Verstorbener Juergen Schulz (†76): In der ARD-Mediathek lebt seine Stimme weiter
Leipzig - Seine sonore Stimme war sein Markenzeichen! Sie fiel auf im Moderatoreneinheitsbrei. Jahrzehntelang interviewte Juergen Schulz Promis mit Wissen und Charme. Am Sonntag vor einem Jahr verstummte er für immer. Er wurde 76 Jahre alt. Der Promiversteher fehlt.
Er machte schon Talk im Fernsehen, als das Genre noch in den Kinderschuhen steckte. "Eine Kantinenfrau vom Radiosender Leipzig brachte mich darauf", verriet Juergen Schulz einmal in einem Interview mit TAG24.
"Sie fragte mich, ob Schlagersängerin Monika Hauff mit Klaus-Dieter Henkler verheiratet sei." Promi-Klatsch war in der DDR Mangelware. So kam der Leipziger 1980 auf die Idee für die Talkshow "Auf eine runde halbe Stunde".
120 Mal plauderte er im DDR-Fernsehen mit Stars und Sternchen über Produktives und Privates. Ob Frank Schöbel, Costa Cordalis, Eberhard Cohrs oder den Puhdys.
Eigentlich wollte er als junger Mann auf die Bühne.
Doch die Prüfer der Leipziger Schauspielschule erkannten nicht das Talent, das in ihm schlummerte. Sie ließen ihn durchfallen.
Juergen Schulz immer noch als "Pinocchio" in der Mediathek zu hören
Gerade deshalb wollte es Juergen Schulz allen zeigen. Er machte eine solide Sprechausbildung und arbeitete zunächst beim Radio.
In den 1980er Jahren schaffte er den Sprung ins DDR-Fernsehen und arbeitete dort mit Carmen Nebel, Uta Bresan und Hans-Georg Ponesky zusammen. Mit ihm moderierte er 15 Jahre lang die legendäre Musikshow "Alles singt". Nach der Wende entwickelte er für das MDR-Fernsehen zahlreiche Unterhaltungssendungen. Dem Radio blieb er nebenher immer treu. Denn seine Stimme war einfach unverwechselbar.
Seit genau einem Jahr ist sie für immer verstummt, doch beispielsweise in der ARD-Audiothek lebt sie weiter. Dort liest der Meister der deutschen Aussprache 13 Geschichten über Pinocchio.
Titelfoto: Klaus Winkler