Sylvester Stallone malt, wenn es ihm schlecht geht: So sehen seine Kunstwerke aus
Hagen – Weltberühmt ist er als "Rocky" oder "Rambo". Doch die Anfänge der Actionheld-Karriere von Sylvester Stallone (75) liegen in der Kunst – wie nun die erste Deutschland-Ausstellung seiner Malerei in Hagen (Ruhrgebiets) zeigt. Zur Eröffnung ist die Hollywood-Ikone persönlich angereist.
Mit einem kraftvollen "Good Morning" tritt der Hollywoodstar auf die Bühne im Hagener Osthaus Museum.
Wenig später, als Sylvester Stallone die Präsentation seiner eigenen Werke an den Museumswänden zum ersten Mal sieht, wirkt er fast ein wenig eingeschüchtert von seiner Rolle an diesem Tag: Sylvester Stallone ist nicht als boxfaust-ballende Action-Ikone hier, er präsentiert die privateste aller Künste, wie er sie selbst bezeichnet: seine eigene Malerei.
Beim Malen habe man nur "sich und seine Seele", sagt er im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Ganz im Unterschied zum Filmemachen, wo man immer jemanden oder etwas für den Misserfolg verantwortlich machen könne: Als Maler könne er sich nur auf sich selbst verlassen.
Es ist das erste Mal, dass Stallone diese lange unbekannte Seite seines Schaffens in Deutschland zeigt.
Die Retrospektive in dem traditionsreichen Ausstellungshaus im Ruhrgebiet "Sylvester Stallone. Best of Life" versammelt 53 Original-Gemälde, darunter noch nie gezeigte Arbeiten aus den 1960er Jahren bis zu großformatigen Arbeiten aus der jüngeren Gegenwart.
Sylvester Stallone malt, wenn es ihm schlecht geht
Großformatige Heldenfiguren sind dabei, mal reduziert auf ihre Umrisse, mal mit Farbdose und Schablone wie ein Wandgraffito auf die Leinwand gesprüht. Den Malprozess beschreibt Stallone dabei selbst als eher spontan ("Das hinter mir sollte ein Pferd werden – und schauen Sie, was daraus geworden ist"), zuweilen therapeutisch. Er sei immer dann besonders gut, wenn es ihm schlecht gehe, sagt Stallone. "Wer will in einer guten Stimmung an einem schönen Tag schon malen?"
Über die Jahrzehnte sind dabei Gemälde entstanden, die Museumsdirektor Tayfun Belgin treffend als "farbkräftig, formkräftig, bisweilen auch mit Übertreibung" charakterisiert. "Eine Art figurativ-expressiver Stil", für den er sich von Surrealismus, Expressionismus und abstrakter Malerei habe inspirieren lassen.
"Ich neige dazu, meine wahre Natur in meinen Bildern zu zeigen, und die ist actiongeladen – echt wahr. So bin ich", sagt Stallone der dpa. Und so sei er die meiste Zeit seines Schaffens nicht sicher gewesen, ob die Menschen etwas mit seiner Kunst anfangen können – oder ob sie gar verschreckt sein könnten.
Erst vor einigen Jahren ließ es sich von der Galerie Gmurzynska zu einer Ausstellung in der Schweiz überreden. Es folgten bald Museumsschauen in St. Petersburg (2013), Nizza (2015) und nun: Hagen.
Vollblutschauspieler und Vollblutmaler
Dass die Malerei jedoch schon Jahrzehnte zuvor untrennbar mit Stallones filmerischem Schaffen, ja seinem Aufstieg zur Leinwand-Legende verbunden ist, zeigt das Bild "Finding Rocky", datiert auf das Jahr 1975: ein Muskelpaket mit melancholischem Blick, die New Yorker Bronx bedrohlich im Hintergrund. Die allererste Idee der Boxlegende ritzte Stallone mit einem Schraubenzieher in die Farbe, wollte sie archaisch aussehen lassen wie eine Höhlenzeichnung.
Erst danach schrieb Stallone – frustriert von seiner schleppenden Schauspielkarriere – das Drehbuch zum mehrfach oscarprämierten Film "Rocky", jener uramerikanischen Legende über den Aufstieg eines Knochenbrechers zum Box-Champion. Schon die erste Skizze seiner Lebensrolle könnte als Selbstporträt des jungen Stallone durchgehen: Er schnitzte sich Rocky buchstäblich auf den Leib.
Doch ist es mehr als sein berühmter Name, der Stallone zu einer solchen Museumsausstellung bringt? "Es ist sehr gute Kunst", ist sein Galerist Mathias Rastorfer, CEO der Galerie Gmurzynska, überzeugt. Und auch Museumschef Belgin pflichtet ihm bei: "Diese Kraft der Malerei zeigt einen Vollblutmaler, so wie er in seinen Filmen auch als Vollblutschauspieler auftritt." Natürlich mache ein großer Name es leichter. "Man kann aber einen guten Namen durch schlechte Bilder kaputt machen", hier treffe ein guter Name auf gute Bilder.
Die Ausstellung in Hagen ist ab Samstag für Besucher geöffnet und wird bis zum 22. Februar 2022 zu sehen sein.
Titelfoto: Rolf Vennenbernd/dpa