Sklaven der Royals: König Charles spielt erstmals mit offenen Karten
London - Erstmals hat das britische Königshaus einer Aufarbeitung seiner historischen Verbindungen zur Sklaverei zugestimmt. König Charles III. (74) nehme die Frage sehr ernst, teilte der Buckingham Palace der Zeitung Guardian mit.
Der Palast werde der wissenschaftlichen Untersuchung, die bis 2026 die Verwicklung in den Sklavenhandel erforscht, den Zugang zu den royalen Archiven und der königlichen Sammlung ermöglichen.
Die britische Monarchie hat jahrhundertelang vom Sklavenhandel profitiert.
Zuvor hatte der Guardian am heutigen Donnerstag ein Dokument von 1689 veröffentlicht, das die Übertragung von Aktien des Unternehmens Royal African Company, das im Sklavenhandel tätig war, an König William III. (1650-1702) zeigt.
Unterzeichnet ist das Papier von Edward Colston, dem damaligen stellvertretenden Gouverneur der Gesellschaft.
Im westenglischen Bristol war 2020 bei Black-Lives-Matter-Protesten eine Statue Colstons, der als Wohltäter galt, ins Hafenbecken gestürzt worden.
Aus dem Palast hieß es, der König vertiefe seit seinem Amtsantritt sein Verständnis der Auswirkungen von Sklaverei "mit Nachdruck und Entschlossenheit".
Eine Doktorarbeit soll aufklären
Bei einer Konferenz des Staatenbundes Commonwealth, dem britische Ex-Kolonien angehören, hatte Charles im Juni 2022 noch als Thronfolger gesagt:
"Um die Kraft unserer gemeinsamen Zukunft zu entfesseln, müssen wir die Fehler eingestehen, die unsere Vergangenheit geprägt haben."
Eine Entschuldigung vermied er.
Zuvor waren Mitglieder der Royal Family in der Karibik mit Forderungen nach Kompensation und Entschuldigung konfrontiert worden.
Das Projekt "Royal Enterprise: Reconsidering the Crown's Engagement in Britain's Emerging Empire, 1660-1775" der Doktorandin Camilla de Koning von der Universität Manchester wird von Historic Royal Palaces mitfinanziert.
Die Organisation kümmert sich im Auftrag des britischen Kulturministeriums um die unbewohnten königlichen Paläste.
Titelfoto: Fotomontage: dpa/Marcus Brandt//dpa/Pierre Holtz