Schon als Kind verzauberte er Gullydeckel: Der neue Harry Potter über eine Welt voller Magie
Hamburg – Seit dem 2. August steht Josef Ellers (35) als neuer Harry-Potter-Darsteller für das Theaterstück "Harry Potter und das verwunschene Kind" in Hamburg auf der Bühne. Noch vor der eigentlichen Zusage löste allein die Zusendung der Casting-Unterlagen in dem gebürtigen Österreicher ein "ganz spezielles Gefühl" aus, wie er im Gespräch mit TAG24 verriet. Die magische Welt J.K. Rowlings (58) begleitet Ellers schon seit seinem elften Lebensjahr, und ihr Zauber hat den wahren Potterhead seitdem nicht mehr losgelassen.
TAG24: Ich habe gehört, Du bist selbst großer Harry-Potter-Fan, erinnerst Du Dich noch an den Moment, wo Du von dieser Welt zum ersten Mal verzaubert worden bist?
Ellers: Das war als ich mit elf Jahren "Der Stein der Weisen" gelesen habe. Es gab diesen einen deutlichen Moment, wenn zum ersten Mal Hogwarts beschrieben wird. Wie Harry mit den anderen Erstklässlern in den Booten über den See schippert und ihnen allen dort zum ersten Mal richtig klar wird, was sie in den nächsten Jahren Großartiges erwartet. Dieser löst noch immer ein sehr warmes, aufregendes Gefühl in mir aus.
TAG24: Hattest Du das Gefühl jetzt wieder?
Ellers: Tatsächlich als ich das erste Mal das Hamburger Mehr! Theater am Großmarkt als "angehender Zauberer" (lacht) betreten habe und damals bei meiner Schauspielausbildung. Wo mir klar geworden ist, ich bin jetzt in einem Institut, wo ich etwas ganz Besonderes lerne, etwas ganz Delikates, was man nicht wirklich erklären kann. Da hat Schauspiel ganz viel mit Magie zu tun.
TAG24: Im Theater vermutlich noch magischer, weil man die Reaktionen der Leute sofort mitbekommt.
Ellers: Genau, man holt sie ab, bringt sie in eine andere Welt, schenkt ihnen Hoffnung und setzt sie mit diesem Fünkchen Hoffnung auch wieder sanft ab. Bei einer der letzten Vorstellung habe ich einen der schönsten Momente erlebt: Das letzte Wort war gefallen, die Bühne wurde dunkel und es war für mehrere Sekunden komplett still.
Und ich habe diesen Prozess der Leute gespürt, wie der imaginäre Hogwartsexpress gerade ankommt und ein langsames, gedankliches Aussteigen passiert. Und ich dachte nur: "Wow, das kann Theater!"
Josef Ellers über das Stück: "Es ist eine Broadway-Show in Hamburg!"
TAG24: Hattest Du schon vor "Harry Potter und das verwunschene Kind" den Traum, einmal Harry Potter zu verkörpern?
Ellers: Als Kind habe ich mich ständig in Harry Potter hineinversetzt. Auf dem Nachhauseweg von der Schule ist jedes Stöckchen zum Zauberstab geworden, jeder Gullydeckel wurde auf einmal zu einem Troll. Jeden Tag habe ich mir aufs Neue überlegt, mit welchem Zauberspruch ich diesen diesmal besiegen könnte.
So richtig realisiert, dass ich jetzt in der echten Welt mit meinen wunderbaren Kollegen und Kolleginnen jeden Tag beruflich in die Wizarding World einsteigen darf, habe ich das erst, als ich die Zusage der Rolle bekommen habe. Genau zu wissen, wer dieser Harry Potter ist, den man aus so vielen Tausenden von Buchseiten kennt. Nur 19 Jahre später als Erwachsener.
TAG24: Gerade das stelle ich mir schwierig vor: War es für Dich eine Herausforderung, gerade als Fan, der mit einem heranwachsenden Harry aufgewachsen ist, ihn jetzt erwachsen und auch noch als Vater zu spielen?
Ellers: Ich habe das Glück, dass der Harry in den Büchern und ich ein sehr ähnliches Alter haben. Das Spannende ist, zu schauen, welcher der Eigenschaften, die ihn als Kind und auch Teenager ausgemacht haben, heute noch vorhanden sind und wie sich diese mit den neuen Verantwortungen eines Leiters der Magischen Strafverfolgung und eines dreifachen Vaters paaren.
Und da schöpfe ich dann aus meinen eigenen Erfahrungen und frage mich, welche von meinen Eigenschaften immer noch geblieben sind. Mein eigenes Erwachsenwerden hat mir geholfen, den erwachsenen Harry mehr zu verstehen. Ich spiele diesen Abend sehr gerne. Diese Verantwortung jeden Abend für 1600 Leute Harry Potter zu sein, ist eine, die ich gerne trage und die mir auch total bewusst ist.
TAG24: Warst Du dennoch sehr aufgeregt vor den ersten Shows?
Ellers: Die Freude hat über die Nervosität gesiegt. Es gibt ganz viele Leute hinter der Bühne, die einem als Schauspieler Sicherheit geben. Man kann mich zu jedem Schritt, Handgriff und zu jedem Wort in diesem Stück befragen und ich werde eine Antwort darauf wissen, wie sich Harry in diesem Moment fühlt und warum er so reagiert.
Das hat dieses wunderbare Team geschaffen, welches einsame Spitze ist und auf internationalem Niveau arbeitet. Ich meine, dieses Stück wird genauso wie es hier ist, nur in englischer Sprache, auch am Broadway gezeigt. Das heißt, wir haben eine Broadway-Show in Hamburg, deswegen braucht das Ganze auch vor, auf und hinter der Bühne internationales Niveau.
"Wir Menschen sind uns oft ja gar nicht bewusst, was für Zauberkräfte in uns schon schlummern!"
TAG24: Dieses Jahr feiert "Harry Potter und der Stein der Weisen" bereits 25-jähriges Jubiläum in Deutschland, inklusive eines magischen Events auf dem Hamburger Rathausmarkt, wo bereits jetzt Hunderte Fans erwartet werden. Was macht J.K. Rowlings Werk in Deinen Augen so magisch, dass der Hype nie verflogen ist und vermutlich auch nie wird?
Ellers: J.K. Rowling hat so eine detailreiche Welt erschaffen, in der durch Magie alles möglich erscheint und man eingeladen wird, der, die oder das zu sein, was der, die, das sein möchte. Charaktere, die Du beim Heranwachsen begleitest und junge Menschen, die ihren Ängsten trotzen, um gegen Ungerechtigkeit und für das Richtige einzustehen. Natürlich gibt es dann aber auch die Bösen, die genau das verhindern möchten.
TAG24: Leider ja gerade furchtbar aktuell.
Ellers: Genau, allein wenn man sich nur die "Fridays-for-Future"-Bewegung anguckt, erkenne ich so viele Parallelen. Ich glaube, dieser Hype lässt auch deswegen nicht nach, weil diese Welt im Gegensatz zu beispielsweise einem Science-Fiction-Film so greifbar erscheint und jeder in sich selbst ein bisschen die Hoffnung trägt, dass vielleicht auch Zauberkräfte in uns wohnen: Wenn ich nur fest daran glaube und mit einem Stock auf einen Stein ziele und "Accio" sage, vielleicht kommt er dann wirklich zu mir.
Wir Menschen sind uns oft ja gar nicht bewusst, was für Zauberkräfte in uns schon schlummern, was Dankbarkeit auslösen kann, was Respekt für ein mächtiger Zauber ist und der mächtigste überhaupt ist natürlich die Liebe. Solche Gefühle in anderen auslösen zu können, fühlt sich dann schon fast wie Zaubern an.
Josef Ellers auf Instagram
"Ich glaube, das mit den Häusern ist wie mit seinem Sternzeichen und dem Aszendenten"
TAG24: Bist du denn wirklich ein wahrer Gryffindor und hast den Haustest auf pottermore.com gemacht?
Ellers: Natürlich, schon bevor ich die Rolle bekommen habe! Und ich bin wirklich Gryffindor und auch gleich beim ersten Mal. Es gibt ja auch Leute, die sich mit einer zweiten Mailadresse erneut anmelden. Ich muss ehrlich sagen, ich glaube, das mit den Häusern ist wie mit seinem Sternzeichen und dem Aszendenten. Wahrscheinlich sind wir alle nicht nur ein Haus.
Bei mir ist sicher der Hauptanteil Gryffindor mit meinem Sinn für Gerechtigkeit, Mut zu neuen Dingen und die Eigenschaft Verantwortung zu übernehmen, allerdings entdecke ich seit einigen Jahren neue Seiten an mir, – wie die Liebe zur Natur – wo der sprechende Hut zweimal überlegen würde, ob er mich vielleicht nicht doch lieber nach Hufflepuff steckt (lacht).
"Harry Potter und das verwunschene Kind" läuft im August von Mittwoch bis Sonntag im Mehr! Theater am Großmarkt in Hamburg. Mehr Informationen und Tickets auf harry-potter-theater.de.
Titelfoto: Ulrich Schaarschmidt