So alt wird "Take That"-Star Gary Barlow heute wirklich
London - Eigentlich müsste Gary Barlow rundum glücklich sein. Privat hat der Take-That-Leader gerade seinen 21. Hochzeitstag mit Ehefrau Dawn gefeiert. Beruflich hat er es mit seinem neuen Soloalbum "Music Played By Humans" wieder an die Spitze der britischen Charts geschafft.
"Der perfektionistische, besessene und selbstbesessene Künstler ist niemals glücklich", scherzt Barlow im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in London. "Es ist, als hätten wir ein fürchterliches Gen in uns, durch das genug niemals genug ist."
Kurz vor seinem 50. Geburtstag am 20. Januar, den er aufgrund des Lockdowns im kleinen Kreis zu Hause feiert, räumte der erfolgsverwöhnte Sänger und Songwriter dann aber doch eine gewisse Zufriedenheit ein. "Das Leben ist gut", sagt er. "Es gibt nicht viel, über das ich mich beschweren kann."
Das war nicht immer so. Vor gut 20 Jahren, einige Jahre nach der Auflösung seiner populären Boygroup, hatte sich der Musiker sogar komplett aus dem Rampenlicht zurückgezogen.
Mit Take That führte Gary Barlow in den 90er Jahren regelmäßig die Hitparaden an. "Pray", "Babe", "Everything Changes", "Back For Good" - die Hits kamen am Fließband.
Auch in Deutschland hatte die Band eine riesige Fangemeinde. Kaum eine Woche verging, in der die "Bravo" kein Take That-Poster im Heft hatte. Als sich die Boygroup 1996 auflöste, richtete "Bravo" für trauernde Fans eine Hotline ein.
Talent und Beharrlichkeit waren maßgeblich
Der Musikmanager Nigel Martin-Smith hatte Take That in Manchester gegründet. Er war auf den vielseitigen Barlow aufmerksam geworden und formierte die Boyband um den 18-Jährigen.
Howard Donald (heute 52), Mark Owen (48), Jason Orange (50) und zuletzt Robbie Williams (46) komplettierten Take That. "Es war alles nur Zufall", sagt Barlow viel zu bescheiden. "Es ist einfach so passiert, und dann lief es." Doch das stimmt nicht ganz.
Talent und Beharrlichkeit waren maßgeblich. Schon als Teenager stand Gary Barlow regelmäßig auf der Bühne. Und immer wieder setzte sich der Junge aus der Kleinstadt Frodsham bei Liverpool in den Zug nach London, um sich bei Plattenfirmen zu empfehlen.
"Ich saß da manchmal acht Stunden in der Hoffnung, dass jemand vorbeikommt, dem ich eine Kassette oder ein Foto in die Hand drücken kann", sagt er. "Es gab ja kein YouTube, um die Leute auf dich aufmerksam zu machen."
Heute findet man auf der Videoplattform einen Ausschnitt von Barlows erstem Musikvideo "Love Is In The Air" von 1990. Unter dem Pseudonym Kurtis Rush tanzte er und bewegte den Mund zum Gesang eines anderen. "Ich glaube, Kurtis Rush war ein Künstler, der sich mit dem Label zerstritten hatte. Die wollten einen jungen Typen für das Video. Und das war ich."
Beim Dreh lernte er seine spätere Frau Dawn kennen, die als Tänzerin im Video auftrat. Es dauerte ein paar Jahre und weitere Auftritte mit Take That, bis es funkte. "1995 haben wir etwa 20 Tänzerinnen mit auf Tournee genommen, und sie war eine davon, da sind wir endlich zusammengekommen."
2000 heiratete das Paar. Im selben Jahr wurde ihr Sohn Daniel geboren. Später kamen die Töchter Emily und Daisy hinzu.
Zusammenarbeit mit Filmkomponist Hans Zimmer
Kurz vorher hatte Barlow seine schwerste berufliche Krise erlitten und seine Sängerkarriere beendet. Sein zweites Soloalbum war gefloppt, sein Plattenvertrag war futsch. "Darüber wurde in den Medien viel berichtet, für mich als Künstler war das echt peinlich", erinnert er sich.
"Gleichzeitig lief es für Robbie astronomisch. Er galt als Gewinner, ich war der Verlierer. Ich habe mich geschämt und wollte nicht raus in die Öffentlichkeit. Es war eine schreckliche Zeit."
Das Take That-Comeback 2005 bezeichnet Barlow - neben der ersten Begegnung mit Martin-Smith - als einen der wichtigsten Momente seiner Karriere. Seitdem ist die musikalisch gereifte Band mit Barlow als kreativem Kopf wieder überaus erfolgreich und füllt in Großbritannien sogar Fußballstadien.
Auch Robbie Williams, mit dem sich Barlow heute gut versteht, war vorübergehend dabei. Aktuell ist Take That ein Trio, bestehend aus Gary Barlow, Mark Owen und Howard Donald.
Im Lockdown arbeitet der erklärte Workaholic mit Filmkomponist Hans Zimmer an einem noch geheimen Soundtrack. In sozialen Medien postet er seine "Crooner Sessions", musikalische Duette übers Internet mit Stars wie Rod Stewart, Jessie J, Rick Astley oder seinen Bandkumpels (TAG24 berichtete).
Apropos "Back For Good": Nach einer Solotour mit dem Orchesteralbum "Music Played By Humans" soll es mit Take That weitergehen. "Take That steht für mich an erster Stelle, das ist mein Baby", betont der Bandleader. "Das ist das, was unser Publikum am glücklichsten macht."
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