Rapper Disarstar veröffentlicht Antifa-Hymne

Hamburg - Am Freitag stand der Hamburger Rapper Disarstar (33) beim alljährlichen Konzert "Klassentreffen" im Schanzenviertel auf der Bühne. Den Soundtrack zum revolutionären Kampf hat der linkspolitische Rapper aus St. Pauli gleich mitgebracht. Das Sample der Antifa-Hymne "Siamo Tutti" dürfte vielen bekannt vorkommen.

Rapper Disarstar (33) vor der berühmten Davidwache auf St. Pauli.
Rapper Disarstar (33) vor der berühmten Davidwache auf St. Pauli.  © Georg Wendt/dpa

Der Rapper hatte zuletzt bundesweit vor Aufsehen gesorgt, als er im vergangenen Oktober eigenmächtig Metallbügel vor einem Hotel auf St. Pauli wegflexte, um unter dem Motto "Nicht mal das Mindeste" gegen den Umgang mit Obdachlosen zu protestieren.

Die genannten Bügel verhindern, dass sich wohnungslose Menschen beispielsweise auf Mauern legen und dort übernachten können.

Der 33-Jährige ist fest in der linkspolitischen Szene Hamburgs verwurzelt, engagiert sich dort in verschiedenen politischen Gruppen und spielt immer wieder Soli-Shows.

Disarstar - Siamo Tutti

Der Beat des Songs basiert auf dem des Nummer-1-Hit "Around the World" der Eurodance-Gruppe ATC aus dem Jahr 2000. Das Video mixt Live-Szenen und Aufnahmen von Polizeieinsätzen auf Demonstrationen.

"Siamo Tutti" bedeutet im Italienischen "Wir sind alle". Im Refrain heißt es "Siamo Tutti Antifa", also "Wir sind alle Antifa".

Disarstar: Linksradikaler Rap im Widerspruch

Auch beim jährlichen "Klassentreffen" genannten Konzert rund um den 1. Mai am S-/U-Bahnhof "Sternschanze" stand der Musiker schon öfter auf der Bühne. Organisiert wird die Veranstaltung durch die kommunistische und vom Hamburger Verfassungsschutz als linksextremistisch eingestufte Gruppe "Roter Aufbau Hamburg".

Der 33-Jährige versteht sich als politischer Mensch, nicht jedoch als ebensolcher Künstler. Denn Kunst - so Disarstar in einem Interview mit der Zeitschrift Musikexpress im Rahmen der Veröffentlichung seines damals aktuellen Albums "Klassenkampf & Kitsch" (2020) - kann, aber müsse, im Gegensatz zu Menschen, nicht politisch sein.

"Ich bin nicht linksextrem, ich bin linksradikal", sagt der Rapper an gleicher Stelle über sich. Und an radikalen Botschaften mangelt es ihm in seinen Songs bis heute nicht. "Springer enteignen, FDPler vertreiben, Faschos ins Lager, für bessere Zeiten", heißt es etwa auf seinem Album "Rolex Für Alle" (2022).

(Seine) Musik könne den Zuhörern politische Ideen und Begriffe näherbringen und für "Awareness" sorgen, so Disarstar im YouTube-Talk mit Filmkritiker, Autor und Podcaster Wolfgang M. Schmitt (36) im Zuge der Albumveröffentlichung von "Rolex Für Alle".

Des Widerspruches, dass seine in der Musik geäußerte Kapitalismuskritik in einem kapitalistischen System selbst zur Ware und damit zum Teil des Systems wird, ist sich Disarstar bewusst. "Ich kritisiere den Kapitalismus und diese Kritik kannst du dir bei Amazon kaufen. Aber als Marxist lebe ich permanent in einem Widerspruch", so der Rapper 2021 im Gespräch mit der taz.

Alles, was uns umgebe, sei schräg und unnatürlich, präzisiert der Künstler. "Deshalb ist der Zwang, an diesem gesellschaftlichen Spiel teilnehmen zu müssen, Teil meiner Kritik."

Disarstar Klassenfest Hamburg Sternschanze 2023

Auch in seinem Logo, einem roten Stern, seinen Songtiteln und Liedtexten spiegelt sich die politische Gesinnung des Künstlers wider. Das aktuelle Album des Hamburgers ("Rolex Für Alle") erreichte Platz 7 der Charts.

Der Vorgänger "Deutscher Oktober" (2021) bescherte Disarstar mit Platz 5 seine bisher höchste Chartplatzierung.

Titelfoto: Georg Wendt/dpa

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