Verrückte Tradition: Briten fangen Schwäne zu Ehren des Königs
London - Auf der Themse in London spielen sich in dieser Woche verrückte Szenen ab. Im Mittelpunkt stehen die Schwäne von König Charles III. (74). Schon seit Jahrhunderten geht es den Schwänen dabei "an den Kragen". Damals allerdings zu einem anderen Zweck als heute.
Farbenfroh, skurril und mit jeder Menge Tradition behaftet: Die jährliche königliche Schwanenzählung in Großbritannien zieht Tausende Schaulustige an und dient am Ende auch noch einem guten Zweck!
In diesem Jahr steht das Spektakel, das auf der britischen Insel die Bezeichnung "Swan Upping" trägt, erstmals unter Amtsgewalt des neuen Königs Charles III.
Die Ruderboote der scharlachrot gekleideten Schwanenzähler gleiten seit diesem Montag über die Themse in London. Dabei hält die Flotte Ausschau nach Jungschwänen, den sogenannten "Cygnets".
Ziel der Zeremonie: Die Jungtiere zu fangen, sie zu wiegen, zu vermessen, zu markieren und auf ihre Gesundheit zu überprüfen. Die königliche Schwanenzählung ist also nicht nur eine jahrhundertealte Tradition, sondern sie dient vorrangig auch dem Tierschutz.
Schwanenzähler vermuten starken Rückgang der Population
David Barber, von Amtswegen königlicher Schwanenzähler Nummer eins, befürchtet in diesem Jahr einen Rückgang der Population auf der Themse.
Gegenüber der BBC sagte Barber, dass die Vogelgrippe den Bestand stark eingeschränkt habe. Hunderte Schwäne seien der Krankheit zum Opfer gefallen. In die Themse abgeleitete Abwässer würden ihren übrigen Teil zur Reduzierung des Schwanenbestands beitragen.
Ende dieser Woche wissen die Schwanenzähler genauer Bescheid. Bis Freitag schippern sie noch durch London und schließen dann ihre Zeremonie etwas außerhalb, in Abingdon in der Grafschaft Oxfordshire, ab.
Schon seit dem 12. Jahrhundert haben Schwäne in London große Bedeutung. Das britische Königshaus beanspruchte damals das Eigentum an allem Höckerschwänen für sich. Vor allem deshalb, weil die Tiere als Delikatesse galten und gern zu Banketten serviert wurden.
Gegessen werden die Tiere heute nicht mehr. Nicht markierte Tiere, die sich auf offenen Gewässern aufhalten, beansprucht das Königshaus aber weiterhin für sich.
Titelfoto: Aaron Chown/PA Wire/dpa