Wegen Israel-Erklärung: Berliner Swing-Star droht Linken mit Austritt
Berlin - Der bekannte Berliner Swing-Musiker Andrej Hermlin (58) ist seit mehr als drei Jahrzehnten Mitglied der Linken. Nun droht er seiner Partei mit seinem Austritt. Der Grund: eine umstrittene Erklärung der Linkspartei zum Krieg in Israel.
Hermlin ist in Ostberlin als Sohn des jüdischen Schriftstellers Stephan Hermlin (1915 bis 1997) aufgewachsen. 1990 tritt er in die damalige PDS ein, bis heute ist er seiner Partei, die sich heute Die Linke nennt, verbunden.
Doch nun heißt es in einem offenen Brief des Musikers: "Jetzt ist Schluss." Hermlin fordert den Parteivorstand auf, die Erklärung "Für ein Ende der Gewalt in Israel und Palästina" zurückzuziehen - andernfalls werde er die Partei verlassen.
Die Linken-Erklärung anlässlich des Kriegs in Israel beginnt mit: "Wir verurteilen die entsetzlichen Terror-Angriffe der Hamas auf Israel, bei denen über 1200 Menschen getötet wurden, aufs Schärfste." Weiter heißt es, die Partei werde jedem Antisemitismus entschlossen entgegentreten.
Doch etwas später folgt diese Passage: "Die Herrschaft der Hamas und ihre Unterstützung bei der palästinensischen Bevölkerung basiert auch auf dem Nährboden und den menschenunwürdigen Bedingungen, die die Besatzungspolitik bereitet." Hermlin sieht darin eine Relativierung der von der Hamas angerichteten Massaker.
"Der Parteivorstand [glaubt], Israel vor dem Einsatz des Militärs warnen zu müssen, und relativiert den Genozid an den Juden mit dem Hinweis auf die Besatzungspolitik Israels", schreibt der 58-Jährige. Die Lebensbedingungen in Gaza seien vor allem auf die "Diktatur des korrupten Hamas-Regimes" zurückzuführen.
Andrej Hermlin stellt der Linkspartei ein Ultimatum
Hermlin kritisiert darüber hinaus die Forderungen des Parteivorstandes, die Behörden in Gaza aus humanitären Gründen weiter finanziell zu unterstützen.
"Dabei ist seit Langem bekannt, dass mit den aus Europa fließenden Geldern Schulbücher gedruckt werden, in denen Juden als Kindermörder und Kannibalen dargestellt werden", so der Leiter des "Swing Dance Orchestra".
"Wer in dieser Zeit und im Angesicht von Hunderten geschändeter jüdischer Frauen und Kindern nicht entschlossen und ohne jedes Wenn und Aber an der Seite des jüdischen Staates steht, kann kein Sozialist sein", lautet das entschiedene Fazit des Pianisten.
Die Linke hat sich zu Hermlins Vorwürfen bislang nicht geäußert.
Titelfoto: Lutz Deckwerth/dpa