Von Silvestershow bis Rock-Album: Bülent Ceylan feiert Jubiläum
Mannheim - Nach einem Vierteljahrhundert als Comedian erfindet sich Bülent Ceylan (46) neu, zumindest ein wenig. Der Mannheimer mit extralangen Haaren freut sich auf Silvester - und will 2023 mehr Musik machen.
25 Jahre Comedy sind kein Witz. "Ein Vierteljahrhundert auf der Piste – das ist harte Arbeit", sagt Bülent Ceylan. Der Komiker feiert 2023 Bühnenjubiläum: Vor zweieinhalb Jahrzehnten, 1998, stand er im heimatlichen Mannheim erstmals vor größerem Publikum.
"Die Bude war mit 150 Leuten ausverkauft, ich war glücklich. Aber ich träumte von mehr." Das hat er erreicht: große Tourneen, TV-Auftritte, ein Buch als Bestseller. Und nun? "Es geht weiter", sagt Ceylan. "Mein Traum ist eine Musikshow im Fernsehen."
Musik. Wann immer dieses Wort fällt, glänzen seine Augen. "Wenn ich zurückblicke, hat Musik immer eine große Rolle in meinem Leben gespielt", erzählt Ceylan. Berufswunsch: Rocksänger. "Nun, nach all den Jahren, nehme ich ein deutsches Rock-Album auf, das wahrscheinlich im Herbst 2023 erscheint. Das ist ein wenig wie sich neu erfinden."
Allzu viel will er nicht verraten. Nur so viel: Die Rolle als singender Engel in der TV-Show "The Masked Singer" habe wohl bei vielen mit dem Vorurteil aufgeräumt, er könne nur Comedy. "Viele haben danach gesagt: Du musst ein Album machen. Jetzt ackern wir im Studio von früh bis in die Nacht."
Die Lieder seien "mal ernst, mal mit Augenzwinkern, mal Balladen". "Ich spiele vielleicht auch Konzerte, mal schauen, eins nach dem anderen", sagt der Comedian.
Bülent Ceylan: "Das Selbstbewusstsein hatte ich lange nicht"
Der Erfolg war dem Sohn einer deutschen Mutter und eines türkischen Vaters vor 25 Jahren nicht vorgezeichnet. "Wie sollte das gehen – aus Mannheim? Mit diesem komischen Dialekt? Ich hatte doch Zweifel." Nach ersten Auftritten rieten ihm Freunde, die Kunstfiguren auf der Bühne wegzulassen und als er selbst aufzutreten.
"Das Selbstbewusstsein dazu hatte ich lange nicht. Ich dachte: Welche Geschichten habe ich schon als Bülent? Da musste ich ziemlich an mir arbeiten. Heute kann ich als Bülent mehr improvisieren als als Kunstfigur."
Sein Jubiläumsjahr beginnt am 1. Januar mit einer "Mitternachtsparty" (ZDF, 0.50 Uhr). Moderation: Schlagersängerin Beatrice Egli (34) und Ceylan. Als Kind sei er "Silvester-Fan" gewesen, sagt der 46-Jährige. "Da durfte man bis in die Puppen aufbleiben, mit den Eltern Filme schauen und mal mit einer Fackel ums Haus gehen. Das war Abenteuer pur."
Der heutigen Generation sei das schwer zu vermitteln. Außerdem: "Da ist ein Beigeschmack. Heute fliegen in Europa echte Raketen. Die flogen zwar früher auch irgendwo, aber das war nicht so präsent."
Ukraine-Krieg, Energieknappheit, Klimakrise: Da bleibt auch einem Komiker das Lachen im Hals stecken. "Auch ich brauche Ausgleich. Wenn ich mit meinen Kindern im Freizeitpark bin, lasse ich mich total fallen."
Seine Shows sehe er auch als Therapie – für die Zuschauer und sich selbst. "Niemand kann 24 Stunden Krise."
Bülent Ceylan wird in mehreren Formaten zu sehen sein
In 25 Jahren hat sich auch Comedy verändert. "Bei Themen wie dem Gendern hat sich natürlich etwas getan", schildert Ceylan. Auch Begriffe wie das "N-Wort" seien heute zurecht tabu. "Aber es gilt auch: Wenn man sich zu viel über alles Gedanken macht, droht man die Lockerheit zu verlieren."
Als Kunstfigur auf der Bühne könne man bestimmte Dinge manchmal karikieren. "Es ist immer die Frage, wie man es verpackt. Aber bei Themen wie Rassismus hört jeder Spaß auf. Dagegen werde ich kämpfen, solange ich lebe."
Außer der Neujahrsshow ist Ceylan mit zwei weiteren Formaten im Fernsehen zu sehen. Sein aktuelles Bühnenprogramm "Luschtobjekt" läuft seit 9. Dezember in der ARD-Mediathek und am 29. Dezember im SWR (und am 12. Januar im Ersten). Und mit sechs Folgen der augenzwinkernden Show "Babbel Net!" wird er ab 12. Januar 2023 in der ARD-Mediathek und ab 13. Januar im SWR zu sehen sein.
"Ich versuche dranzubleiben. Ich habe immer noch Bock, immer noch Spaß", sagt Ceylan. "Solange die Leute mich sehen wollen, bin ich da."
Titelfoto: Uwe Anspach/dpa