Aufschrei wegen schwarzer Kleopatra: "Queen Cleopatra"-Regisseurin wehrt sich gegen Kritik
Los Angeles/Kairo - Blackwashing in Hollywood? Vor Kurzem veröffentlichte Netflix den Trailer zur Dokuserie "Queen Cleopatra". Darin zu sehen: eine dunkelhäutige Schauspielerin in der Rolle der berühmten ägyptischen Herrscherin. Das stieß in dem nordafrikanischen Land allerdings auf wenig Begeisterung. Inzwischen wehrte sich die Regisseurin gegen die lautstarke Kritik.
Kleopatra VII. wurde 69 v. Chr. in Alexandria geboren. Sie war die letzte ägyptische Königin der makedonisch-griechischen Dynastie der Ptolemäer. Sie soll europäischer oder europäisch-ägyptischer Abstammung gewesen sein.
Doch Netflix setzte beim Casting für die Dokumentation "Queen Cleopatra" mit Adele James trotzdem auf eine schwarze Schauspielerin. Das kam vor allem in Ägypten alles andere als gut an.
Wie BBC berichtete, hat nun sogar ein Anwalt Anzeige erstattet, da die Serie gegen Medien-Gesetze des Landes verstoßen und "die ägyptische Identität löschen" würde.
Ägyptologe Zahi Hawass erklärte der Zeitung al-Masry al-Youm, dass die Darstellung komplett falsch sei. "Kleopatra war Griechin, was bedeutet, dass sie hellhäutig war, nicht schwarz."
Während es vonseiten Netflix' hieß, dass die Herkunft der Herrscherin "stark diskutiert" sei, sagte Hawass: "Netflix versucht, Verwirrung zu stiften, indem es falsche und irreführende Tatsachen verbreitet, dass der Ursprung der ägyptischen Zivilisation schwarz ist."
Der Trailer zur Netflix-Dokuserie "Queen Cleopatra"
"Queen Cleopatra" entfacht Debatte über Blackwashing
Auch auf YouTube und in den sozialen Medien war nach der Veröffentlichung des Trailers zu der vierteiligen Dokuserie ein Shitstorm ausgebrochen.
"Queen Cleopatra" würde sich der Afrozentrismus-Ideologie bedienen, die zum Beispiel hellhäutigen nordafrikanischen Menschen und Völkern ihre (historischen) Errungenschaften abspricht.
Viele Jahre oder gar Jahrzehnte lang galt sogenanntes Whitewashing als eines der größten Probleme in Hollywood. Charaktere verschiedenster Abstammungen wurden mit weißen Schauspielern besetzt, wodurch (fälschlicherweise) fehlende Diversität auf den Bildschirmen und Leinwänden vorherrschte.
Nun fürchten einige Beobachter eine Art Überkorrektur - das Blackwashing, bei dem Rollen von schwarzen Schauspielern übernommen werden, selbst wenn dies kulturhistorisch unsinnig scheint.
Jada Pinkett Smith (51), die als ausführende Produzentin der Serie fungiert, sagte, dass die Netflix-Produktion auch "eine Anspielung auf das jahrhundertelange Gespräch über die Rasse des Herrscherin" sei. Ihre Meinung: "Wir bekommen nicht oft Geschichten über schwarze Königinnen zu sehen oder zu hören, und das war wirklich wichtig für mich, sowie für meine Tochter und einfach für meine Gemeinde."
Auf YouTube reagierte der Streamingdienst indes auf die lautstarke Kritik, indem unter dem Trailer der am 10. Mai erscheinenden Dokumentation kurzerhand die Kommentarfunktion ausgeschaltet wurde.
Regisseurin wehrt sich gegen Kritik
Mittlerweile meldete sich auch Tina Gharavi - die Regisseurin von "Queen Cleopatra" - zu Wort. Die im Iran geborenen Filmemacherin zeigte für den Aufschrei wenig Verständnis.
Kleopatra sei "nicht griechischer oder mazedonischer als Rita Wilson oder Jennifer Aniston. Beide sind eine Generation von Griechenland entfernt", schrieb sie in einem Artikel der auf der Branchenplattform Variety veröffentlicht wurde. "Kleopatra war acht Generationen von ihren ptolemäischen Vorfahren entfernt, was die Chance, dass sie weiß war, eher unwahrscheinlich macht."
Gharavi resümierte: "Vielleicht ist es nicht nur so, dass ich bei einer Serie Regie geführt habe, die Kleopatra als Schwarze darstellt, sondern dass ich die Ägypter gebeten habe, sich selbst als Afrikaner zu sehen, und sie sind deswegen wütend auf mich."
Ob Kleopatra schwarz war, wisse sie auch nicht genau. Sie sei sich jedenfalls sicher, dass sie keine weiße Hautfarbe hatte, wie es in vergangenen filmischen Umsetzung des Stoffs dargestellt wurde.
Erstmeldung 20. April 17 Uhr. Aktualisiert 21. April 16.48 Uhr.
Titelfoto: Fotomontage: Netflix