So zärtlich, so robust: DEFA-Schauspielerin Jutta Hoffmann wird 80
Halle (Saale)/Potsdam - Vielleicht waren es die großen Augen, die Jutta Hoffmann dieses Besondere verliehen. In die konnte man sich auch verlieben, doch sie täuschten stets: Zwar mag die Schauspielerin mit ihnen oft verletzlich in die Welt gesehen haben, doch waren ihre Figuren stets stark und robust. So wurde Hoffmann zu einem der prägenden Frauengesichter des Kinos der DDR. Am heutigen Mittwoch wird sie 80 Jahre alt.
Als Zarte wurde sie oft beschrieben, als Schauspielerin voller Anmut, deren Charaktere sich gleichwohl nicht unterkriegen ließen.
Früh war sie bübisch, mit scheuem Lächeln unter kecker Kurzhaarfrisur, dabei stets patent. Melancholisch, verträumt, dann wieder zornig aufbegehrend die Erfüllung ihrer Wünsche einfordernd.
Ihre Figuren zeigten Willen, zeigten Stärke. Jutta Hoffmann hat in ihren bedeutenden Rollen in DEFA-Filmklassikern einer ganz speziellen Inkarnation der "Ost-Frau" ihren eigenen Ausdruck verliehen.
So wurde sie neben Angelica Domröse (79) und Renate Krößner (†75) zu einer der Großen im DDR-Kino – auch wenn sie einmal sagte, damals sei sie nur ein "Weltstar im Pappkarton" gewesen.
Geboren in Halle an der Saale, begann ihre Karriere vor rund 50 Jahren bei einer Laiengruppe in einem Chemiewerk bei Buna Schkopau. Später studierte sie an der Filmhochschule in Potsdam-Babelsberg. Erst kam das Theater, dann entdeckte das Kino sie als ein Gesicht, das man lustvoll filmen konnte, das strahlte.
Allerdings oft in Filmen, die verboten wurden. Große Titel aus den Jahren 1965/66 sind darunter, "Denk bloß nicht, ich heule", "Wenn du groß bist, lieber Adam", sie synchronisierte für "Spur der Steine" und spielte die Rolle einer unangepassten Lehrerin in "Karla".
Zwischen internationalem Triumph und "Giftschrank-Filmen"
Ein internationaler Triumph gelang dem DDR-Star 1971 mit dem Film "Der Dritte", für den sie beim Filmfest in Venedig den "Silbernen Löwen" als beste Darstellerin gewann.
Verboten wurden wiederum ihre Filme "Der Schlüssel" (1972) und dann "Das Versteck" (1977), weil Partner Manfred Krug (†79) in den Westen ging.
Längst hatte Jutta Hoffmann auch im Fernsehen der DDR ein Millionenpublikum gefunden, doch ihre wichtigste Rolle war wiederum eine für den Giftschrank: "Geschlossene Gesellschaft" (1978) an der Seite von Armin Mueller-Stahl (90).
Weil sie gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns (84) protestiert hatte, blieben Angebote aus; 1982 verließ auch Jutta Hoffmann die DDR.
Sie spielte wieder vermehrt Theater, reüssierte in der deutsch-deutschen TV-Satire "Motzki" (1993), gab ab 1999 die mädchenhaft-verträumte Kommissarin Wanda Rosenbaum im Brandenburger "Polizeiruf 110". Da lehrte sie längst im Hauptberuf als Professorin für darstellende Kunst.
2017 wurde sie noch einmal beim Deutschen Schauspielpreis als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet, für eine Rolle als alkoholkranke Obdachlose.
Noch einmal eine schöne Rolle, das kann sie sich vorstellen. Ihre Augen dürften noch immer leuchten. Ansonsten hält sich Jutta Hoffmann zu ihrem 80. bedeckt. Auf Anfrage der Deutschen Presseagentur antwortete sie knapp und schriftlich: "Meiner Familie und mir geht es gut."
Titelfoto: Bildmontage / imago images