Techno-Ikone Paul Kalkbrenner findet deutliche Worte: "Angst vor Sprechverboten"
Berlin - Mit dem Techno-Film "Berlin Calling" (2008) avancierte Paul Kalkbrenner (46) zum Massenphänomen. Nach Aussagen des Musikers und Produzenten spielt seine ostdeutsche Herkunft eine Rolle.
"Ich war schon mit 13 ein aufmerksamer Junge. Es hat einen Vorteil, in beiden Systemen zu leben", erzählt Kalkbrenner der "Berliner Zeitung" in einem Interview und setzt hinterher: "Man kann bestimmte Sachen vielleicht ein bisschen früher erkennen."
Die Techno-Ikone, die in Leipzig geboren wurde und in Berlin-Lichtenberg aufwuchs, erklärt dazu: "Es gibt eine gewisse Scheu, die Dinge auszusprechen, die einem auf der Zunge liegen."
Ferner vertritt der Familienvater die Ansicht: "Keiner sagt mehr so richtig, was ist. Das ist doch dumpf. Es gibt Angst vor Sprechverboten und Worten, die du nicht benutzen sollst."
Auch glaubt der 46-Jährige, dass die Menschen sich aus einem bestimmten Grund einschüchtern lassen: "Weil Menschen anscheinend so sind. Man schlägt verschiedene Zeitungen auf und bei gewissen Themen ist es so, als hätte, wie damals, die ZK-Pressestelle angerufen mit der Direktive für den Tag. Aber das passiert ja nicht."
Paul Kalkbrenner: "DDR hätte Techno stark gefördert"
Daher kommt der Musiker zu dem Schluss: "Es kann also nur daran liegen, dass gewisse Menschen sehr schwarmmäßig unterwegs sind."
Ebenfalls meint er: "Partymachen ist sehr unpolitisch. Ich denke mal, die DDR hätte, wenn sie weiterbestanden hätte, in den 1990ern Techno stark gefördert. (...) Ja, aber nichts mit Systemkritik, sondern einfach: Pillen her und jippie!"
Titelfoto: Marc Tirl/dpa