Wolfgang Fierek: Große Pläne mit 70 Jahren!
München - Es heißt ja immer 70 sei das neue 60. Für Schauspieler und Sänger Wolfgang Fierek scheint aber selbst dieses gefühlte Alter noch zu hoch gegriffen zu sein, denn: Er steckt voller Pläne und Energie.
"Momentan drehe ich in Murnau für das ZDF die Serie 'Marie fängt Feuer'", sagt er im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur, "und sobald ich etwas Zeit habe, mache ich mich an das Schreiben von Drehbüchern. Ich habe eine ganze Reihe von Ideen."
Da mag es dem in der Nähe von München lebenden Schauspieler und Sänger sogar ganz recht kommen, dass Corona gerade eine große Sause zum Runden am 9. Dezember vereitelt: Er sei nicht so der große Geburtstagsfeierer, das ganze "Heck-Meck" sei ihm eigentlich zuviel.
Außerdem: Was gibt es mit 70 groß zu feiern?
"Der 18. Geburtstag war mir wichtig, da durfte man den Führerschein machen", und später, mit 21 Jahren, die Volljährigkeit. Das seien Gründe gewesen, um Sektkorken knallen zu lassen.
Jetzt hat er einen anderen Blick auf das Leben und das Älterwerden. Einen durchaus demütigen: "Wenn ich zurückblicke, bin ich dankbar für das Glück und die Liebe, die ich im Leben erfahren habe", gibt sich die Frohnatur nachdenklich und fügt hinzu: "Ich bete zum Lieben Gott, dass er mir meine Gesundheit und meinen Optimismus bewahren lässt."
Wolfgang Fierek über Klaus Lemke: "Ihm habe ich wirklich alles zu verdanken"
Diese fröhliche Unbekümmertheit gepaart mit bayerischer Herzlichkeit hat dem ehemaligen Zeitsoldaten, Lastwagenfahrer, Kellner und DJ eine mittlerweile 45 Jahre dauernde Künstler-Karriere eingebracht.
Begonnen hat alles 1975 mit Regisseur Klaus Lemke und dessen Kult-Film "Idole". An der Seite von Cleo Kretschmer wurde der charmante Schauspielautodidakt auf Anhieb zum Star – was Fierek seinem Entdecker bis heute nicht vergisst:
"Klaus Lemke ist einfach ein wunderbarer Mensch. Ihm habe ich wirklich alles zu verdanken."
Nach dem geglückten Einstieg in die Film- und Fernsehwelt folgten weitere große - so manche unter Kultverdacht stehende - Rollen in TV-Serien wie "Monaco Franze", "Zwei Münchner in Hamburg", "Ein Bayer auf Rügen" und "Der Schwammerlkönig".
Zuletzt war der gebürtiger Ottobrunner in "Das Traumschiff" und "München Mord" zu sehen.
Wolfgang Fierek und die Musik: "Sie ist Teil meines Lebens"
Neben der Schauspielerei fand Fierek immer wieder Zeit, Musik zu machen. Sein größter Erfolg als Musiker liegt indes schon eine Weile zurück: "Resi i hol di mit mei'm Traktor ab" aus dem Jahre 1985.
Ans Aufhören denkt Sänger Fierek trotzdem nicht. Im Gegenteil: "Wie die Schauspielerei lebe ich auch mit der Musik meine Kreativität aus. Sie ist Teil meines Lebens." In der Vor-Corona-Zeit sei er regelmäßig – gemeinsam mit seiner Münchner Band "Freedom Riders" – aufgetreten und habe "noch jeden Laden gerockt."
Fiereks weitere Leidenschaften? Das Fahren auf seiner geliebten Harley-Davidson – und das am liebsten auf einem amerikanischen Highway. In Amerika fühlt er sich wohl. Die Freiheit, das Klima und die schier endlose Weite haben es ihm angetan.
Deshalb hat sich Fierek auch ein Anwesen in Arizona gekauft, wo er – unter normalen Umständen – die Hälfte des Jahres lebt. "Es ist alles so locker. Wenn es sein muss, gehe ich nachts im Schlafanzug und mit Cowboyhut in den Walmart und hole mir ein Sixpack Bier. Da dreht sich kein Mensch nach dir um. Das wäre in München ein Ding der Unmöglichkeit."
In Amerika hat Fierek 1994 auch geheiratet, die Malerin Djamila Mendil. Nicht in einer Kirche, sondern streng nach Indianer-Ritual beim Stamm der Oglala-Sioux. Aus guten Gründen, wie er betont. "Ich bin Christ, und mir bedeutet der Glaube etwas." Seine Frau sei Muslima und auch ihr sei die Religion wichtig.
Also habe man sich zu einer völlig anderen Form der Eheschließung entschieden – inspiriert durch den Kevin-Costner-Film "Der mit dem Wolf tanzt". Noch 26 Jahre nach dem Zeremoniell in South Dakota schwärmt er: "Es war glatter Wahnsinn, das werde ich nie vergessen." Seit damals ist er bei dem Stamm "Ehrenindianer". Ein ewig jung gebliebener dazu.
Titelfoto: Ursula Düren/dpa