Jetzt auch Udo betroffen! Sprachpolizei schlägt bei "Sonderzug nach Pankow" zu

Hamburg/Berlin - Wieder mal gibt es große Aufregung um ein einzelnes Wort. Jetzt betrifft es ein sehr bekanntes Lied von Udo Lindenberg (78).

Udo Lindenberg (78) durfte nur ein Konzert in der DDR spielen, obwohl er dort viele Fans hatte. (Archivbild)
Udo Lindenberg (78) durfte nur ein Konzert in der DDR spielen, obwohl er dort viele Fans hatte. (Archivbild)  © Christian Charisius/dpa

"Sonderzug nach Pankow" aus dem Jahr 1983 darf bei einem Chorkonzert in Berlin nicht in der ursprünglichen Version verwendet werden. Am 16. und 17. November sollen acht Chöre im "Humboldt Forum" unter dem Motto "Vielstimmig 2024" Lieder von Hanns Eisler (†64) bis Udo Lindenberg singen.

Die Hausherrin greift dabei zur Zensur. "Nach einer offenen Diskussion mit den Chören und der künstlerischen Leitung haben wir entschieden, das Lied 'Sonderzug nach Pankow' zu singen und hierbei das Wort, das aus heutiger Sicht diskriminierend wahrgenommen werden kann, auszulassen", bestätigte die Stiftung Humboldt Forum der Bild.

Konkret geht es darum, dass Lindenberg den DDR-Staatschef Erich Honecker (†81) als "Oberindianer" bezeichnete, weil er ein Konzert in Ost-Berlin geben wollte und jahrelang nicht durfte.

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Die Chöre sollen statt des Originaltextes "Ober-I" singen, sagte ein Sprecher des Museums dem "Tagesspiegel".

Humboldt Forum begründet Zensur

Das Humboldt Forum befindet sich im Berliner Schloss. (Archivbild)
Das Humboldt Forum befindet sich im Berliner Schloss. (Archivbild)  © Jens Kalaene/dpa

Die Stiftung sei sich bewusst, dass das Lied damals "eine metaphorische Konnotation" hatte und sich "satirisch-kritisch" auf Honecker bezog. Gleichzeitig klinge die "Gewaltgeschichte der Kolonisierung indigener Bevölkerungsgruppen" nach.

"Das Wort wird von vielen indigenen Menschen aber auch von vielen unserer nationalen und internationalen Besucher*innen als diskriminierend und rassistisch wahrgenommen", so die Stiftung Humboldt Forum. Diese Sichtweise werde ernst genommen und respektiert.

In der Verwendung des I-Wortes schwinge die "lange Gewaltgeschichte der Kolonisierung und Stereotypisierungen mit, die indigenen Bevölkerungsgruppen angetan wurden und bis heute wirken". Die Beteiligten im Humboldt Forum sagten, dass sie mit Sprache und mit Bildern sehr sensibel und respektvoll umgehen wollen.

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Lindenberg gab im Oktober 1983 viele Monate nach Erscheinen des Sonderzugs übrigens doch Konzert in der DDR. Er wurde von Egon Krenz (87), der damals Vorsitzender der Freien Deutschen Jugend (FDJ) war, zum "Rock für den Frieden" in den "Palast der Republik" eingeladen.

Bei seiner Ankunft vor dem "Palast der Republik" wurde Udo Lindenberg von Fans umringt. (Archivbild)
Bei seiner Ankunft vor dem "Palast der Republik" wurde Udo Lindenberg von Fans umringt. (Archivbild)  © Dieter Klar/dpa

"Sonderzug nach Pankow" durfte der Panik-Rocker beim DDR-Gig nicht spielen. An der Stelle des nach der Wende abgerissenen "Palazzo Prozzi" steht heute das Humboldt Forum.

Titelfoto: Christian Charisius/dpa

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