Intimes Video von Sophia Thiel! Influencerin zeigt, wie ein Essanfall bei ihr aussieht

München - Sophia Thiel gewährt ihrer Followerschaft auf YouTube teils tiefe persönliche Einblicke. Nun hat die 28-Jährige offen über ihre Essstörung, ihre Therapie und wichtige Meilensteine auf ihrem langen Weg gesprochen.

Sophia Thiel (28) hat sich offen wie selten gezeigt.
Sophia Thiel (28) hat sich offen wie selten gezeigt.  © Peter Kneffel/dpa

"Heute wird es ein sehr intimes Video für mich", leitet die Influencerin, die äußerst angespannt wirkt, den neuesten Beitrag auf der Plattform ein. Sie werde zeigen, "wie ein Essanfall bei mir aussieht".

In einem Auto vor einem Biomarkt sitzend schildert Thiel, dass sie natürlich nicht einen Anfall haben oder vorspielen, sondern den Zuschauenden nur erklären werde, wie ein solcher bei ihr ablaufe. Der erste Drehort ist dabei keinesfalls zufällig gewählt.

"Ich möchte euch ein bisschen zeigen, wie so etwas entsteht, was ich dabei fühle, was ich mir kaufen würde und wie das alles ungefähr bei mir aussieht", führt die 28-Jährige weiter aus. "Biomärkte waren sehr reizvoll und sind es bis heute. Ich mag einfach Bioläden und deren Produkte sehr, sehr gerne."

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Ausgelöst von negativen Emotionen wie Frustration oder Trauer habe sie ihr Weg dann in die jeweiligen Geschäfte geführt.

"Trigger waren unter anderem lange Essenspausen, wenn ich extreme Trainingseinheiten hatte, durch die ich mehr Hunger hatte, aber mir damals nicht mehr erlaubt habe", erklärt Thiel. Auch Fotos und Videos, auf denen sie sich "unglaublich unwohl und viel zu dick und hässlich" gefühlt habe, seien für Anfälle verantwortlich gewesen. Sie habe dann nur ans Essen gedacht.

In ihr komme dabei eine starke Nervosität hoch, die sie vor allem im vorderen Teil ihres Halses spüre, beschreibt Thiel, die sich zur Veranschaulichung an diesen greift. Außerdem erhöhe sich ihr Herzschlag und sie bekomme eine "schnelle Flachatmung".

In der Folge lässt sich Thiel bei einem beispielhaften Einkauf mit einer verstecken Kamera filmen, wobei sie nicht nur genau schildert, bei welchen Produkten und warum sie zugegriffen hat, sondern auch veranschaulicht, wie schwer ihr ein solcher durch die damit verbundenen Erinnerungen fällt. Die innere Unruhe ist der Bayerin deutlich anzumerken.

Sophia Thiel: "Ab einem gewissen Punkt tut sitzen und liegen weh"

Sophia Thiel (28) berichtet von ihren Fortschritten.
Sophia Thiel (28) berichtet von ihren Fortschritten.  © Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/ZB

Im Anschluss zeigt sie, was sie im Zuge eines Anfalls an einem Tag letztlich gegessen hat. Nicht nur die Menge wird dabei veranschaulicht, sondern auch die Art der Produkte, die natürlich eine Rolle spielt. "Ihr seht, das ist alles ziemlich süß", merkt Thiel an.

Alles sei zudem stets unter Zeitdruck passiert - ob beim Einkauf im Supermarkt oder anschließend beim Essen. Das habe bereits mit kleinen Snacks im Auto begonnen und sei mit einem komplett vor ihr ausgebreiteten Einkauf auf der Couch geendet. Meistens habe sie den Fernseher angemacht, um dann alles "so schnell wie möglich zu vernichten".

"Wenn es an einem Tag wirklich ganz schlimm war, habe ich dann so lange gegessen, bis ich wirklich körperliche Schmerzen hatte", erklärt Thiel, die unter anderem von Bauchkrämpfen berichtet. "Ab einem gewissen Punkt tut sitzen und liegen weh." Sie sei dabei auch oftmals in ein "depressives Loch" gefallen. "Und dann vegetiert man so vor sich hin."

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Inzwischen habe sie allerdings Fortschritte gemacht. "Gott sei Dank habe ich heute nicht mehr so manische Essanfälle wie früher", schildert die 28-Jährige. "Für mich ist das ein manisches Gefühl, weil ich wirklich alles getan hätte, um an Essen zu kommen." Sie habe auch Dinge gemacht, die ihr noch heute sehr peinlich seien. Es sei einfach ihre "Hölle auf Erden" gewesen.

Der gebürtigen Rosenheimerin ist dennoch klar, dass sie weiter hart arbeiten muss. "Wenn ich jetzt alleine bin, würde ich all das [den noch immer vor ihr liegenden Einkauf, Anm. d. Red.] nicht bei mir zu Hause haben wollen." Es sei bei ihr keinesfalls so, dass sie kaufe, was sie wolle. Das anschließend in den eigenen vier Wänden herumliegen zu lassen, um sich nur mal eine Kleinigkeit zu nehmen und es dabei zu belassen - auf diesem Level sei sie noch nicht, so Thiel.

Sophia Thiel spricht über Arbeit mit Therapeutin und wichtige Meilensteine

Sophia Thiel (28) hat noch viel vor sich.
Sophia Thiel (28) hat noch viel vor sich.  © Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa

Dennoch ist sie stolz auf das, was sie bisher erreicht hat. "Für mich waren andere Meilensteine wichtig. Dass ich weg von Apps komme und aufhöre, mein Essen abzuwiegen. Dass ich essen gehen kann, dass ich in Gemeinschaft essen gehen kann und das auch genieße und danach keinen Essanfall habe."

Wie schwer der Kampf ist, wird kurz darauf deutlich. "Momentan ist es bei mir so, dass ich in einer nicht so stabilen Phase bin", beschreibt Thiel offen. Sie arbeite auch weiterhin mit ihrer Therapeutin daran, immer "mehr stabilere Phasen" zu bewerkstelligen.

"Es wird niemals so sein, dass ich in Therapie gehe, immer stark und dann irgendwann da raus bin", ist sich die 28-Jährige im Klaren über das, was in der Zukunft noch vor ihr liegen wird. "Letzten Endes hat man sein ganzes Leben mit diesem Thema zu tun." Es sei ein Prozess. Es werde allerdings mit der Zeit alles in meist kleinen Schritten zumindest leichter.

"Auch wenn ich noch sehr viel vor mir habe, habe ich in der Therapie solche enormen Besserungsschritte machen können wie ich sie mir ein Jahr zuvor nicht hätte erträumen können. Ich möchte euch damit auch sagen, dass es einen Weg herausgibt." Thiel will anderen Menschen, die betroffen sind, Mut machen. Es sei wichtig, darüber zu sprechen und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Titelfoto: Peter Kneffel/dpa

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