Prinz Charles nennt Asylpolitik "entsetzlich" und handelt sich zornige Reaktionen ein
London - Britische Regierungschefs haben Prinz Charles (73), nachdem er sich zur Asylpolitik seines Landes geäußert hat, davor gewarnt, politische Statements abzugeben.
Er solle sich doch bitte aus der Politik heraushalten, hieß es laut Bericht der Sunday Times aus britischen Regierungskreisen.
Aufgrund der Entscheidung, abgelehnte Asylbewerber nach Ruanda zu schicken, hatte der 73-Jährige die Asylpolitik Großbritanniens als "entsetzlich" bezeichnet.
Mitglieder des Kabinetts rund um Premierminister Boris Johnson (57) reagierten auf die Äußerung empört und warnten den Prinzen von Wales davor, sich in die öffentliche Ordnung einzumischen.
Ihre Befürchtung: Mit vermehrten Äußerungen dieser Art könnte der Prinz schlimmstenfalls eine Verfassungskrise auslösen. Sollte er zukünftig König werden, wären derartige Statements noch weitaus schlimmer.
"Prinz Charles ist eine Zierde unseres öffentlichen Lebens, aber er wird seinen Charme verlieren, sollte er versuchen, sich als König genauso zu verhalten. Das wird ernsthafte verfassungsrechtliche Probleme aufwerfen", sagte ein hochrangiges Kabinettsmitglied der Zeitung.
"Viele seiner Ansichten über Architektur und Gartenbau sind interessant, und ich bin immer bereit, sie mir privat anzuhören. Aber das ist etwas ganz anderes, als dass er als Monarch öffentlich interveniert. Das Genie der Königin ist, dass die meisten von uns keine Ahnung haben, was sie denkt", sagte der Politiker und lobte damit Queen Elisabeth II. (96) für ihre zurückhaltende Art.
Ein weiterer Beamter brachte seine Kritik noch unverblümter zum Vorschein: "Das Problem mit Charles ist, dass er denkt, dass er interessant sein muss - und er denkt, dass die Leute daran interessiert sind, was er denkt. Er scheint seine Rolle falsch verstanden zu haben", sagte er.
Britisches Königshaus verspricht, dass Prinz Charles in Zukunft politisch neutral sein wird
Als Antwort auf die Ermahnung veröffentlichte das britische Königshaus eine beschwichtigende Erklärung, in der es hieß, dass Charles "politisch neutral" sein würde.
Da der Prinz jedoch schon in der Vergangenheit deutlich machte, dass er sich nicht nur als Royal, sondern auch als Politiker betrachte, dürfte es spannend werden, ob er sich in Zukunft wirklich an das königliche Versprechen hält.
Titelfoto: Stefan Rousseau/PA Wire/dpa