"Schockiert und tief erschüttert": Reumütiger Xavier Naidoo erklärt radikalen Bruch
Mannheim - Er verbreitete unterschiedliche Verschwörungstheorien, trat als einer der wohl prominentesten Leugner der Coronavirus-Pandemie in Erscheinung und sorgte darüber hinaus seit Jahren mit erschreckend radikalen Aussagen für Aufsehen: Nun hat Xavier Naidoo (50) einen für viele überraschenden Wandel offenbart - und diesen begründet.
Er melde sich, da er zu etwas Stellung beziehen möchte, leitet der bekannte Musiker in einem etwas mehr als dreiminütigen Video mit ernstem Blick und ruhiger Stimmlage ein. Hochgeladen wurde der Clip am Dienstagabend, die Kommentarfunktion ist auf seinen Social-Media-Kanälen jeweils deaktiviert.
Die "brutale russische Invasion in die Ukraine", die Russlands Präsident Wladimir Putin (69) vor knapp acht Wochen entfesselt hat, macht dem Sänger, der zuletzt in erster Linie durch die Verbreitung von Verschwörungstheorien ins Rampenlicht gerückt war und nach einem verlorenen Rechtsstreit gar als Antisemit bezeichnet werden darf, zu schaffen.
Der "gar nicht weit" entfernte Krieg habe ihn "schockiert und tief erschüttert", schildert der gebürtige Mannheimer weiter. Naidoo ist von den Geschehnissen in Osteuropa direkt betroffen, da seine Frau Julia aus der Ukraine stammt, Teile der eigenen Familie folglich noch in dem Land leben.
Er selbst sei oftmals dort gewesen, so der Gründer der Band "Söhne Mannheims". "Und aus diesem wunderschönen Land musste ich jetzt Familie und Freunde rausholen, weil dort Angst und Schrecken herrschen." Dies habe etwas in ihm ausgelöst.
Die Frage, wie es so weit kommen konnte, hat laut Naidoo dazu geführt, dass er auch sich selbst und seine eigenen in der Vergangenheit getroffenen "verstörenden Äußerungen", die ihn zu einer der prominentesten Vorzeigefiguren der Querdenker-, Reichsbürger- und Verschwörungstheoretikerszene avancieren ließen, auf den Prüfstand gestellt habe.
Xavier Naidoo räumt Fehlverhalten ein und entschuldigt sich
Ihm sei in diesem Zusammenhang die Bedeutung kritischer Selbstreflexion bewusst geworden. Was danach folgt, kommt durchaus überraschend: "Ich habe erkannt, auf welchen Irrwegen ich mich teilweise befunden habe und dass ich in den letzten Jahren viele Fehler gemacht habe", räumt er ein.
Er wolle sich für die Aussagen, die seine Familie, Freunde, Fans und Personen, welche sich trotz allem für ihn eingesetzt haben, aber auch viele andere Menschen "irritiert und provoziert" hätten, entschuldigen. Er habe sich auf der Suche nach Wahrheit "verrannt". Der Künstler wählt seine Worte mit Bedacht, wirkt aufgeräumt, reumütig.
Er sei von Verschwörungserzählungen geblendet gewesen, habe diese "nicht genug hinterfragt" und so bei seiner Suche teils den Bezug zur Realität verloren, räumt der 50-Jährige ein. Er habe sich dabei mitunter zudem instrumentalisieren lassen. "Ich habe mich Theorien, Sichtweisen und teilweise auch Gruppierungen geöffnet, von denen ich mich ohne Wenn und Aber distanziere und lossage."
Dinge, die er gesagt und getan habe, bereue er inzwischen zutiefst. "Das alles habe ich leider jetzt erst erkannt", sagt Naidoo, der sein Handeln laut eigener Aussage bedauert und entsprechend klarstellt: "Mir ist es deshalb wichtig, Euch zu sagen, dass ich mich von allen Extremen distanziere - insbesondere und vor allem auch von rechten und verschwörerischen Gruppen." Dabei wüssten alle, die ihn persönlich kennen, wofür er eigentlich einstehe: Toleranz, Vielfalt und ein friedliches Miteinander.
"Nationalismus, Rassismus, Homophobie und Antisemitismus sind mit meinen Werten nicht vereinbar und ich verurteile diese aufs Schärfste." Trotz eben jener eigenen Werte habe er zuletzt viele Menschen "vor den Kopf gestoßen und verletzt". "Hierfür entschuldige ich mich und bitte Euch um Verzeihung." Es ist ein radikaler Bruch mit seiner Vergangenheit. Naidoos Worte werden nun auf dem Prüfstand stehen, er muss sie auch untermauern.
Titelfoto: Screenshot YouTube/Xavier Naidoo