Til Schweiger packt über Alkohol-Vorwürfe aus: "War ein schleichender Prozess"
Hamburg - Er macht reinen Tisch! Schauspieler und Regisseur Til Schweiger (59) hat sich erstmals zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen am Set von "Manta, Manta - Zwoter Teil" geäußert. Dabei zeigte er sich erstaunlich offen.
Es dürfte ein großer Schock für ihn Anfang Mai gewesen sein. Der Spiegel legte in einem Artikel unzumutbare Zustände am Drehort offen. Darin hatten mehrere Mitarbeiter über Schikane, zahlreiche Überstunden und sogar von Schlägen am Set berichtet. Zudem spielte auch der Alkoholkonsum von Schweiger eine große Rolle.
Vor rund einer Woche folgte eine gewisse Entlastung. Anwälte, die von der Produktionsfirma Constantin beauftragt wurden, konnten "kein generelles Klima der Angst" am Set feststellen. Schweigers Ruf litt dennoch kräftig unter den Anschuldigungen.
Zumal er im Nachgang auch noch einiges dafür tat. Auf Instagram zeigte er sich sturzbetrunken in einem Video, kurz darauf zog er sich aus der Öffentlichkeit zurück. Bis jetzt!
Im Interview mit dem Stern bezog Schweiger zu den Vorwürfen Stellung. "Ich möchte nicht, dass jemand Angst vor mir hat", erklärte der 59-Jährige. Daher wollte er auch die Anschuldigung der Tyrannei nicht auf sich sitzen lassen. "Der Vorwurf hat mich schwer getroffen. Niemand braucht vor mir Angst zu haben. Ich bin ein freundlicher Mensch."
Dennoch soll es gewissen Situationen am Set gegeben haben, wo ihn Leute "so erlebt haben". Auch Freunde hätten ihm bestätigt, dass er "eine Art haben kann, die angsteinflößend wirkt".
Til Schweiger trank am Set gerne ein Gläschen Wein
Seine Machtposition, die Schweiger als Regisseur, Hauptdarsteller, Drehbuchautor und Produzent innehatte, habe er laut eigenen Angaben nicht ausgespielt. "Filmemachen ist keine Basisdemokratie. Es kann nicht 100 kreative Entscheider geben", erklärte er dazu.
Zudem spielten auch die schwierigen Bedingungen zum zweiten Teil des Klassikers aus den 1990er-Jahren eine Rolle. Mit vielen Mitarbeitern musste der gebürtige Freiburger erstmals zusammenarbeiten. Diese hätten sich oftmals "überfordert" gefühlt, wie er es nannte, aber auch verstand. Daher klagten sie auch über ein Unwohlsein am Set. "Darüber gehe ich nicht hinweg. Das ist nicht meine Art. Aber wenn du dich wie ein Diktator am Set aufspielst, dann erzeugst du Angst", bezog Schweiger Stellung.
Bei den gegen ihn erhobenen Vorwürfen spielte auch der Alkohol eine große Rolle. "Durch meinen Alkoholkonsum war ich nicht ich selbst", zeigte er sich mittlerweile geläutert, auch wenn er es in just jenem Moment nicht wahrhaben wollte.
Er habe "immer schon gerne ein Glas Wein am Filmset getrunken", der Arbeit habe es aber nie geschadet. Bei den Dreharbeiten Anfang des Jahres sei es aber schon ein bisschen mehr gewesen. "Ich glaube, das war ein schleichender Prozess", gestand Schweiger.
Til Schweiger gesteht Handgreiflichkeiten gegenüber einem Mitarbeiter
In diesem Zuge kam es auch zu Handgreiflichkeiten gegenüber einem Mitarbeiter. Wie der 59-Jähriger erklärte, habe er in der Nacht zuvor mit einem alten Weggefährten ein paar Drinks genommen. Statt ins Bett zu gehen, wollte er aber unbedingt noch eine Szene fertig schneiden. "Dann kam der Filmriss", zeigte sich Schweiger erschrocken.
Was dann passierte, kennt er nur aus Erzählungen. Der Constantin-Chef habe ihm telefonisch erklärt, dass er für die Dreharbeiten zu betrunken sei, doch das wollte er nicht einsehen. Als ein Mann ihn davon abhalten wollte, das Set zu betreten, setzte es eine Ohrfeige. "Es war eine Katastrophe, für die ich mich heute noch schäme und für die ich allein verantwortlich bin", erklärte er über den Einzelfall.
Sein Alkoholkonsum sei aber immer wieder Gesprächsthema bei Familie und Freunden gewesen. "Sie machten sich Sorgen, dass ich zu viel trinke. Ich habe das nie von mir gewiesen", sagte er. Er wollte die Problematik immer angehen, wie er versprach.
Angesprochen auf den "Spiegel"-Artikel erklärte Schweiger. "Da sollte meines Erachtens subtil der Eindruck erweckt werden, dass ich und Harvey Weinstein aus demselben Holz geschnitzt seien", klagte er. "Weinstein ist ein überführter mehrfacher Vergewaltiger. Und er hat im Übrigen auch einige Karrieren zerstört."
Instagram-Video brachte Til Schweiger zur Vernunft
Die Vorwürfe, "zu viel Wein getrunken" und sich "im alkoholbedingten Zustand einigen Menschen gegenüber beschissen benommen" zu haben, stelle er sich. Er habe sich bereits Hilfe gesucht. "Ich werde bald 60. Ich will jetzt keine Zeit mehr verlieren, ich will ein besserer Mensch werden."
Dies sei aber vor allem wegen eines Instagram-Videos, das Schweiger auf seiner Mallorca-Finca gedreht hatte, geschehen. "Als ich mich da gesehen habe, in diesem Zustand des absoluten Kontrollverlustes: Das war unerträglich", gab er zu. Freunde hätten ihn sogar noch an der Veröffentlichung hindern wollen. Wie sein Arzt ihm bescheinigte, sei Schweiger aber kein Alkoholiker, wie er versicherte.
Auf den Konsum wollte er übrigens nicht verzichten. "Nach zwei Gläsern ist Schluss", stellte Schweiger klar, der das gesunde Maß einhalten will.
Titelfoto: Christian Charisius/dpa