Tötet Künstliche Intelligenz das traditionelle Buch? Das denkt Bestseller-Autor Sebastian Fitzek
Berlin - Er ist einer der erfolgreichsten Autoren Deutschlands, seine Psychothriller werden zu Bestsellern: Sebastian Fitzek (53, "Der Heimweg"). Der Schriftsteller glaubt nicht, dass Künstliche Intelligenz derzeit eine ernsthafte Bedrohung für seine Branche ist.
"Im Moment erleben wir ein sehr spannendes Phänomen im Buchmarkt: die Verschmelzung der analogen und digitalen Welt", sagte Fitzek im Interview mit Horizont.net über die Entwicklungen im Verlagswesen und in der Literaturszene.
Fitzek weiter: "Was immer als Gegensatz empfunden wurde – scrawle ich auf Instagram oder lese ich ein Buch? – ist heute kein Problem mehr."
Beim Schreiben der Bücher habe sich bislang nichts geändert, erklärte der Erfolgsautor. "Ich sitze immer noch vor meinem Laptop und recherchiere die Fakten meiner Handlung."
Danach gefragt, ob generative KI für ihn eine bedrohliche oder eher eine spannende Entwicklung darstelle, entschied er sich für Letzteres: "Weil wir damit wieder in eine neue Ära eintreten. KI durchdringt ja alles."
Als Beispiel nannte er seinen Bruder, der Neuroradiologe ist. Dieser erlebe gerade den Einsatz von KI als "Sparringspartner bei der Auswertung von MRTs".
Sebastian Fitzek urteilt knallhart: "Nicht einmal der bessere Google-Ersatz"
Fitzek räumte ein: "In der Kunst sieht es anders aus. Ich habe mich sehr damit beschäftigt, wie die Möglichkeiten von KI beim Schreiben sind. Und ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass im Moment selbst die Bezahlvarianten der KIs für einen Autor noch nicht einmal der bessere Google-Ersatz ist."
Auf den Kommentar, wie er zu so einem "harschen Urteil" komme, erklärte der Schriftsteller: "Die KI will gefallen und produziert Antworten, die zwar sehr schlüssig klingen, aber eine Recherche oft nicht standhalten. Und das ist keine Hilfe, sondern nur zusätzliche Arbeit."
Der Berliner Schriftsteller spricht dabei aus eigener Erfahrung: "Ich habe mal etwas zu meiner Mutter recherchiert und da hat von vorne bis hinten einfach gar nichts gestimmt."
Seiner Einschätzung nach könnte Massenware künftig von einer KI geschrieben werden, zum Beispiel "der wöchentliche Groschenroman, der nach gewissen Schemata durchdekliniert ist". Gleichwohl gab er zu verstehen: "Das sorgt aber auch insgesamt für ein höheres stilistisches Niveau. Wenn die KI Standard ist, wird man nicht mehr allein mit dem Einsatz der Technologie punkten können."
Titelfoto: Hannes P. Albert/dpa