Standing Ovations bei Preisverleihung: Instagram-Account rührt zu Tränen
Hamburg - Bereits zum 14. Mal sind am Mittwochabend die "emotion"-Awards in Hamburg verliehen worden. In sieben Kategorien wurden inspirierende Frauen ausgezeichnet, die sich mit ihrem sozialen und unternehmerischen Engagement für eine bessere Gesellschaft einsetzen. Zu den Ehren-Preisträgerinnen zählten in diesem Jahr Schauspielerin Maren Kroymann (75) und die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer (103).
"In Sachen Gleichberechtigung sind wir immer noch nicht da, wo wir sein wollen, deswegen ist der emotion-Award so wichtig!", so Katarzyna Mol-Wolf (50), Gründerin und Herausgeberin des Magazins "emotion", in ihrer Eröffnungsrede.
Seit 14 Jahren sage sie bei jeder Preisverleihung, dass die tradierten Rollenbilder endlich über Bord geworfen werden müssen – "und ich finde, irgendwann sollte sich dieser Satz wirklich erledigt haben."
Gerade nach den US-Wahl-Ergebnissen heiße es nicht in eine Schockstarre zu verfallen, sondern selbst aktiv zu werden, um eine andere Welt zu gestalten. Man dürfe sich nicht darauf verlassen, "dass andere das für eine regeln!"
Dabei sollen die Nominierten und Preisträgerinnen am Mittwochabend auch als Vorbilder dienen. Allen vorweg die Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer, die zuletzt mit ihrem Vogue-Cover für viel positives Aufsehen gesorgt hatte.
Mit der Zeitzeugin ist die neue "Hall of Fame" von emotion eröffnet worden. "Du musst für dein Leben kämpfen", betonte die frisch gebackene 103-Jährige, die per Video zugeschaltet war. Ihr Ziel, weiterhin für die zu sprechen, die es nicht mehr können, sei auch im hohen Alter nicht erschöpft.
Chefermittlerin im Cum-Ex-Skandal ist "Frau der Stunde"
Standing Ovations für "Femizide stoppen": "Die Gesellschaft war lange nicht so weit!"
Die Preisverleihung machte im Laufe des Abends ihrem Namen alle Ehre und die Emotionen auf der Bühne und im Publikum sprudelten nur so über.
Zweimal mündeten diese in Standing Ovations. Als in der Kategorie "Soziale Werte" Saskia A. und Lilly S. ihren Preis entgegennahmen, hielt es keinen mehr auf den Stühlen und sogar die ein oder andere Träne floss – so berührend war die Geschichte der beiden Frauen.
Seit 2022 ihre Freundin Derya (†24) und ihr Sohn (†4) durch einen erweiterten Femizid starben, haben es sich die beiden zur Aufgabe gemacht, jeden Femizid in Deutschland auf ihrem Instagram-Account "Femizide stoppen!" öffentlich zu machen.
"Uns ist es wichtig, den Frauen zu gedenken, die nicht mehr bei uns sind und auch deren Familien", so Saskia gegenüber TAG24.
Und Lilly ergänzte: "Die Gesellschaft war lange nicht so weit, dass das Phänomen Femizide anerkannt wird. Durch den Preis wird nicht nur unsere Arbeit wertgeschätzt, sondern auch das Phänomen Femizide an sich anerkannt."
Maren Kroymann über Ehren-Preis: "Wofür sie mich gehasst haben, werde ich jetzt gelobt!"
Zum zweiten Mal stand das Publikum am Ende des Abends vor Begeisterung. Mit dem Award fürs "Lebenswerk" wurde die Kabarettistin und Schauspielerin Maren Kroymann ausgezeichnet.
Sie selbst sagte zu TAG24: "Lebenswerk heißt, ich werde als Person gewürdigt. Mit dem Weg, den ich gegangen bin und mit meiner Entwicklung. Das ist ein tolles Gefühl." Und eines, mit dem sie vor 30 Jahren nie gerechnet hätte.
Als feministische, homosexuelle und intellektuelle Frau, die sich schon damals für Gleichberechtigung gekämpft hat, sei sie sehr viel Hass ausgesetzt gewesen.
Aber: "Wofür sie mich gehasst haben, werde ich jetzt gelobt. Das ist eine unglaubliche Genugtuung!" All die anderen anwesenden Frauen hätten ihr zudem Hoffnung gegeben, dass ihr Kampf nicht umsonst gewesen ist.
Titelfoto: Tag24/Madita Eggers