnet und kommentiert werden die Szenen von Experten, die die komplexen zeitgeschichtlichen Umstände ausführen, und durch Berichte von Personen, die unter einigen der in der Serie besprochenen autoritären Regimen gelebt haben.
Hier muss man jedoch Abstriche machen: Jede Episode von "How to Become a Tyrant" widmet sich in nicht mal dreißig Minuten dem Leben eines der sechs Männer. Viele historische Ereignisse werden quasi im Zeitraffer erzählt, manche Begebenheiten, etwa Stalins Rolle im Zweiten Weltkrieg, komplett außen vor gelassen.
Gleichzeitig liefert die Doku für Geschichtsinteressierte vermutlich wenig Neues.
Immerhin gelingt ihr jedoch in der letzten Episode, in der Kim Il-sungs Sohn Kim Jong-un (37) am Rande vorkommt, der Sprung in die Gegenwart.
Denn über weite Teile der Staffel verharrt die Netflix-Serie zu sehr in der Vergangenheit, schafft kaum Bezüge zum aktuellen Geschehen.
"How To Become A Tyrant" kann trotz des schweren Themas gut unterhalten, ohne dabei den nötigen Respekt gegenüber denen vermissen zu lassen, die unter den Tyrannen leiden mussten oder zu Tode kamen. Wer jedoch auf der Suche nach einer bis ins kleinste Detail recherchierten Doku ist, der es gelingt, Geschichte und Gegenwart miteinander zu verknüpfen, wird wohl eher enttäuscht werden.
Titelfoto: Netflix