Wrestlerin Jazzy Gabert: Im Ring "Alpha Female", außerhalb zeigt sie jede Menge Herz
Bisingen - Wenn Profi-Wrestlerin Jazzy Gabert (38) ihre Muskelberge anspannt und einen Kampfschrei loslässt, kann einem schon einmal das Herz in die Hose rutschen. Nacktschnecke Micaela Schäfer (36) erfuhr Gaberts gewaltige Power am eigenen Leib. Doch hinter der tätowierten Top-Athletin steckt eine charakterstarke Frau, die niemandem auch nur ein Haar krummen möchte - ganz im Gegenteil.
Lächelnd sitzt Jazzy während des Skype-Gesprächs mit TAG24 in ihrer Wohnung im schwäbisch-beschaulichen Bisingen, das direkt unter der Burg Hohenzollern im Zollernalbkreis liegt. Das Zimmer ist geschmückt mit allerlei Wrestling-Postern und Titeln, die sie in ihrer langen Karriere errungen hat.
Die 1,80 Meter große, 95 Kilo schwere Frau mit 40 Zentimeter Oberarmumfang hatte als erste Deutsche den Sprung in die WWE (World Wrestling Entertainment) geschafft. Die US-amerikanische Liga ist die größte der Welt, brachte Stars wie Dwayne "The Rock" Johnson (48) oder John Cena (43) hervor.
Doch für Gabert war nach nur einem Jahr im europäischen WWE Performance-Center in London bereits wieder Schluss: "Ich wurde von meinen Kolleginnen dort gemobbt. Es ging sogar so weit, dass sie aktiv versucht haben, mich am Nacken zu verletzen. Ich wollte nur meinen Traum leben, aber die anderen Mädels haben es für mich zum Albtraum gemacht!"
Nachdem sie im Februar dieses Jahres weder eine Verlegung in die USA noch eine Gehaltserhöhung erwirken konnte, musste sich "Alpha Female" neu orientieren. Jetzt will sie den Schritt in die Selbstständigkeit wagen.
Debüt von Gaberts eigener Show wackelt wegen Corona zum zweiten Mal
Die gebürtige Ostberlinerin möchte mit ihrem Unternehmen "Sirius Sports Entertainment" eine eigene Show auf die Beine stellen. Dabei soll natürlich Wrestling im Fokus stehen, aber nicht ausschließlich.
"Es wird eine extrem krasse Unterhaltungsshow mit Action, Musik, Tanz und natürlich auch Wrestling. Ich werde versuchen, alles so rüberzubringen, dass man nicht zwingend ein Wrestling-Fan sein muss, um das Ganze zu genießen", so Gabert gegenüber TAG24. Vielmehr sollen ihre internationalen KollegInnen eine spannende Geschichte erzählen und dabei ihre individuellen Charaktere passend inszenieren.
Ursprünglich sollte der "Urknall" im April in der Balinger Stadthalle Premiere feiern, fiel dann jedoch Corona zum Opfer. Auch der neue Termin am 5. Dezember wackelt gewaltig. Für Jazzy sind die Verschiebungen alles andere als leicht, sind damit doch erhebliche finanzielle Einbußen verbunden.
Zur Überbrückung jobbt Marie Kristin Gabert, wie sie mit bürgerlichem Namen heißt, als Verkäuferin im Einzelhandel und im Sicherheitsdienst - zwei Berufsbereiche, die sie vor ihrer Zeit als Wrestlerin gelernt hatte.
Neben ihrer regulären Arbeit und den Plänen für eine eigene Show möchte sich Gabert, die unter anderem aus der RTL-Kuppel-Show "Take Me Out" bekannt ist und bei einer Folge der neuen Staffel "K11 - Kommissare im Einsatz" mitspielt, noch einen großen Herzenswunsch erfüllen.
Jazzy Gabert will ein Vorbild für Kinder und Jugendliche sein
Die 38-Jährige verrät im Gespräch mit TAG24, dass sie eine ausgeprägte soziale Ader habe: "Ich möchte gerne zu Schulen gehen oder Events besuchen, wo ich zu jungen Leuten sprechen kann. Zum Beispiel zu den ganzen Flüchtlingskindern, die nach Deutschland gekommen und von denen einige hoffnungslos sind."
Gabert selbst hatte alles andere als eine einfache Kindheit. Sie wurde adoptiert, als sie 16 war auf die Straße gesetzt und lebte einige Monate lang obdachlos. "Trotzdem habe ich es nach oben geschafft, weil ich immer an meinen Traum geglaubt habe", sagt sie über ihren unbedingten Willen.
Diese Einstellung möchte Gabert Kindern und Jugendlichen einimpfen, getreu dem Motto "Wenn ich es geschafft habe, dann ihr erst recht!"
Außerdem müsse der Jugend besonders heutzutage der richtige Wertekatalog vermittelt werden: "Ich hatte nie Alkohol- oder Drogenprobleme und keine Schwierigkeiten mit dem Gesetz. Ich habe mich auch nie im Internet ausgezogen oder einen der anderen Wege gewählt, um möglicherweise einfacher an Geld zu kommen."
Geht es nach der Wrestlerin, sollten sich Kinder in Zeiten, in denen "Nicki Minaj ihren Arsch in die Kamera hängt", lieber anderen Idolen nacheifern.
Titelfoto: Montage: Nadine Veigel, Lena Bass