Prinz Harry prahlt mit Taliban-Tötungen: Bringt er damit Menschen in Gefahr?
London/Düsseldorf - Ein britischer Militärexperte hat sich besorgt um die Sicherheit der Invictus Games in Düsseldorf in Nordrhein-Westfalen geäußert. Grund sind die Aussagen von Prinz Harry (38) über die Tötung von Talibankämpfern.
"Ich gehe davon aus, dass der Grad der Bedrohung definitiv höher sein wird", sagte der frühere Marineadmiral Alan West der Zeitung Sunday Mirror. Wegen der Darstellungen des Royals in seinen Memoiren werde es "ernsthafte Sicherheitsprobleme" für die Veranstaltung geben. Das Sportfestival für kriegsversehrte Athleten findet im September statt.
"Es werden Maßnahmen getroffen werden müssen, um die Veteranen zu schützen", erklärte West. Seiner Ansicht nach sei der Prinz "sehr dumm" gewesen, Details zu den Tötungen zu veröffentlichen.
Nachdem Harrys Memoiren ("Spare") aus Versehen in Spanien zu früh in den Handel gekommen waren, hatten sich einige britische Medien ein Exemplar davon besorgt und bereits daraus zitiert. Offizielle Veröffentlichung ist am 10. Januar.
Darin schildert Harry, dass er als Soldat in Afghanistan 25 Menschen getötet habe. "Das war nichts, was mich zufrieden gemacht hat, aber auch nichts, wofür ich mich geschämt habe", schrieb er nach Informationen des Senders Sky News. Ein hochrangiges Taliban-Mitglied warf Harry daraufhin Kriegsverbrechen vor.
Gefährlich: Auch den Hassprediger und Extremisten Anjem Choudary (55) haben Harrys Enthüllungen auf den Plan gerufen!
Hassprediger ruft dazu auf, britische Truppen anzugreifen
Laut einem Bericht der britischen Boulevardzeitung Daily Mail nannte Choudary den Prinzen einen "Mörder von Muslimen". Der Herzog von Sussex habe nun "sein wahres Gesicht" gezeigt.
Als Reaktion auf die Neuigkeiten beschuldigte der berüchtigte Prediger die britische Königsfamilie, eine "dunkle Geschichte der Besetzung muslimischer Länder" zu haben. Dann rief er seine Anhänger auf, britische Truppen auf der ganzen Welt ins Visier zu nehmen.
Führende Politiker in Großbritannien verurteilten am Samstagabend den Kommentar Choudarys und warnten vor einer erhöhten Bedrohung für die königliche Familie und die Streitkräfte.
Seit seiner Entlassung aus dem Gefängnis vor rund vier Jahren war es um den Hassprediger relativ still. Zuvor war er wegen Unterstützung von Terroristen des Islamischen Staates inhaftiert worden.
In seiner weitschweifigen Erklärung fügte er hinzu: "Die Welt weiß jetzt um die Bosheit, an der die USA, Großbritannien und andere beteiligt waren, einschließlich der wiederholten Ermordung unschuldiger unbewaffneter Muslime… Trotzdem hielt Harry es für angebracht, sein Messer weiter in die Herzen der Muslime zu stoßen."
Der Imam beendete seine Stellungnahme mit einer Drohung gegen britische Truppen und rief die Muslime auf, sie in "Syrien, Irak und Nordafrika, wo viele britische Soldaten stationiert sind", anzugreifen.
Anjem Choudary lebt in London
Der Tory-Abgeordnete Tobias Ellwood (56) forderte Prinz Harry inzwischen auf, eine weitere Erklärung abzugeben, in der er seine früheren Äußerungen klarstellt, um andere davon abzuhalten, ebenfalls extremistische Tiraden zu veröffentlichen.
"Ich ermutige Prinz Harry, eine Demutserklärung abzugeben, um klarzustellen, dass es unklug war, solche Kommentare abzugeben, die nicht im Einklang mit dem stehen, was der Rest der Streitkräfte tut", sagte Ellwood.
Anjem Choudary gilt seit Ende der 1990er-Jahre als britischer Extremist.
Er war zunächst aktives Mitglied des verbotenen militanten Netzwerkes Al-Muhajiroun (deutsch: Die Auswanderer), ab 2005 bis zum Verbot der Gruppe im Jahr 2010 ihr Anführer.
Unter seinen Anhängern waren die gefährlichen islamistischen Terroristen Michael Adebolajo (38) und Michael Adebowale (31). Sie enthaupteten im Mai 2013 den britischen Soldaten Lee Rigby (†25) in London - als "Rache" für die Präsenz britischer Truppen in Afghanistan.
Dutzende von Choudarys Anhängern kämpften auch für den IS in Syrien.
2016 wurde der Prediger wegen Unterstützung des IS zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt. Er wurde 2018 freigelassen, nachdem er weniger als die Hälfte der Zeit abgesessen hatte. Der 55-Jährige lebt in London. Die Vereinten Nationen haben ihn als internationalen Terroristen eingestuft.
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