6 fragwürdige Aussagen aus Prinz Harrys Buch "Reserve": Wie ernst kann man die Biografie nehmen?
London (Großbritannien) - Prinz Harrys Biografie "Spare" (deutscher Titel: "Reserve") sorgte mit Interviews und Leaks brisanter Informationen über die britischen Royals bereits vor der offiziellen Erscheinung am vergangenen Dienstag für mächtig Wirbel. Doch wie ernst kann man die Behauptungen nehmen? Mindestens sechs lassen jetzt schon Zweifel aufkommen, eine davon wurde sogar schon als unwahr entlarvt!
Mehrere ernsthafte und teilweise verstörende Anschuldigungen wurden in dem Buch gegen die britische Königsfamilie erhoben. So sollen William (40) und Harry (38) ihren Vater angefleht haben, Camilla nicht zu heiraten. Harry beschrieb körperliche Auseinandersetzungen zwischen ihm und seinem Bruder. Auch von Drogenkonsum und getöteten Taliban während eines Militäreinsatzes in Afghanistan ist die Rede.
Man sollte meinen, die skandalöse Netflix-Dokumentation "Harry & Meghan" hätte bereits alle schmutzigen Geheimnisse und schlimmen Anschuldigungen ans Licht geholt, doch was sich noch in den Schatten verbirgt, könnte genug Stoff für ein weiteres Enthüllungsbuch aus Meghans Sicht bieten.
Bei einigen Behauptungen mussten Leser jedoch mit der Stirn runzeln, denn sie lassen Zweifel aufkommen. Der britische Nachrichtendienst Mirror hat bereits einige Tage nach Bucherscheinung von sechs zweifelhaften Aussagen berichtet, die so nicht ganz stimmen können. Eine sei sogar schlichtweg unwahr!
Der Teufel liegt im Detail: Ungenaue Angaben, an die sich Prinz Harry wohl nicht ganz so genau erinnern konnte, sind bereits Lesern, königlichen Experten und Anwesenden der betreffenden Situationen aufgefallen.
"Erinnerungen können variieren", sagte die verstorbene Königin Elizabeth II. (✝96) als Reaktion auf ein Interview von Harry und Meghan mit Oprah Winfrey - dafür scheint die Biografie Spare nun das beste Beispiel zu werden.
1. Camilla leitete angeblich vertrauliche Informationen an die Presse weiter
Diese Behauptung und Anschuldigung gegen die Frau von König Charles III. (74) sollen Quellen aus dem königlichen Palast widerlegt haben, berichtete der Mirror.
Konkret soll es um Details zum ersten Treffen zwischen Harry, William und ihrer Stiefmutter Camilla (75) gegangen sein. Für Prinz Harry schien zum damaligen Zeitpunkt festzustehen, dass, wenn nicht sein Bruder für das Durchsickern dieser Informationen an die Presse verantwortlich war, nur Camilla die Schuldige sein könne.
Doch die Queen Consort vertraute die Geschichte lediglich einer ehemaligen Mitarbeiterin an, welche bereits seit 1998 im Dienste des Palastes stand und das Vertrauen Camillas genoss.
Angeblich habe diese Mitarbeiterin mit ihrem Ehemann die vertraulichen Informationen geteilt. Dieser erzählte wiederum einem Arbeitskollegen davon, der dann eine Zeitung informierte. Die Assistentin entschuldigte sich öffentlich für ihren Fehler und verließ ihren Posten.
"Es tut mir sehr leid, dass ich gehe, aber als Verantwortliche für diese unglückliche Kette von Ereignissen kann ich nicht mit Ehre in dieser Position bleiben", erklärte sie in einer Pressemitteilung.
Das einzige, was man Königin Camilla in diesem Fall vorwerfen könnte, ist ein etwas zu vertrauenswürdiger Umgang mit Mitarbeitern des Palastes. Prinz Harry urteilte in diesem Fall eventuell etwas vorschnell.
2. Der Tod der Königin Mutter
Prinz Harry erinnerte sich im Buch lebhaft an das "helle und warme" Wetter, als er erfuhr, dass seine Urgroßmutter Elizabeth I. (✝101) im März 2002 verstarb.
Der damals 17-Jährige soll den Anruf in der Schule in Eton entgegengenommen haben.
Er schrieb in seiner Biografie: "Während des Studiums nahm ich in Eton einen Anruf entgegen. Ich wünschte, ich könnte mich erinnern, wessen Stimme am anderen Ende war; die eines Höflings, glaube ich."
Doch Berichte aus dieser Zeit erzählen eine andere Geschichte: Prinz Harry und sein Bruder William waren mit ihrem Vater in der verschneiten Schweiz beim Skifahren und nicht in Großbritannien.
Ein Online-Bericht von BBC News aus dieser Zeit fügt deutlich hinzu: "William und Harry [waren] beim Skifahren in Klosters, als die 101-Jährige im Schlaf starb."
Besonders dieser Fehler lasse Zweifel am Inhalt der Biografie "Spare" aufkommen.
Der königliche Kommentator Richard Fitzwilliams (73) sagte gegenüber GB News: "Dies ist ein schwerwiegender Fehler in einem äußerst umstrittenen Buch. Man fragt sich, wie viele andere sachliche Fehler auf seinen Seiten zu finden sind."
3. Xbox-Geschenk und 4. das erste Date mit Meghan
Prinz Harry soll an seinem 13. Geburtstag, dem 15. September 1997 (also nur wenige Wochen nach Prinzessin Dianas tragischem Tod) ein besonderes Geschenk von seiner Tante Sarah bekommen haben: Eine Xbox.
Harry sei begeistert gewesen, da er Videospiele liebte. Doch die Konsole erschien erst 2001 auf dem Markt, also vier Jahre später.
Auch die Erinnerungen an Harrys erstes Date mit Meghan (41) entsprechen wohl nicht so ganz der Wahrheit. In "Spare" schreibt der Prinz, Meghan habe ein schwarzes Sweatshirt, Jeans und Absatzschuhe getragen, als sie ihr erstes Date hatten.
Royal-Fans werden den Besuch im Soho House sicher anders im Gedächtnis haben und Meghan zustimmen, welche verriet, dass sie beim ersten Treffen ein blaues Kleid trug. Sie erwähnte dies laut eines Berichts des Mirrors, im Zusammenhang mit ihrem Hochzeitskleid, in welches der Stoff des Kleidungsstücks vom ersten Date mit Harry als "etwas Blauens" eingenäht worden war.
Erstes oder zweites Date? Schwarz oder Blau? Welche Augenfarbe hat meine Frau doch gleich? Da nehmen es Männer ja bekanntlich nicht ganz so genau. Gut möglich also, dass es hier ein wenig Verwirrung gab. Dennoch ist die Panne in einer Biografie eher peinlich.
5. Schlechte Stimmung bei der Hochzeit von Charles und Camilla?
Harry war gegen die Hochzeit, das betonte er in der Vergangenheit mehrfach. Deshalb hat es die ersten Leser der Biografie Spare auch nicht gewundert, dass der Prinz von "gemischten Gefühlen" an Charles' und Camillas besonderem Tag berichtete.
Doch auch an der negativen Einstellung des Duke of Sussex gegenüber der Hochzeit von Camilla und Charles wurden Zweifel geäußert.
Grant Harrold, ehemaliger königlicher Butler, der sieben Jahre lang im Dienst von Charles und Camilla stand, berichtete von einem freudig aufgeregten Harry.
"Ich war bei der Hochzeit und der Verlobung dabei. Ich spreche aus meiner Sicht und wie gesagt, ich war nicht jede Sekunde da, also kann ich nicht garantieren, welche Gespräche stattgefunden haben. Aber als ich in der Nähe war, verstanden sie sich alle. [Harry und William] unterstützten ihren Vater, sie waren sehr aufgeregt und sie waren auch bei der eigentlichen Hochzeit dabei", erzählte er.
Wie es oft der Fall ist, wird die Wahrheit wohl irgendwo dazwischenliegen. Und mal ehrlich: Wer will schon derjenige sein, der wegen einiger Zweifel den Hochzeitstag seines Vaters ruiniert?
6. Abschied von Königin Elizabeth II.
Erst im vergangenen September starb Königin Elizabeth II., die Großmutter der Prinzen Harry und William.
Da dieses Ereignis nicht allzu weit in der Vergangenheit liegt, sollten die Erinnerungen daran noch frisch sein. Oder?
Harry behauptete, trotz Bemühungen, in den letzten Momenten der Queen bei ihr zu sein und sich so noch verabschieden zu können, es nicht rechtzeitig geschafft zu haben. Er solle die Nachricht über das Ableben seiner Großmutter über seine Frau Meghan erfahren haben und die Information auf der BBC-Webseite überprüft haben.
Doch königliche Quellen bestanden darauf, Harry die Nachricht über den Tod der Queen mitgeteilt zu haben, bevor die Nachricht der Welt zugänglich gemacht wurde.
Ein Mitarbeiter des Palastes sagte dem Telegraph: "Der König bestand darauf, dass die offizielle Erklärung nicht veröffentlicht werden darf, bis alle Familienmitglieder informiert wurden."
Titelfoto: Bildmontage: James Manning/PA Wire/dpa, Kirsty Wigglesworth/AP/dpa