Nach dem Tod seines Vaters: Tim Mälzer veröffentlicht Herzensprojekt
Von Christiane Bosch
Hamburg/Bernkastel-Kues - Tim Mälzer geht ins Pflegeheim. Natürlich ist er dafür mit seinen 54 Jahren noch viel zu jung. Aber der Hamburger Fernsehkoch und Gastronom hat eine neue Mission. Diesmal will er schlicht den Alltag von Senioren in Pflegeheimen besser machen - leichter, aktiver, bunter.

Wie schon für die preisgekrönte Doku "Zum Schwarzwälder Hirsch" ist er dafür wieder mit Schauspieler André Dietz (49) unterwegs.
Und beide haben erneut Menschen mit Behinderungen dabei, die sich neuen Herausforderungen stellen wollen und als Pflegeschüler mit ins Heim kommen.
Der erste Teil der vierteiligen Doku "Herbstresidenz" wird am Mittwoch (Vox, 20.15 Uhr) ausgestrahlt.
Für Tim Mälzer ist die Doku erneut ein Herzensprojekt. Nach dem Tod seines Vaters im vergangenen Jahr habe er mit vielen Menschen über ihre Wünsche und Bedürfnisse rund um die letzten Lebensjahre sprechen wollen.
"Doch ich habe sehr schnell festgestellt, dass diese Gespräche nicht gerne geführt werden. Es wurde auch mit sehr starker Ablehnung darauf reagiert", sagte Mälzer der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg.
Aber warum ist das so? Dieser Frage wollte das Team auf den Grund gehen. Gedacht, getan - in einem Pflegeheim in Bernkastel-Kues in Rheinland-Pfalz.
Tim Mälzer: "Ich habe mich richtig angegriffen gefühlt"

Mälzer zog dafür für zwei Tage ein. Und schon beim Einchecken wurde ihm einiges klar. Es habe sich angefühlt, als müsse er seine Persönlichkeit abgeben, sagte er rückblickend.
"Da gab es die Frage, wie viel Graubrot und ob ich Allergien habe und ob ich mit Sprudel oder ohne Sprudel trinke. Das war's. Mehr wurde nicht gefragt."
Auf ein Minimum reduziert zu werden, habe ihn nicht nur ernüchtert, sondern auch ein wenig wütend gemacht. Er habe sich über sich selbst gewundert.
"Ich habe mich dennoch richtig angegriffen gefühlt in dem Moment. Ich mochte das überhaupt nicht, obwohl ich dem Heim gegenüber eigentlich total positiv eingestellt war. Aber ich dachte: 'Wow, wie muss es dann erst den Leuten geben, die endgültig einziehen?'"
Das wollen das Team und der pragmatische Hamburger sofort ändern. Also nehmen sie sich Zeit für die Senioren. Mälzer durchblättert mit ihnen Fotoalben, fragt nach deren Berufen und Hobbys und macht was daraus.
So bringt er einen der Bewohner - einst Bäcker - dazu, nach Jahrzehnten mal wieder Brot zu backen. Mit anderen werden gemeinsam im Team die Wände der Flure gestrichen, es gibt persönliche Türschilder, mehr Fotos und persönliche Dinge in den Zimmern.
"Die haben alle Erfahrungen, die haben alle Leben und das können wir wieder aktivieren und in die Gemeinschaft einbringen." Meist sei das alles ganz einfach gewesen. "Manchmal braucht es eben einfach nur ein bisschen Energie und nicht viel Geld, um etwas zu verbessern."
Titelfoto: Christian Charisius/dpa